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0911 - In der Knochengruft

0911 - In der Knochengruft

Titel: 0911 - In der Knochengruft
Autoren: Jason Dark
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ein dicker Kloß, sie spürte einen leichten Druck in den Augen, und mit einer sehr langsamen Bewegung drehte sie sich nach links.
    Jetzt konnte sie zur Tür schauen.
    Die stand offen. Gilda überblickte einen Teil des Flurs. Dort schien etwas nicht zu stimmen.
    War jemand heimlich in das Haus eingedrungen? Schlich dort eine Gestalt umher?
    Gehört hatte sie nichts. Gilda sah auch niemanden. Sie wartete nur gespannt ab.
    Ein Geräusch. Leise, aber deutlich zu hören. Dumpf und trotzdem hallend.
    Aber sie war allein.
    Nein, doch nicht. Da gab es noch die Knochen, und in ihrer Phantasie erlebte Gilda Dinge, die ihr überhaupt nicht passen wollten. Sie hielt die Augen weit offen, und ihre Hand war gegen die Kehle gepreßt, als wollte sie den eigenen Atem anhalten. Laß es nicht wahr sein! schoß es durch ihren Kopf. Laß es nicht wahr sein!
    Dann ging sie in den Flur - und sah die beiden Knochen!
    Sie schwebten über der Treppe. Sie hatten das Zimmer verlassen, obwohl Gilda die Tür geschlossen hatte. Es gelang ihnen sogar, durch Türen und Wände zu gleiten. Sie waren einfach unheimlich.
    Gilda fing an zu zittern. Diesmal war der Schock noch größer als bei der ersten Entdeckung. Hinter ihren Augen breitete sich ein gewaltiger Druck aus, als wollte er beide Sehorgane aus den Höhlen treiben. In ihrem Innern kochte es. Sie hörte sich atmen, aber das war mehr ein Zischen.
    Gilda hob mit einer sehr langsamen Bewegung die Hand und wischte über ihre Augen. Jetzt konnte sie endlich klarer sehen und erkannte, daß die beiden roten Gebeine, die wirklich aussahen, als wären sie mit stockigem Blut gefüllt, versetzt über den Stufen schwebten. Wie zwei Wächter, die auf etwas lauerten.
    Was hatten sie vor?
    Gilda fühlte sich in der Falle. Obwohl keine Waffen vor ihr schwebten, rechnete sie jeden Augenblick damit, attackiert zu werden. Aus Spaß hatten die roten Gebeine bestimmt nicht ihren Ort im Zimmer verlassen. Das war alles anders geworden, ganz anders.
    Sie wollten etwas, und Gilda Madson ging davon aus, daß sie etwas von ihr wollten.
    Sie hatten die Verfolgung aufgenommen. Zwei mit altem Blut gefüllte Knochen, die einen Menschen verfolgten.
    Noch standen sie still.
    Auch Gilda bewegte sich nicht. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken, aber sie wußte nicht, worüber sie nachdachte. Sie hatte das Gefühl, von dichter Watte umgeben zu sein. Die Außengeräusche erreichten ihre Ohren nur sehr gedämpft. Die spielenden Kinder draußen auf der Straße, die immer für Leben sorgten. Das Lachen, das Weinen, auch mal das Schreien, es gehörte zu dieser Wohnsiedlung am Ende der Welt, wie sie es nannten. Es war alles so herrlich natürlich und auch normal, bis auf die glühenden Knochen.
    Gilda hörte sich reden. »Wer seid ihr?« flüsterte sie. »Wer, zum Teufel, seid ihr?«
    Die Frau erhielt keine Antwort.
    Stumm wie zwei Fische blieben die lauernden Knochen.
    Ja, lauernd. Sie kamen ihr so vor, als sollte Gilda von ihnen belauert werden. Ohne es zu merken, hatte sie die Hände zu Fäusten geballt, und sie spürte auf der Stirn die kalte, ölige Flüssigkeit. Der Schweiß hatte sich dort gesammelt. Dicke Tropfen, die ineinanderflossen und sogar ihre Augenbrauen erreichten.
    Die Knochen huschten vor!
    Blitzartig, mit den Blicken kaum zu verfolgen. Sie huschten auf die entsetzte Frau zu, die soeben ihre Arme in die Höhe riß, um sich zu schützen, aber die Knochen kannten kein Pardon.
    Sie schlugen zu.
    Gilda Madson schrie auf, als die ersten Schläge sie erwischten. Sie trommelten gegen ihre Arme, sie erwischten die Hände. Sie teilten sich dabei, denn ein Knochen blieb in Kopfhöhe, während der zweite nach unten sackte, sich dabei drehte und plötzlich wie von unsichtbarer Hand geführt, in ihren Magen rammte.
    Dreimal hämmerte er hinein, und die Treffer raubten der Frau die Luft.
    Sie taumelte durch den Flur, ohne zu sehen, wohin sie sich bewegte. Irgendwann prallte sie gegen eine Wand, und Gilda hörte sich jammern, denn die Schmerzen bohrten sich durch ihren Körper.
    Die Knochen machten weiter. Sie waren gnadenlos. Sie schlugen zu. Sie hämmerten auf die Frau ein. Sie trafen ihren Kopf, auch ihren Körper. Sie erwischten ihr Gesicht. Die linke Braue platzte auf, und ein dünner Streifen Blut rann an der Haut entlang nach unten. Gilda nahm es zur Kenntnis, mehr konnte sie nicht tun, denn wieder erwischte es sie. Diesmal in der Magengegend. Sie schnappte nach Luft. Den Mund riß sie weit auf, und sie schaffte es
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