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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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können.«
    »Schade.«
    »Sie kann nicht gegen den vorgehen, der die Macht über ihren Körper gehabt hat. Hat sie gesagt. Ich begreife das nicht, aber ich muß ihr glauben.«
    »Gut, das tun wir auch.«
    »Und sie wird gehen.«
    »Jetzt?«
    Das Mädchen nickte mir zu. »Ja, sie hat sich schon von mir verabschiedet. Ich werde sie wohl nie wiedersehen.« Lucy kämpfte plötzlich mit den Tränen, denn sie hatte sich an ihre Beschützerin gewöhnt und sie auch lieb gewonnen.
    Gelogen hatte Lucy Tarlington nicht, denn die Seele löste plötzlich die Verbindung zu dem Kind. Ihre Hand rutschte nicht einfach zwischen den Fingern der anderen hervor, nein, es sah so aus, als wäre die Freundin dabei, sich allmählich aufzulösen. Zuerst wurde die Hand durchscheinend, später auch der Arm, und die Auflösung setzte sich fort. Der gesamte Körper wurde dabei von einer hellen Aura umgeben, die dafür sorgte, daß wir nur das Licht zu sehen bekamen.
    »Auf wiedersehen, Freundin!« rief Lucy. Sie hob mit einer müden Bewegung die Hand, winkte ebenso müde und fing damit an, leise vor sich hinzuweinen.
    Sheila stand auf, lief um den Tisch herum und ging zu dem Mädchen, um es zu trösten.
    Bill und ich aber schauten zu, wie die Beschützerin zu dem wurde, was sie vom Prinzip her auch war.
    Zu einem Geist, zu einer lichtumflorten Gestalt, die ihre menschlichen Umrisse verlor und auf eine bestimmte Art und Weise formlos wurde, vergleichbar mit einer hellen Kugel, die sich der Decke näherte, sich aufzulösen begann und in den folgenden Sekunden bereits verschwunden war.
    Das Mädchen winkte noch immer. Sheila kniete hinter Lucy und hatte ihre Hände auf die Schultern der Kleinen gelegt. Dabei flüsterte sie ihr tröstende Worte zu, die wir nicht verstanden, aber wir wußten, daß sich Lucy in den besten Händen befand.
    Ich atmete tief durch.
    Auch Bill stand jetzt auf. Er wirkte etwas benommen, und auch an mir waren die Vorgänge nicht spurlos vorübergegangen, denn ich machte einen nachdenklichen Eindruck.
    Bevor Bill mich ansprechen konnte, redete Sheila mit ihm. »Ich werde mit Lucy in dein Arbeitszimmer gehen und von dort aus ihren Eltern Bescheid geben.«
    »Tu das.« Er strich über Sheilas Haar.
    »Hast du die Nummer?«
    »Liegt neben dem Telefon.«
    »Danke.« Sheila faßt Lucys Hand. »Hast du gehört? Wir werden jetzt mit deinen Eltern telefonieren. Du kannst ihnen sagen, daß es dir gutgeht, denn sie machen sich große Sorgen um dich, daß dir etwas passieren könnte.«
    »Aber ich habe ihnen doch gesagt, daß ich mich gut fühle.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Wann war das denn?« fragte ich, denn ich hatte alles mitbekommen, was sich die beiden erzählt hatten.
    »Bevor ich herkam.«
    »Gut«, sagte Sheila und schaute uns an, wobei sie unser Nicken sah. »Wir werden trotzdem anrufen.«
    »Mummy und Dad werden sich freuen.«
    »Bestimmt, Kind.«
    Die beiden gingen, während Bill und ich allein zurückblieben.
    »Das ist noch mal gut gegangen, John«, sagte er.
    »Meinst du?«
    »Klar.« Seine Sicherheit verschwand, als er mich anschaute und die Skepsis in meinem Gesicht entdeckte. »Du etwa nicht?«
    »Ich bin noch nicht davon überzeugt.«
    Bill lachte leise. »Natürlich, wie konnte ich das vergessen? Du denkst an das Phantom?«
    »Ja.«
    Der Reporter hob die Schultern. Noch immer traute er mir nicht über den Weg. »Verdammt noch mal, John, du siehst so komisch aus. Was ist denn in dich gefahren?«
    »Eigentlich nichts, Bill, aber ich will dir sagen, daß dieses Phantom tatsächlich existiert. Nicht so, wie wir es kennen, als unheimliches echsenhaftes Monstrum, nein, es hat sich tatsächlich in einen Schatten verwandelt.«
    »Sehr schön. Und du hast ihn gesehen, nehme ich an.« Seine Worte hatten etwas spöttisch geklungen, doch dieser Spott verging sehr bald, als er meine Antwort hörte.
    »Ich habe den Schatten tatsächlich gesehen.«
    »Nein, wann denn?«
    »Als ich auf der Terrasse stand. Kurz bevor die beiden Lucys erschienen. Er ist über das Hausdach hinweggehuscht, und ich denke nicht, daß ich mich geirrt habe, obwohl es dunkel war. Das Phantom existiert noch immer. Lucy hat es sich nicht eingebildet. Davon müssen wir einfach ausgehen.«
    Bill blies die Luft aus. »Das ist ein Ding«, murmelte er. »Und jetzt haben wir den Schwarzen Peter.«
    »Es sieht so aus. Wir müssen uns um Lucy kümmern. Die Beschützerin hat ihre Pflicht getan und sie aus der Unsicherheit ihres Elternhauses in die relative
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