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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer
Autoren: Ronald M. Hahn
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hält man mich dafür, weil ich selbst ab und zu sniife. Aber nur so wenig, dass mich die Sucht nicht in die Klauen bekommt. Den Kapitän dagegen hat’s ja ganz schön erwischt. Ich weiß, zu was Typen in seinem Zustand fähig sind, drum hab ich das Märchen mit dem Depot erfunden.« Er schüttelte den Kopf. »Koox-Entzug macht die Menschen regelrecht verrückt… Da dachte ich mir, schinde erst mal Zeit, und wenn wir auf Tromsoy sind und er mit der Suche nach dem Koox beschäftigt ist, findet sich schon eine Gelegenheit zur Flucht.« Boronin schaute sich um. »Wie du siehst, hatte ich Recht. Die Gelegenheit ist da! Und ich werde sie jetzt auf der Stelle wahrnehmen und mit der Sturmbraut auslaufen.«
    »Du willst das Schiff stehlen?!« Laryssa war baff von so viel Dreistigkeit.
    »Das wirst du nicht !« Der Smoytje trat vor.
    »Wer will mich daran hindern?« Kapitän Boronin lachte. »Du etwa?«
    »Jawoll«, sagte der Smoytje. Dann schaute er an sich herunter und stellte fest, dass nicht mal ein Küchenmesser in seinem Gürtel steckte. Er erbleichte. »Das heißt, ich würde dich daran hindern, wenn ich bewaffnet wäre.«
    »Du hast eines vergessen«, meinte Laryssa. »Wer soll das Schiff bedienen? Du allein?«
    »Aber nicht doch!« Boronin lachte. »Wusstest du nicht, dass die Sklavinnen unter Deck die Weiber und Töchter von Seeleuten und Fischern sind? Ich hatte genügend Zeit, mich mit ihnen zu unterhalten. Sie werden meine Mannschaft sein.«
    »Und wohin geht die Reise?«
    »Wir fahren zu den Inseln der Skoothen.« Boronin deutete nach Westen. »Unter den entführten Frauen befinden sich auch zwei Töchter eines mächtigen Fürsten, der mir eine hohe Belohnung zahlen wird, wenn ich sie wohlbehalten wieder bei ihm abliefere.« Sein Blick fiel auf den Smoytje. »Wenn du mir zur Hand gehst und für unser leibliches Wohl sorgst, werde ich die Damen schon überzeugen, dass sie zu Hause für dich aussagen und behaupten, dass du zu meiner Mannschaft gehörst.«
    »Andernfalls«, rief im gleichen Moment eine weibliche Stimme von den Türen her, die in den Schiffsbauch führten, »füttern wir die Fische mit ihm!«
    Laryssa fuhr herum und sah die ehemaligen Sklavinnen an Deck kommen. Sie hatten sich in der Kombüse mit Fleischmessern und Hackbeilen bewaffnet und wirkten zu allem entschlossen. Sie drängten so vehement ins Freie, dass der Smoytje ängstlich an die Reling zurückwich und Kapitän Boronin eilig versicherte, er sei fortan sein Mann.
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, den Damen selbige zu schenken«, sagte Boronin und wandte sich an Laryssa. »Und ich hoffe, dass auch du erkennst, dass es besser wäre, wenn du dich uns anschließt und mit nach Britana kommst.«
    Laryssa zuckte die Achseln. Was sollte sie tun? Bei den Flybusta hielt sie nichts; sie war dem wilden Haufen schließlich nur beigetreten, um Rache für ihren Vater zu nehmen. Aber wie es aussah, würden das die Tromsoyer und Taratzen für sie erledigen. Und Dave, ihr Bursche? Nun, er war ein netter Kerl gewesen und sie wünschte ihm alles Glück, aber für ihn das Leben riskieren? Nein!
    Da fiel ihr Blick auf den weißen Lupa, der knurrend am Hauptmast an der Kette zerrte. Als spüre er, dass sich Rotauge, sein Herr, in Gefahr befand.
    Ich könnte ihn zumindest losmachen, bevor wir auslaufen, dachte sie. Vielleicht findet er Rotauge – und mit ihm Dave…
    »Ich bin dabei«, sagte sie zu Boronin. »Doch lass mich noch den Lupa befreien, bevor wir -«
    Weiter kam sie nicht. Eine kehlige Stimme röhrte über das Deck der Sturmbraut, und alle, die sich im Freien befanden, zuckten zusammen und fuhren herum.
    Vor einer Tür, die zu den Laderäumen führte, stand mit wirr abstehendem Haar, das Stirnband halb über die verquollenen Augen verschoben, der verschlafen dreinblickende Ulaf.
    Offenbar hatte er sich in der vergangenen Nacht einen Rausch angetrunken, sich irgendwo zum Schlafen hingelegt und das Kommando zum Abrücken überhört.
    Doch das Schlimmste war: In seiner rechten Hand funkelte ein Gegenstand, den Laryssa schon einmal gesehen hatte – und zwar in Daves Hand; in dem Moment, da sie ihm auf der Brücke der Genosse Troozki begegnet war.
    Es war ein kleines Eisending, das Blitze schleuderte und Menschen verbrannte. Sie hatte es ihm aus der Hand geschlagen. Es war durch die zerbrochene Scheibe aufs Deck hinab geflogen. Ulaf hatte es wohl gefunden und heimlich eingesteckt. Vermutlich hatte er befürchtet, der Kapitän der Sturmbraut
    würde
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