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0939 - Das Gesetz der Dynastie

0939 - Das Gesetz der Dynastie

Titel: 0939 - Das Gesetz der Dynastie
Autoren: Volker Krämer
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Lippen.
    Es musste gehen. Irgendwie.
    ***
    Vollkommen geräuschlos rollten die zwei Kugeln über den ebenen Rasen.
    Ihr Ziel war ein Mann, der seine Haare schulterlang trug - blonde Haare. Er war groß, besaß eine hünenhafte Figur mit breiten Schultern und schmaler Hüfte. Wie eine Statue stand er vor der dichten Hecke, die er mit beiden Händen einen Spaltbreit teilte. Er blickte so hoch konzentriert auf das Objekt seiner heimlichen Beobachtung, dass er die Ballwesen überhaupt nicht bemerkte.
    Die waren nur noch knapp fünf Schritte hinter ihm, als sie plötzlich beschleunigten und sich vom Boden abstießen. Synchron trafen sie ihn bei den Schulterblättern, nicht sonderlich hart, doch mit ausreichend Power, um ihn nach vorne stolpern zu lassen. Die Hecke fing ihn auf und ließ ihn zurückfedern.
    Wütend wirbelte der Mann herum - und griff blitzschnell nach den Bällen, die unschuldig vor ihm auf und nieder hüpften. Ihre piepsenden Stimmen klangen fröhlich auf, auch, als er sie beide zielsicher geschnappt hatte.
    »Los, spiel mit uns. Nun komm schon, Ted!«
    Ted Ewigk hatte die Augenbrauen drohend zusammengezogen. Sein Blick verriet nichts Gutes.
    »Verschwindet! Lasst mich in Ruhe, habt ihr verstanden? Ich will jetzt nicht spielen. Ich muss mich um andere Dinge kümmern.«
    Die Ballwesen begriffen nicht, was sie gehört hatten. Andere Dinge als Spielen? Was konnte es da schon noch geben? Sie drängten Ted Ewigk weiter.
    »Komm, sei doch nicht so. Wir spielen Fangen, ja?«
    Ted Ewigk versuchte seine aufschäumende Wut zumindest so weit einzudämmen, dass er nicht laut schrie. Das Objekt seiner Beobachtungen sollte das alles möglichst ja nicht mitbekommen. Und so klang seine Stimme eher wie die eines knurrenden Wolfes.
    »Nein, tun wir nicht - und jetzt verschwindet.« Er hatte das Gemüt und den Intellekt eines Vierzehnjährigen, doch in seinem Körper schlummerten die Kräfte eines durchtrainierten Erwachsenen. Die beiden Ballwesen bekamen das in der folgenden Sekunde zu spüren.
    Ted Ewigk besaß keine Erinnerung an sein Leben vor dem Tag, an dem er in die Falle des Vampirs Starless geraten war. Ewigk hatte sterben sollen, doch dieses Schicksal war ihm erspart geblieben. Wer oder was ihn gerettet hatte, wusste er natürlich nicht zu sagen - alles Wissen und Erinnern war nicht mehr vorhanden. Ted begann bei null, mit einem Bewusstsein, das rein war wie frisch gefallener Schnee.
    Zurzeit befand er sich auf der geistigen Stufe eines Pubertierenden. Und die ließen sich nicht gerne stören, wenn sie sich auf das konzentrieren wollten, was man allgemein erste Liebe nannte.
    Teds Verstand besaß keinen Schimmer davon, wie geschickt sein Körper früher einmal in Sachen Ballspielen gewesen war, doch seine Motorik erinnerte sich offenbar noch haargenau daran. Die doppelte Aktion lief absolut synchron ab: Ted ließ das Ballwesen in seiner rechten Hand fallen, was dazu führte, dass es wie ein Gummiball immer wieder auf und nieder hüpfte. Gleichzeitig zog er seinen linken Arm weit nach hinten durch und schnellte ihn dann mit ganzer Kraft nach vorne. Der Ball schoss wie von einem Katapult geschnellt in die Luft und verschwand weit über den Baumwipfeln. Das zweite handtellergroße Kerlchen befand sich gerade wieder in der senkrechten Aufwärtsbewegung, als Teds rechter Fuß es perfekt traf. Im hohen Bogen folgte es seinem Artgenossen und Ted hörte das vergnügte Zwitschern des Kleinen. Das, genau das war es, was die Ballwesen wollten - je heftiger und häufiger, je besser.
    Lakir und Vinca hatten Ted Ewigk erzählt, dass die ganze Daseinsberechtigung dieser Ballkreaturen früher darin bestanden hatte, Spielkameraden der ehemaligen Herrin dieser Welt zu sein. Ihr Name war Maiisaro gewesen - das Licht der Wurzeln , wie sie auch genannt worden war. Lakir hatte Ted in allen Einzelheiten von ihrer Freundin berichtet, doch der blonde Hüne hatte kaum ein Wort verstanden, die meisten sofort wieder vergessen. Weiße Städte, die Herrscher, Armakath - damit konnte er nichts anfangen.
    Ehrlich gesagt interessierte es ihn auch nur ganz am Rande. Er wusste nur, dass er von Lakir hier auf diese Welt gebracht worden war, um ihn aus der Schusslinie der DYNASTIE DER EWIGEN zu nehmen - und aus der des Vampirherrschers Tan Morano. Beide waren potenzielle Gefahren für Ewigk, denn solange er lebte, konnten Morano und die ERHABENE Nazarena Nerukkar sich ihrer Machtbereiche nicht sicher sein. Ted Ewigk war der rechtmäßige Besitzer des
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