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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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Sicherheit hier bei euch geschafft. Wie es allerdings weitergeht, weiß ich nicht.«
    »Ja, ja«, murmelte er, »das wird ein Problem. Wenn du den Schatten draußen gesehen hast, sollten wir dort mal nachschauen.«
    »Vorausgesetzt, er hat es noch nicht geschafft, das Haus zu erreichen.«
    »Rechnest du damit auch?«
    »Ja, mit allem.«
    Bill ging einige Schritte zur Seite. Er blieb vor dem breiten Fenster stehen, um in den Garten schauen zu können. Er suchte ihn ab. Zu sehen war nichts. Kein Schatten durchwehte den Lichtschein oder die vorweihnachtliche Atmosphäre. Friedlicher als dieser Garten konnte keiner sein, das mußten wir beide zugeben.
    Er drehte sich wieder um. »Wir müssen was tun, John, das steht fest. Wir dürfen die Kleine nicht aus den Augen lassen. Noch einmal wird sich der Schatten nicht vertreiben lassen. Ich rechne sogar damit, daß er wieder zu Kräften gekommen ist.«
    »Wir warten.«
    »Mehr nicht.«
    Ich lächelte. »Doch, wir werden noch etwas tun.« Bei diesen Worten hatte ich mein Kreuz aus der Tasche gezogen. »Ich werde es Lucy umhängen. Das ist ihr Schutz.«
    Bill war einverstanden. Dann sagte er: »Ich mache mehr als zehn Kreuzzeichen, wenn wir diesen Fall überstanden haben, das kannst du mir glauben. Nie hätte ich gedacht, daß es so etwas gibt. Eine Seele, die plötzlich als Schutzpatronin auftritt.«
    »Wir müssen es akzeptieren, Bill!«
    Er hob nur die Schultern.
    ***
    Lucy Tarlington saß auf Bills Schreibtischstuhl mit der hohen Lehne und sah darauf sehr klein und hilfsbedürftig aus. Sheila hatte die Nummer in Lianfair gewählt, nicht viele Worte gemacht und den Hörer sofort weiter gereicht.
    Das Mädchen sprach mit Mutter und Vater zugleich, die sich wahnsinnig darüber freuten, daß die Stimme ihrer Tochter wieder normal klang, und daß es ihnen überhaupt möglich war, mit Lucy zu sprechen.
    Aber es war noch nicht beendet. Das wußte auch Sheila. Es gab dieses Vampir-Phantom, dessen Existenz wie eine unsichtbare Drohung über allem schwebte.
    Nur hatte sie es noch nicht gesehen. Sie ließ Lucy reden, während sie nahe eines Bücherregals stand und von dieser Stelle aus das Zimmer im Auge behalten konnte.
    Es tat sich nichts.
    Es war ruhig, bis auf Lucys Stimme. Trotzdem fühlte sich Sheila nicht gut. Diese Ruhe gefiel ihr nicht. Sie kam ihr abwartend und bedrohlich zugleich vor, denn sie dachte auch daran, daß sich irgendwo im Hintergrund, den sie nicht einsehen konnte, weil er im Unsichtbaren verborgen lag, etwas zusammenbraute, das für alle noch höllisch gefährlich werden konnte.
    Immer wenn sie daran dachte, floß ein kalter Schauer über ihre Haut, als wollte er die winterliche Kälte von draußen her auch in ihr Innerstes bringen.
    Nach einer Weile verließ Sheila ihren Platz und trat ans Fenster.
    Sie dachte darüber nach, ob sie das Rollo vorziehen sollte. Es hätte nichts gebracht. Der Schatten schaffte es auch, durch die geschlossenen Fenster oder Wände zu kriechen, und deshalb ließ sie es bleiben, schaute aber nach draußen in den Garten.
    Der Rotwein hatte in ihrem Mund einen trockenen und auch unangenehmen Geschmack hinterlassen. Sie hätte ihn gern mit Saft oder Wasser weggespült, aber sie traute sich nicht, in die Küche zu gehen und das Kind allein zu lassen. Es war wichtig, daß Bill und John kamen. Zu dritt konnte Lucy besser geschützt werden.
    Der Garten lag still jenseits der Scheibe, eingehüllt in das dunkle Tuch der Dunkelheit. Nur an gewissen Stellen von den Lichtern der Lampen und Scheinwerfer durchschnitten. Von letzteren steckten einige in der Erde. Sie schickten ihr Licht in die Höhe oder in schrägen Winkeln durch den Garten.
    Hinzu kam die vorweihnachtliche Beleuchtung, die an den Bäumen ihre Plätze gefunden hatten und der Umgebung einen schon leicht festlichen Glanz gaben.
    Alles war so normal. Ein Fremder hätte darüber gelacht, hätte er je erfahren, um was es hier ging.
    Sheila lachte nicht, sie lächelte nicht mal. Ihr war danach wirklich nicht zumute.
    Etwas war da.
    Sie riß die Augen weit auf. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, wachsam zu sein, drang dieses Etwas trotzdem durch die Scheibe, und plötzlich war es finster um sie herum. Sheila riß den Mund auf, sie wollte atmen und hatte den Eindruck, dickes Blut zu trinken.
    Sie schwankte. Die Augen hielt sie geöffnet, aber um sie herum war nur die Dunkelheit und die eisige Kälte einer fürchterlich grausamen Welt zu spüren.
    Es gelang ihr nicht mehr, sich auf den
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