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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer
Autoren: Ronald M. Hahn
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schon krachten brutale Schläge gegen die Tür, die sich sofort ausbeulte und verbog. Die Taratzen stürmten gegen sie an, und es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis sie das Hindernis aus dem Weg räumten.
    »Dass ich in diese Situation gekommen bin«, stieß Skölnir hasserfüllt hervor, »habe ich nur dir zu verdanken!« Er blitzte Kapitän Orland an, der ihn im Licht einer Fackel, die einer seiner Flybusta hielt, verdutzt musterte. »Wärst du nicht in mein Reich eingefallen, läge ich jetzt in meinem Palast auf weichen Daunen!«
    »Komm bloß nicht auf dumme Ideen«, erwiderte der Anführer der Seeräuber. Seine Stimme ließ an Selbstsicherheit vermissen, als ihm klar wurde, dass die tromsoyischen Soldaten ihm und seinen Leuten auch hier drinnen noch dreifach überlegen waren. »Wir sitzen im gleichen Boot. Nur wenn wir uns zusammentun, haben wir eine Chance, gegen den Feind zu bestehen.«
    »Ja, wir sitzen im gleichen Boot«, knurrte Skölnir. »Aber ich habe den Eindruck, dass es überladen ist und bald sinken wird.« Er sah zur Türe hin, deren erstes Scharnier sich in diesem Moment löste und seinen Männern vor die Füße fiel.
    Seine Krallenhand umfasste seine Klinge. Die gespaltene Zunge zuckte fingerweit aus seinem Mund, sodass Orland entsetzt zurückwich. »Doch bevor ich zu meinen Ahnen gehe, wird es mir eine letzte Freude sein, dich und deine Kanaillen zu den euren zu schicken!«
    Er hob seine Waffe.
    Im gleichen Moment ertönte ein gewaltiges Krachen. Die Tür flog aus den Angeln und begrub zwei Soldaten unter sich, die sich von innen dagegen gestemmt hatten.
    Die Taratzen stürmten die »Unterwelt«.
    ***
    Als Laryssa das Ufer erreichte, wurde das Kreischen der Bestien allmählich leiser. Inzwischen war ein Teil der Sonne hinter dem Rand des Kraters sichtbar geworden. Die Umrisse der Sturmbraut waren deutlich zu erkennen – und ebenso die blassen Gesichter jener Flybusta, die unter Master Toms Kommando an Bord zurückgeblieben waren.
    Als die Männer Laryssa ohne Säbel – sie hatte ihn unterwegs in einen Graben geworfen, um einen triftigen Grund zu haben, an Bord zurückzukehren – an die steinige Küste stürmen sahen, wurde ihnen klar, dass ihre bösen Ahnungen einen realen Hintergrund hatten.
    Jemand rief Master Tom an die Reling, und als dieser Laryssa in eins der am Ufer liegenden Boote springen sah, brüllte er lauthals Befehle. Alles, was Hieb- oder Stichwaffen tragen konnte, versammelte sich an Deck. Als Laryssa bei der Sturmbraut anlegte, hatte die Mannschaft die restlichen Beiboote schon abgefiert und kletterte bis an die Zähne bewaffnet über die Relings in die Tiefe.
    Laryssa wartete ab, bis sich der Zweite Offizier zu ihr gesellte, dann berichtete sie ihm in knappen Sätzen, was geschehen war.
    »Lebt der Kapitän noch?«, war Master Toms erste Frage.
    »Er kämpft wie ein Löwe«, gab sie zurück. »Ihr müsst euch beeilen!«
    Bevor Master Tom sie auffordern konnte, sich dem Hilfstrupp anzuschließen, kletterte Laryssa flink eine der Strickleitern hinauf.
    Der Zweite Offizier trieb die Männer an. Mit langen Paddeln stießen sich die Flybusta von der Sturmbraut ab und ruderten an Land, um Kapitän Orland und ihren Kameraden beizustehen.
    Laryssa schwang sich unterdessen an Deck. Sie sah nur den Smoytje, der als einsame Wache zurückgeblieben war. Als sie ihn ansprechen wollte, kam ihr Kapitän Boronin entgegen. Er hatte wohl mitgehört, welch blutiges Drama sich an Land abspielte. Doch statt sich Sorgen um die Flybusta zu machen, grinste er gut gelaunt, als käme ihm diese Entwicklung sehr gelegen. Kein Wunder.
    Bei Laryssa dagegen froren die Gesichtszüge ein – als Boronin ihr einen Degen, der er hinter dem Rücken versteckt hatte, blitzschnell unters Kinn hielt.
    Nun verfluchte sie, das sie ihre eigene Waffe entsorgt hatte.
    »Es ist mir fast unangenehm, mich so einfach aus dem Staub zu machen«, sagte Kapitän Boronin ohne wirkliches Bedauern in der Stimme, »aber es ist besser, dass ich verschwunden bin, wenn Orland zurückkommt – wenn er denn zurückkommt.«
    Laryssa hob fragend die Brauen.
    »Warum es besser ist?«, stellte Boronin die Frage selbst.
    »Nun, er wird nicht gut auf mich zu sprechen sein, nehme ich an. Inzwischen müsste er nämlich wissen, dass meine Geschichte von dem Koox-Depot erstunken und erlogen war.«
    »Sie war was ?« Laryssa riss die Augen auf.
    »Ich bin kein Drogenschmuggler«, erwiderte Boronin treuherzig. »Ich weiß, in Nydda und anderswo
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