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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer
Autoren: Ronald M. Hahn
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Gegnern hätten diese Galgenvögel es jederzeit aufgenommen – aber dort unten, wo vermutlich das wirklich Böse hauste…
    »Ich glaube«, sagte Kapitän Orland schließlich, »dass dies der Tag der Bewährung für unsere beiden Neuzugänge ist. –Vierauge… Rotauge…« Er schaute sie bedeutungsvoll an.
    »Dies ist die Stunde, in der ihr beweisen könnt, dass ihr echte Kerle seid.« Er zog den ledernen Lappen mit dem Plan aus der Jackentasche und hielt ihn Rulfan hin. »Während wir euch den Rücken decken, steigt ihr in die Unterwelt hinab und holt den Sack, dessen Standort auf dieser Karte mit einem Kreuz gekennzeichnet ist.«
    Laryssa wollte protestieren, doch dann sah sie zu ihrem Schreck, dass ihr Bursche sich noch vor Rotauge nach vorn drängte und den Lageplan an sich nahm.
    »Zu Befehl, mein Kapitän.«
    Sein Gefährte schien über den Auftrag weniger erbaut zu sein, denn er runzelte die Stirn.
    Orland ließ die beiden Neulinge mit Fackeln ausstatten. Dann bildeten seine Leute einen Halbkreis um den Eingang und schauten atemlos zu, als Dave und Rotauge in die Finsternis vordrangen.
    ***
    Als die ersten zwei Piraten in der Unterwelt verschwanden, zeichnete sich am Horizont ein heller Schein ab, der das Morgengrauen ankündigte.
    Skölnir Schädelspalter lag zwischen Hauptmann Haynet und seinem Leibspäher Swafel auf dem harten Geröll der Kraterwand. Die Nacht, die er sich bis zum Erscheinen der Flybusta um die Ohren geschlagen hatte und der harte Untergrund erhöhten seinen Hass auf das fremde Gesindel, das erneut in sein Reich eingefallen war. Auch wenn die Flybusta diesmal offenbar nicht darauf aus waren, seine Schweinezüchter und Schnapsbrenner heimzusuchen.
    Was die Fremdlinge dort unten trieben, wusste bisher nur Orguudoo, doch Skölnir war entschlossen, es zu ergründen.
    Deswegen hatte er auch gleich eine ganze Hundertschaft seiner besten Soldaten mitgebracht – Männer, die nichts und niemanden fürchteten und bekannt dafür waren, bis zum Tode zu kämpfen.
    Hauptmann Haynet gab das Zeichen seiner Majestät weiter.
    Rings um sie her erhoben sich lautlos die bis an die Zähne bewaffneten Krieger vom Boden.
    Der Kampf war nicht mehr fern.
    ***
    Als David McKenzie und Rulfan im Lichtschein rußender Fackeln durch den Metallkorridor gingen, bemerkten sie sofort den guten Zustand der über fünfhundert Jahre alten Wetterstation.
    Vor dem Kippen der Pole hatte in diesen Breitengraden ein lebensfeindliches Klima geherrscht. Deswegen hatten die Konstrukteure der nun von Erde und Geröll bedeckten Anlage wohl keine Kosten gescheut, es den hier tätigen Meteorologen so angenehm wie möglich zu machen. Im 21. Jahrhundert hatte Tromsö hinter dem Polarkreis gelegen. Den Menschen, die hier lebten, musste man zumindest Bequemlichkeit und Sicherheit bieten. Und da Jahrhunderte lang niemand hier eingedrungen war – bis Boronin durch Zufall auf den Eingang gestoßen war –, hatte das aus Fertigbauteilen bestehende angebliche Labyrinth auch keinen weiteren Schaden genommen.
    Der Gang mündete nach einer kurzen Wegstrecke in einem knapp zehn Meter durchmessenden kreisförmigen Raum. Von ihm gingen zahllose Türen ab, die in Arbeitsbereiche, Quartiere und Gemeinschaftsräume führten. McKenzie erinnerte sich, irgendwann einmal einen populärwissenschaftlichen Fernsehbericht über Stationen dieser Art gesehen zu haben: Sie waren speziell für den Einsatz in arktischen Gebieten konstruiert und mit allen technischen Schikanen ausgerüstet.
    Doch die Technik konnte jetzt niemandem mehr etwas nützen: Die Schaltzentrale, die mit den aufwändigsten Rechnern des 21. Jahrhunderts protzte, war ohne Strom.
    David McKenzie und Rulfan standen staunend vor den fast makellosen Überresten einer längst vergangenen Epoche und musterten moderne Arbeitsplätze, millimeterdicke Flachbildschirme, Rechner aller Arten und Größen und Kunststoff-Aktenschränke voller Speichermedien der letzten Generation vor dem großen Knall.
    Kapitän Boronins ungelenk gezeichneter Lageplan zeigte ihnen, dass die Station die Form eines Tellers hatte. Wenn man die nabenförmig gestaltete Mitte durch den Eingang erreicht hatte, konnte man von hier aus in die restlichen Bereiche vordringen. Ein in seinem Schacht verklemmter Lastenaufzug führte, wie Beschriftungen zeigten, in eine höhere Etage und einen Keller.
    In der Kombüse fanden die Männer modernste Küchengeräte und leere Kühlschränke. Die Lebensmittel waren aber nicht geplündert worden,
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