Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
immer als Aberglaube abgetan. Nun, da sich die Gerüchte vor seinen Augen bestätigten, erschrak er bis ins Mark. Ein heftiges Zittern ergriff seine schlaksige Gestalt.
    Seine Majestät krallte die Hände in die hölzernen Thronlehnen. »Möge die Erde sich auftun und ihn verschlingen!« Er fauchte wie ein Reptil. »Doch zuerst sollen die Taratzen in meiner Menagerie mit ihm spielen!«
    War Swafel auch ein Mensch von niedriger Geburt und geringem Verstand, so begriff er in diesem Moment doch zweierlei. Erstens, dass sein König zu jenen zählte, die allgemein als »Mutanten« bezeichnet wurden und denen man nur mit Abscheu begegnete. Und zweitens, dass er den Flybusta von den Meera-Inseln abgrundtief hasste.
    Mit letzterer Erkenntnis konnte Swafel umgehen. Dass er aber die Verwandlung seines Herrn mitangesehen hatte, jagte ihm Angstschauer über den Rücken. Welche Folgen hatte dies für ihn?
    Zu seiner Erleichterung machte Seine Majestät aber keine Anstalten, ihm den Kopf abzubeißen. Hatte Skölnir in seiner Wut vielleicht gar nicht bemerkt, dass ihm die Kontrolle über seinen Körper entglitten war? Nun, Swafel würde ihn gewiss nicht darauf hinweisen!
    »Wir werden die ganze Bande fangen und einkerkern«, ereiferte sich der König, während sich seine Gestalt wieder in einen Menschen zurück verwandelte. »Und wenn Orland tausend Tode gestorben ist, verkaufe ich seine Leute an den Menschenhändler Ukluk. Sein Schiff wollte dieser Tage hier Station machen.« Ein tückisches Grinsen kerbte seine Lippen.
    »So werden sie mir auch noch einen hübschen Batzen einbringen!«
    »Gewiss, Majestät«, beeilte sich Swafel zu versichern.
    Nun erst schien ihn Seine Majestät überhaupt wieder wahrzunehmen. Er blickte auf den Küstenspäher hinab. »Du hast dir eine Belohnung verdient, Untertan. Ich befördere ich hiermit zu meinem Leibspäher. Du wirst fortan nicht mehr an der Küste herumlungern, sondern in meinem Palast auf alles Verdächtige achten. Geh nun hinaus und rufe Hauptmann Haynet.«
    Swafel beeilte sich, dem Befehl nachzukommen. Zwar hatte er sich den Ablauf seiner Karriere etwas anders vorgestellt, doch wenn er in der Nähe seines Herrschers war, ergaben sich vielleicht andere Möglichkeiten, den hohen Herrn von seinen Qualitäten zu überzeugen. Unter Umständen konnte er sich auch im Kampf gegen die Flybusta bewähren. Er beschloss, schon mal zur Sicherheit sein Schwert hervor zu kramen und vom Rost zu befreien…
    ***
    Nachdem die Piraten ihre Boote auf den steinigen Strand des Kraters gezogen hatten, orientierte sich Kapitän Orland anhand von Boronins Lageplan. Sobald er wusste, wo sie waren, ging er seinen Männern voraus, die Mühe hatten, mit ihm Schritt zu halten.
    Was aus den Erbauern des Labyrinths geworden war, in dem Boronin sein Depot angelegt hatte, wusste niemand. Die heutigen Bewohner von Tromsoy schienen diese Stätte jedenfalls nicht zu kennen.
    Über die Tromsoyer ihrerseits gab es eine Unzahl farbiger Legenden. Ihnen hing zum Beispiel der Ruf an, ihre Vorfahren seien nicht alle menschlich gewesen. Angeblich hätten sich einige ihrer Ahnfrauen mit Geschöpfen aus den stygischen Tiefen gepaart, was zu animalischem Verhalten führte.
    Schon Laryssas Vater hatte schaudernd berichtet, dass die Herrscherfamilie barbarische Sitten und abscheuliche Essgewohnheiten pflege, dass sie unberechenbar sei und Fremden gegenüber keine Gnade walten ließe.
    Kapitän Orland, der all dies wissen musste, da er ja auf Tromsoy nicht fremd war, schienen die Geschichten jedoch nicht zu scheren: Boronins weißes Pulver hatte ihn so furchtlos gemacht, dass er nicht einmal aufschrie oder zurückwich, als sich hinter einem Findling plötzlich zwei grauschwarze Taratzen aufrichteten, das Maul aufrissen und spitze Zahnreihen entblößten.
    »Angriff!«, brüllte Orland und warf sich vorwärts.
    Glücklicherweise gingen sie alle mit blank gezogenen Waffen; ansonsten hätte seine Selbstüberschätzung tödliche Folgen für ihn gehabt.
    Auch Rulfan stürmte vor. Es war beileibe nicht seine erste Begegnung mit den mutierten, mannsgroßen Ratten, und er wusste, worauf er im Kampf mit ihnen zu achten hatte. Dave McKenzie, der weniger geübt war, hielt sich dagegen vornehm zurück.
    Die Flybusta drangen beherzt auf die Bestien ein, doch der enge Hohlweg, den sie gerade durchquerten, verhinderte, dass mehr als zwei von ihnen nebeneinander kämpfen konnten.
    Orland, der den Taratzen am nächsten war, bemerkte diesen Umstand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher