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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer
Autoren: Ronald M. Hahn
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neue Leibspäher des Königs freilich dazu kam, einen Gegner zu erledigen, trat ihm eine rothaarige Furie mit gezücktem Säbel entgegen und platzierte ihren Stiefel so wuchtig in seinem Schritt, dass er heulend zu Boden fiel und die Götter um Linderung anflehte.
    Die Flybusta hatten keine Chance. Skölnirs Heer war ihnen mehr als dreifach überlegen, sodass die ersten Köpfe schon rollten, als Seine Majestät den Ort des Geschehens gerade erst erreichte.
    Wilde Schreie, Gekreische und Gebrüll empfingen ihn.
    Stählerne Klingen sprühten Funken. Blut spritzte. Skölnir kam in Laune. Die Bestie regte sich in ihm. Er riss das Maul auf, zog seine Schlangenlippen zurück, fuhr die Krallen aus und zeigte dem Piratengesindel fauchend seine gespaltene Zunge.
    Die Wirkung war umwerfend: Ob Freund oder Feind; wo man ihn erblickte und deutlich genug sah, wich man vor ihm zurück.
    Als er den Eingang erreichte, durch den die beiden Flybusta verschwunden waren, traf er endlich auf den verwünschten Piratenkapitän, der sich mit wild wirbelndem Schwert gegen gleich zwei seiner Soldaten wehrte.
    Es gelang Skölnir, einen Blick in das finstere Loch zu werfen, und er erkannte sogleich, dass es der Zugang zur Unterwelt war. Dort mussten in der Kalten Zeit seine Ahnen Zuflucht gesucht und sich mit jenen verbunden hatten, die dort seit Anbeginn der Welt lebten.
    Doch sein Frohlocken, den Zugang zur Unterwelt endlich gefunden zu haben, hielt nicht lange vor. Gleich darauf krachte etwas in sein Kreuz und er flog nach vorn – geradewegs durch den Einstieg in die Finsternis hinein.
    Als Skölnir wieder auf den Beinen stand, sah er durch die helle Öffnung, dass sein Erzfeind Kapitän Orland gerade den letzten ihn bedrängenden Soldaten abstach und herumfuhr.
    Ihre Blicke trafen sich, und als Skölnir sah, dass der Flybusta ihn erkannte, wollte er sich auf ihn stürzen.
    Doch der Schicksalsgott war gegen diesen Zweikampf.
    Plötzlich tauchten hinter den Kämpfenden grau bepelzte Gestalten auf, die sich tierhaft bewegten.
    »Taratzen!«, kreischte jemand, der gleich darauf durch einen Prankenhieb sein Leben verlor.
    Skölnirs Elitesoldaten brüllten überrascht auf und wirbelten herum. Die Flybusta, von denen die Hälfte schon tot am Boden lag, stellten die Kampfhandlungen gegen die Truppen Tromsoys ein und bauten sich schreckensbleich neben ihnen auf.
    »Macht sie nieder!«, hörte Skölnir Kapitän Orland rufen.
    »Kämpft zusammen, sonst haben wir keine Chance!«
    Seine Anweisung – Skölnir musste es sich eingestehen – war klug, denn das Taratzenrudel, das von allen Seiten auf sie eindrang, war mindestens dreißig Tiere stark. Da die Biester in der Regel einen Kopf größer als Menschen waren, wogen zwei von ihnen locker drei Kämpfer auf; da konnte man gar nicht genug Schwerter haben.
    Klug war es aber auch, ihnen schnellstens aus dem Weg zu gehen, sofern man die Chance hatte. Hauptmann Haynet, der sich den Bestien todesmutig in den Weg stellte, erfuhr es am eigenen Leib, als eine Pranke seine narbige Visage traf und sein Kopf zehn Meter weit flog, bevor das Leben aus ihm wich.
    Dieses Schicksal vor Augen und das blutgierige Kreischen der Riesenratten in den Ohren entschied sich Skölnir, weiter in den Gang zur Unterwelt zurückzuweichen, anstatt seinen Elitesoldaten beizustehen. Gleich darauf – das hungrige Rudel hatte gerade die erste Verteidigerkette durchbrochen – folgte ihm auch Kapitän Orland.
    Die Kämpfer starben wie die Fliegen, als die struppigen Bestien vom Blutgeruch in Raserei verfielen. Wer die Gelegenheit hatte, machte es wie König Skölnir und Kapitän Orland und rettete sich in den dunklen Gang hinein. Von Panik erfüllte Stimmen verlangten, dass die Tür geschlossen werde.
    Das letzte Bild, das König Skölnir sah, bevor einige beherzte Soldaten und Flybusta den Rufen nachkamen und das Tor schlossen, waren der tapfere Swafel, der sein Leben zwischen den Reißzähnen einer Taratze aushauchte – und eine rothaarige Piratenbraut, die dem Biest mit ihrem Säbel den Garaus machte, der nächsten Taratze geschickt auswich und mit langen Sprüngen in Richtung Wasser davon eilte.
    Als die Tür geschlossen war, brach die Disziplin der Ausgesperrten vollends zusammen. Soldaten und Flybusta spritzten in alle Richtungen auseinander – verfolgt von blutrünstigen Taratzen, deren Hinterläufe das Geröll aufwirbelten.
    Aber auch die Soldaten und Flybusta im Inneren des Ganges hatten keine Zeit, zur Ruhe zu kommen, denn
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