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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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ballte die Hände zu Fäusten. »Verdammt noch mal, John, sag du doch was!«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie gelogen hat. Wir wissen einfach zu wenig.«
    »Dann muß sie uns aufklären.«
    »Das wird sie sicherlich tun.«
    Sheila saß am Tisch und sagte nichts. Sie sah aus wie eine Dekoration, denn sie bewegte sich nicht und schaute über die Reste des Gänsebratens hinweg auf die beiden Besucherinnen, die für sie fremd waren. Sie hielt sich völlig raus und überließ es ihrem Mann, die nächste Frage zu stellen.
    »Noch einmal, bitte. Wieso heißt sie ebenfalls Lucy, und wieso ist sie keine dritte Person?«
    »Das kann sie gar nicht sein, hat sie mir gesagt.«
    »Ach ja?«
    »Sie ist ja kein Mensch wie Sie oder ich.«
    »Ein Geist?«
    Das Mädchen hob die Schultern. »So ähnlich, aber kein richtiger Geist. Sie ist eine Seele.«
    Bill ließ sich gegen die Lehne zurücksinken. Er schüttelte den Kopf und sprach mich an: »Jetzt bist du an der Reihe, John, ich komme da nicht mehr mit.«
    »Okay, Bill, okay.« Ich ging auf die beiden zu und interessierte mich mehr für die Freundin. In ihrem Gesicht sah ich keinen Argwohn, es war so klar und hell, und es strömte etwas von ihr aus, das auch mir nicht verborgen blieb. Es war eine positive Aura, die sie mir vermittelte. Ihre Gestalt sah zwar menschlich aus, doch das Licht sorgte immer wieder dafür, daß sie an gewissen Stellen, wo es tanzte, durchsichtig wurde.
    Ich wußte auch nicht, ob ich es schaffte, mit ihr zu reden oder auf eine andere Art und Weise in Verbindung zu treten, deshalb hielt ich mich an das Mädchen. »Deine Freundin ist also eine Seele.«
    »Ja, Mr. Sinclair, das hat sie mir gesagt.«
    »Und sie hat dich gerettet.«
    »Auch das stimmt.«
    »Aber Seelen wohnen in Körpern. Kennst du ihren Körper? Weißt du denn, aus welch einem Menschen diese Seele hervorgefahren ist?«
    Die Kleine zögerte mit der Antwort. Sie suchte nach den richtigen Worten und sagte dann: »Aus dem Körper der blutigen Lucy. Sie ist ihre Seele, die keine Ruhe finden konnte. Als Lucy zum Vampir wurde, ist die Seele entwischt, aber sie kann nicht in die Glückseligkeit eingehen, wie unser Pfarrer immer gesagt hat, sie ist immer unterwegs. Sie muß erst alles gerichtet haben. Wenn der Schatten nicht mehr da ist, dann hat auch sie Ruhe.«
    »Du meinst das Vampir-Phantom?«
    Lucy nickte. Sie verzog das Gesicht dabei. »Es war ja auch in der Nacht bei mir.«
    »Stimmt, das wissen wir von deinen Eltern. Du hast viel Glück gehabt, Kind – und jetzt bist du bei uns. Wollte deine Freundin es? Wollte sie dich zu uns bringen?«
    »Ja, denn sie – ihr werdet es schon schaffen.«
    Ich lächelte. »Das hoffen wir auch. Sag mal, kannst du mir verraten, ob ich auch mit deiner Freundin sprechen kann? Würde sie wohl auf mich hören?«
    »Du mußt es versuchen, John.«
    »Okay, ich tue es.«
    Die seltsame Seele mußte alles gehört und verstanden haben. Als ich mich ihr zuwandte, da sah es für einen Moment so aus, als wollte sie sich auflösen. Durch ihren Körper rann ein Flimmern, die Lichter verstärkten sich, aber die Masse löste sich nicht auf, sie blieb konstant. Mein Lächeln erwiderte die Freundin nicht, aber sie zog sich auch nicht zurück, nur das seltsame Licht, die Energie aus ihrer anderen Welt, umtanzte sie jetzt stärker. »Ich möchte dir dafür danken, daß du Lucy gerettet und zu uns gebracht hast. Aber bist du sicher, daß wir das Vampir-Phantom endgültig vernichten können?«
    Eine Antwort erhielt ich nicht. Und trotzdem gab man sie mir, allerdings durch den Kindermund, denn die kleine Lucy erklärte mir, daß ihre Freundin nur durch sie »sprechen« konnte. »Ja, sie will, daß ihr alles richtet, und sie will ihre Ruhe haben. Ihr Körper hat schon zuviel Schaden angerichtet, darunter hat die Seele gelitten. Sie kann die Glückseligkeit nicht erreichen, aber wenn ihr es schafft, das Phantom zu töten, dann kann auch Lucy ihren Weg gehen.«
    »Das werden wir hoffentlich schaffen. Wird sie uns denn dabei helfen? Frag sie?«
    Das Mädchen wandte sich der Freundin zu. Es nahm auf ihre Art und Weise mit der Seele Kontakt auf. Dabei bewegte es zwar die Lippen, ohne jedoch ein Wort laut auszusprechen. Sie redete tatsächlich stumm, doch ihre Beschützerin hatte sie verstanden, wie ich bemerkte, denn sie schüttelte den Kopf.
    Das sah für uns nicht besonders gut aus, und ich fragte Lucy:
    »Was hat sie erwidert?«
    »Sie wird euch nicht helfen
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