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0911 - Nachtgestalten

0911 - Nachtgestalten

Titel: 0911 - Nachtgestalten
Autoren: Simon Borner
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heute offensichtlich nichts mehr wusste. Aber sie waren geschehen, und er war ihr Auslöser gewesen. Ein Kind der Menschen, in dessen Kern jedoch höllische Macht schlummerte. Ein Kind, das in Zamorras Umfeld lebte, in Lyon - also im Umkreis eines magischen Menschen, wie vom KAISER angekündigt. Und die Sterne hatten Asmodis zu ihm geführt.
    Es war Perfektion. Nicht weniger als das.
    JABOTH.
    Es war ein langes, zähes Spiel gewesen. Jeder Schritt, jede Aktion musste gut überlegt und mit absoluter Präzision ausgeführt werden. Und genauso war Asmodis vorgegangen, geduldig und mit der festen Überzeugung, den richtigen Weg zu verfolgen. Jetzt stand das Spiel kurz vor dem Ende, genau wie er es erwartet, geplant und erarbeitet hatte. Und der Ausgang, davon war er überzeugt, würde LUZIFER gefallen. Sehr sogar.
    Asmodis hatte die undurchdringliche Flammenwand, hinter welcher der große Herrscher des Dunklen regierte, fast erreicht, als ein weiterer Irrwisch seinen Weg kreuzte. Das kleine Wesen schien aufgebracht zu sein. Es murmelte leise vor sich hin und stampfte bei jedem Schritt mit den Füßen auf, dass Staub und kleine Steine durch die Gegend flogen.
    Und es trug etwas in der zur Faust geballten Hand spazieren, bei dessen Anblick Asmodis fast das Herz stehen blieb!
    Was bei den Erzengeln…
    »… bildet der sich eigentlich ein?«, murmelte der Irrwisch, als er in Asmodis Hörweite kam. »Ich habe keine Ahnung, wo er hin ist. Völlig vom Radar verschwunden, so kurz vor dem entscheidenden Tag. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht. Hier dampft die Kacke, und sie muss unbedingt eingreifen, aber dieser Idiot an der Tür lässt mich nicht rein. Kann man sich das vorstellen?«
    Das kleine Wesen hatte noch keine Notiz von dem Erzdämon genommen. Asmodis stellte sich ihm in den Weg. »Du da«, sagte er fest und bemühte sich, sich das ungute Gefühl nicht anmerken zu lassen, welches ihn gerade beschlich. »Was ist das?«
    Der Irrwisch blieb stehen und blickte verständnislos zu dem Dämon auf. »Hä?«
    Hä? So redet der mit mir? Unter anderen Umständen hätte Asmodis ihn für diese Respektlosigkeit strafen können, aber es gab dringendere Dinge zu erledigen. »Das da«, sagte er und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den Gegenstand in der Hand des Irrwischs. »Was ist das, und woher hast du es?«
    Der Kleine hob die Hand und hielt sie Asmodis hin. Seine Stimme überschlug sich fast vor Frustration, als er schrie: »Fängst du jetzt auch an, oder wie? Habt ihr alle nichts Besseres zu tun? Man sollte doch meinen, dass nach dem Tod eines Wesens von Lucifuge Rofocales Format dringendere Themen angegangen werden müssten. Aber nein: Die ganze Hölle hat genug Zeit und Muße, einen kleinen Irrwisch für seinen Besuch - seinen absolut rechtmäßigen Besuch, übrigens! - in der Menschenwelt blöd anzumachen.«
    Daraufhin öffnete er die Faust, worauf sich der zusammengeknüllte Gegenstand wie magisch auszudehnen schien. Asmodis traute seinen Augen nicht, als er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt sah.
    »Das«, sagte der Irrwisch, ohne weiter auf den Dämon zu achten und in einem Tonfall, als schimpfe er einen Schwachsinnigen aus, »ist eine Jeansjacke. Ein Kleidungsstück der Menschen, das heutzutage vielleicht ein wenig aus der Mode gekommen ist, aber was macht das schon, eh? Diese Jeansjacke«, er betonte und dehnte das Wort, als erwarte er, dass Asmodis mitschrieb, »gehört einem kliiiitzekleinen Jungen. Und wenn du dich jetzt fragst, was ich mit ihr mache, dann sage ich dir, dass das eine verflucht gute Frage ist. Von mir aus kann er sie gerne selbst tragen. Himmel, ich wünschte mir sogar, er trüge sie! Denn vielleicht wüsste ich dann, wo zum dreifach verfluchten Erzengel sich der kleine Scheißer überhaupt befindet!!«
    Asmodis sah fassungslos zu, wie sich der Irrwisch immer weiter in Rage redete. Zitternd vor Wut und mit glühenden Augen spie das kleine Wesen seine Frustration hinaus. »Oh, das wüsste ich wirklich gerne. Denn wie es der Zufall will, ist er ein persönliches Projekt der Ministerpräsidentin Stygia. Sein ganzes Leben lang hatte er magische Fähigkeiten und kürzlich hat Ihre Hölligkeit ihn freigegeben, denn er begriff, was er tat - wie jeder Mensch in diesem Alter. Seitdem hat sie, sagen wir: regulativ auf sein Leben eingewirkt. Hat dafür gesorgt, dass sich Luc, denn so heißt unser Kerlchen, in den richtigen Bahnen entwickelte.«
    »Du meinst…«, hauchte Asmodis.
    »Schwarzmagisch«,
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