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0934 - Der Schlüssel zur Quelle

0934 - Der Schlüssel zur Quelle

Titel: 0934 - Der Schlüssel zur Quelle
Autoren: Simon Borner
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entsteht ein Ausdruck neu gewonnener Zuversicht. Er macht Omar stolz. Und er hofft, irgendwo jenseits des wabernden Portals, das in seinem Bild entstanden ist, empfindet auch SIE ein wenig Stolz über ihn.
    Von irgendwo her hört Omar eine Stimme, die nicht in sein Kunstwerk gehört. Sie erinnert ihn an Rooney, und sie sagt etwas. Knurrt etwas. Es klingt wie »Schuldig im Sinne der Anklage«, aber das ist natürlich Unsinn. Was hätte Rooney in diesem Bild zu suchen? Nein, der ist nicht wichtig. Nichts ist wichtig - außer der Hilfe, die Omar dem Jäger und seinen Gefährten gewähren kann.
    Er sieht, wie der Vampir schwächelt. Wie ihm der Schlüssel namens Dylan aus den Armen gleitet. Wie er unter der geballten Energie von Zamorra, Gryf und Omar strauchelt. Der Vampir weiß nicht, wie ihm geschieht, doch Omar ist noch nicht fertig mit ihm. Mit zwei weiteren Pinselstrichen greift er ins Geschehen ein und tut, was er Zeit seines Lebens am besten konnte. Er saugt Energie aus.
    Kurz darauf ertönt irgendwo in der Ferne ein Schuss, und Omar Little bekommt zum letzten Mal in seinem Leben Kopfschmerzen.
    Danach ist Schwärze. Für immer.
    ***
    Rhett verstand die Welt nicht mehr, doch er spürte es. Unmissverständlich. Und er kannte dieses Gefühl. Oh, ja. Viel zu lange hatte er es vermisst.
    Die Llewellyn-Magie! Sie kehrt zu mir zurück!
    Warum? Hatten Gryf und Zamorra den Vampir bereits so stark geschwächt? Hieß die Rückkehr der gestohlenen Magie etwa auch, dass McCain nicht länger die M-Abwehr durchschreiten konnte? Rhett bezweifelte beides, ahnte aber, dass hier Mächte am Werk waren, die weit über das hinausgingen, was er sehen konnte. McCain strauchelte, wirkte mit einem Mal alles andere als siegessicher…
    ... und der Erbfolger nutzte seine Chance. Er konzentrierte sich, öffnete alle Schleusen - und schleuderte dem Druidenvampir, der sich die Macht der Llewellyns erschlichen hatte, alles entgegen, was er an magischer Energie aufbringen konnte.
    ***
    »Ehrlich gesagt ist der Rest schnell erzählt«, sagte Mike Zucchio und blickte aus dem Fenster des Krankenhauszimmers hinaus auf die friedlich vor ihm liegende texanische Kleinstadt. »Und er entspricht vermutlich eins zu eins dem, was du dir ohnehin schon denken kannst. Zamorra und seine Gefährten haben diesen Vampirtypen besiegt, mit Omars tatkräftiger Unterstützung und der Llewellyn-Magie, die Omar McCain wieder entriss und sie Rhett gab. Doch sie konnten den Vampir nur in die Flucht schlagen, nicht erledigen. Dafür hat dieser Idiot von Rooney gesorgt, indem er Omar tötete, bevor dieser sein Werk vollendet hatte. Rooney ist übrigens jetzt selbst inhaftiert. So etwas passiert schnell, wenn man vor laufender Überwachungskamera Selbstjustiz übt, weißt du?«
    Jenny Moffat lächelte und richtete sich in ihrem Bett auf. Ihr Kopf schmerzte und ihr war grenzenlos übel, doch der Anblick ihres Mikes - des Mannes, den sie bereits für tot gehalten hatte - entschädigte für alles. Er und die Geschichte, die Mike ihr erzählt hatte. Zamorras Geschichte.
    »Also hatte Omar Littles Energievorrat doch noch einen guten Nutzen«, murmelte sie schwach. »Und wäre unser Hinrichtungsfan namens Rooney nicht gewesen, wäre die Welt jetzt sogar um einen Vampir ärmer.«
    »So ist es. Aber Zamorra sagte, wir sollten uns keine Sorgen machen. Dieser Matlock sei wie ein Bumerang. Früher oder später tauche der schon wieder auf, und dann würden der Professor und seine Leute sich um ihn kümmern.«
    Mike klang zuversichtlich. Jenny beschloss, seine Zuversicht zu teilen. Dies war nicht die Zeit für Skepsis. Und überhaupt: Wer war sie, Zamorras Worte anzuzweifeln? Immerhin hatte der Franzose ihr nun schon zweimal das Leben gerettet.
    »Und was hat der Professor jetzt vor?«
    »Keine Ahnung.« Mike hob die Schultern. »Er und seine Leute sind wieder in ihr Schlossdings an der Loire zurückgekehrt. Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich hab auch nicht gefragt. Zamorra meinte jedenfalls, irgendeine Sache stünde noch aus. Dabei hat er diesen Rhett angeschaut…«
    Wieder ein Achselzucken. Probleme anderer Leute, sagte es.
    »Also bleibt im Grunde nur noch eine Frage offen«, folgerte Jenny. »Die, die wir uns schon am Anfang dieses wirren Abenteuers gestellt haben: Wie zum Teufel sollen wir aus dieser Geschichte eine Episode von Think America zimmern, ohne unseren journalistischen Ruf zu verlieren? Ich meine, wir haben ja nicht einmal Bildmaterial!«
    Mike grinste spitzbübisch.
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