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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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wußten auch, in welcher Gefahr ihre Kinder und letztendlich sie geschwebt hatten.
    Das Unheil war in Gestalt dämonischer Wesen über sie gekommen, angeführt von einer Person, die selbst einmal vor mehr als hundert Jahren hier in Lianfair gelebt hatte und als blutige Lucy zur Dorflegende geworden war. Sie war nicht tot gewesen, sie war zurückgekehrt, mit ihr die verfluchten Vampire aus Rumänien. In dieses Land hatte sie sich nach ihrem Verschwinden zurückgezogen und dann einfach eine so lange Zeit gewartet.
    Vieles paßte von der normalen Logik her nicht zusammen, aber es war nun mal geschehen. Zwar war es jetzt Erinnerung, sie aber steckte noch frisch in den Köpfen der Menschen, und erst recht die Familie Tarlington war davon betroffen.
    Jack hatte auf dem Bett gesessen, um sich die beiden Flecken genauer anzuschauen. Jetzt aber stand er auf. Er sagte sich, daß es völlig harmlos war, ganz harmlos, ein aufgekratzter Pickel, aber tief in seinem Gehirn formierte sich ein Widerspruch, ohne daß er es eigentlich wollte.
    Diese beiden Flecken hatten dicht beisammen gelegen. Sehr dicht sogar. Wie von jemandem gezeichnet oder hinterlassen. Und sie waren nicht verschmiert gewesen.
    Jack ertappte sich bei dem Gedanken, daß er seine Tochter im Gesicht und auch am Hals untersuchen wollte, besonders am Hals. Der Gedanke schockte ihn arg, denn er wollte das große Grauen nicht noch einmal erleben. So etwas würde er kaum verkraften können, vor allen Dingen dann nicht, wenn er und seine Familie direkte Betroffene waren.
    Die Tür zum Kinderzimmer hatte seine Frau nicht geschlossen, deshalb hörte er auch ihre Stimme über den Flur hallen. »Kommst du, Jack, oder ist noch was?«
    Er löschte das Licht und ging zur Tür. »Ich komme gleich, Donna. Ich muß noch mal nach unten.«
    »Ist gut. Schau dich lieber im Haus um.«
    Das tat Jack nicht. Er ging nur in die Küche und ließ seinen ersten Vorsatz sausen, das Licht einzuschalten. Er wollte in der Dunkelheit bleiben, weil er sich durch sie einigermaßen geschützt fühlte und selbst auch beobachten konnte.
    Im Dunkeln ging er zum Kühlschrank, zog die Türe auf und holte die Flasche Gin hervor. Er kippte etwas davon in ein Wasserglas, trank die Hälfte und trat dann, das Glas in der Hand haltend, in die Nähe des Fensters, um nach draußen zu schauen, wo sich der Winter mit seiner eisigen Kälte eingenistet hatte. Nach Mitternacht sanken die Temperaturen noch tiefer, als wollten sie auch den Rest von Leben draußen erstarren lassen.
    Eine Welt wie eingefroren. Kalt. Voller Eis. Hätten Vampire eine Seele gehabt, wäre es bei ihnen nicht anders gewesen. Ebenfalls eisig und kalt, ohne den Funken eines Gefühls.
    Vampire, immer wieder Vampire. Er kam von diesen Bestien einfach nicht los. Sie beherrschten sein gesamtes Denken, denn ihr Auftauchen hatte sein und das Weltbild seiner Mitmenschen hier oben in Lianfair durcheinandergebracht.
    Es war nichts mehr so wie früher. Die Blutsauger hatten die Grenze zwischen der Legende und der Realität überschritten. Sie waren in die Wirklichkeit eingedrungen, und nicht nur so, sondern voller Pläne, mit einem gefährlichen Background versehen, wie er ebenfalls hatte erleben müssen.
    Sogar in seiner eigenen Verwandtschaft hatte dieser Keim gesteckt. Lucy Tarlington, die blutige Lucy und Urahnin, war dafür das beste Beispiel.
    Durch sie war der Horror gekommen. Aber er hatte auch die Menschen angelockt, die ihn letztendlich gestoppt hatten. Zumindest war Jack Tarlington bis heute davon überzeugt gewesen. Nun dachte er anders darüber. Er wollte nicht behaupten, daß die Blutsauger zurückgekehrt waren, aber das Verhalten seiner Tochter bereitete ihm schon Sorgen, ebenso wie die beiden rätselhaften Blutflecken auf dem Kissen.
    Jack griff nach dem Glas und trank wieder einen Schluck. Der Gin schmeckte ihm nicht besonders. Er wußte selbst nicht, weshalb er sich den Doppelten eingeschenkt hatte. Mitten in der Nacht trank er sonst nicht, aber heute hatte es sein müssen.
    Er trat noch dichter an das Fenster heran und spürte die Kante der Bank, die sich gegen seine Beine drückte. Sein Atem hatte auf der Scheibe einen leichten Beschlag hinterlassen. Er schaute über dessen oberen Rand hinweg und stellte fest, daß es eine sehr helle Nacht geworden war. Es lag am Vollmond, der sich seinen Platz am wolkenlosen klaren Himmel ausgesucht hatte, bewacht von zahlreichen Sternen. Sie und er schickten das kalte platinhafte Licht auf die Erde,
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