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0939 - Das Gesetz der Dynastie

0939 - Das Gesetz der Dynastie

Titel: 0939 - Das Gesetz der Dynastie
Autoren: Volker Krämer
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was hast du nur getan?
    Die Frage stellte Starless sich schon die ganze Zeit über.
    Hatte sich der Machtkristall von selbst gegen Morano gerichtet?
    Daran wollte Starless nicht glauben. Das hätte der Dhyarra schon lange vorher tun können. Es musste also eine Erklärung für dies alles geben, auf die Starless nur nicht kam.
    Sinje-Li materialisierte sich direkt neben ihm. Sie hatte sich früher als Starless aus dem Staub gemacht, denn Tan Morano spielte für die Raubvampirin nur die eine Rolle - sie war Söldnerin, er ihr Kriegsherr. Wenn der Krieg dann verloren schien, dann verschwanden Söldner wie vom Erdboden verschluckt. Starless erkannte das Flackern in den Augen der schönen Vampirin.
    Sie hat Durst.
    Offenbar hatte sie sich in der näheren Umgebung nach einem Opfer umgesehen, doch ohne fündig zu werden.
    »Lass uns von hier verschwinden. Oder willst du hier Ehrenwache für den König der Vampire halten?« Die Ironie in ihren Worten war nicht zu überhören.
    Starless ließ sich Zeit mit der Antwort.
    »Nein, sicher nicht, aber wir sollten schon noch einmal zur Anhöhe, denn ich will mich davon überzeugen, dass tatsächlich nichts übrig geblieben ist.«
    Sinje-Li lächelte. »Du denkst an den Kristall, nicht wahr? Nein, den hat es auch ganz sicher zerrissen.«
    Starless war nicht sicher, denn man sagte den Dhyarra-Kristallen eine nahezu vollständige Unzerstörbarkeit nach. Andererseits hatte Starless gesehen, wie die Magie des Machtkristalls unkontrolliert entwichen war - oder es hatte doch zumindest so ausgesehen. Nein, er wollte sicher sein.
    »Kommst du mit mir? Oder ist für dich hier alles beendet?«
    Sinje-Li grinste schief. »Ich diene dem, der mich bezahlen kann. Dazu dürfte Morano ja nun nicht mehr in der Lage sein, vermute ich. Aber gut, ich komme mit dir, denn so etwas wie einen endgültigen Abschluss hätte ich auch gerne für mich.«
    »Und die Hitze?« Sinje-Li warf einen skeptischen Blick zur Anhöhe.
    »Die Flammen sind niedergebrannt. Außerdem - lässt du dich von ein wenig Hitze abhalten?«
    Sinje-Li setzte ein beleidigtes Gesicht auf. »Nein, ich bin doch kein Mensch. Also los.«
    ***
    Die Vampire umgingen geschickt die letzten Brandnester. Das Feuer hatte fette Ernte gehalten, doch es hatte gierig gefressen und viel zu schnell. Jetzt konnte es kein Futter mehr finden und musste sterben.
    Das Herrenhaus war tatsächlich in sich zusammengefallen, als hätte ihm eine Riesenhand den Untergrund weggezogen. Ähnliches hatte Starless schon gesehen, doch das war Jahrhunderte her. Von der Villa, die einst in den Katakomben der Ewigen Stadt Rom gestanden hatte, war nicht viel mehr geblieben.
    Doch dann stockte Starless.
    Mitten in den verkohlten Trümmern standen Mauerreste, mannshoch und so perfekt von Feuer und Zerstörung verschont, wie es eigentlich niemals hätte sein dürfen. Vier Mauern, die ein Zimmer einrahmten. Sinje-Li fasste Starless beim Arm.
    »Das kann nicht sein. Weißt du, um welchen Raum es sich handelt? Sag mir, dass ich mich da irre, ja?«
    Starless schwieg, denn was hätte er anders als eine Bestätigung für Sinje-Lis Verdacht äußern können. Natürlich irrte sie sich nicht. Dort lag das Zimmer, in dem Tan Morano sich stets aufgehalten hatte, wenn er in der Villa war.
    Das Zimmer mit dem Spiegel.
    Starless gab sich selbst einen Ruck. Sinje-Li folgte ihm mit zwei Schritten Abstand.
    Nichts war von dem Ambiente geblieben, das dieses Zimmer ausgemacht hatte. Nichts - außer dem Spiegel, der mitten zwischen den Trümmern auf dem Boden lag. Er war absolut unbeschädigt, hatte nicht den kleinsten Kratzer abbekommen.
    Starless zögerte, doch dann griff er zu, hob den Spiegel vom Boden hoch. Er hatte Mühe damit, denn das Utensil besaß ein enormes Gewicht und war von einem dicken Silberrahmen umfasst. Doch dann hatte er dennoch Erfolg. Vorsichtig lehnte er den Spiegel gegen eine der Mauern.
    Lange Minuten geschah nichts, doch dann schienen Schatten über die Spiegelfläche zu huschen. Zunächst waren sie nur flüchtig, wurden nur langsam definierter und nahmen schließlich eine Form an.
    Sinje-Li zuckte zurück, denn sie sah, wie aus den Schatten ein Gesicht wurde, das schließlich das Zentrum des Spiegels ausfüllte. Selbst Starless fand keine Worte, sondern stand nur sprachlos da.
    Schließlich war es das Gesicht im Spiegel, das dieses Schweigen brach.
    »Ich habe schon auf euch gewartet. Tretet zu Seite, denn ich komme nun zu euch.«
    Zum ersten Mal in ihrem Leben war
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