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0911 - In der Knochengruft

0911 - In der Knochengruft

Titel: 0911 - In der Knochengruft
Autoren: Jason Dark
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sie mochte derartig makabre Gegenstände nicht, da konnte ihr Sohn später sagen, was er wollte.
    Ab mit ihnen in den Müll!
    War das die richtige Lösung? Ihr kamen Zweifel. Es war unter Umständen besser, wenn sie die Knochen am Abend ihrem Mann Frank zeigte, wenn er nach Hause kam. Gilda wollte sie bis dahin verstecken, damit Barney sie nicht fand.
    »Okay, so mache ich es!« sagte sie zu sich selbst, machte sich Mut und verließ wieder die Küche.
    Bis zur Treppe waren es nur wenige Schritte. Sie nahm die Stufen langsam, als wollte sie das Betreten des Kinderzimmers so lange wie möglich hinauszögern. Etwas lief kribbelnd über ihren Rücken.
    Im Mund hatte sie noch den Whiskygeschmack, und als sie vor der geschlossenen Zimmertür stand, kam es ihr vor, als wäre sie die Treppe hochgeflogen.
    Im eigenen Haus brauche ich kein dummes Gefühl zu haben, redete sie sich selbst ein. Wie aber kam es, daß sie plötzlich so nervös geworden war und über ihren Rücken immer wieder kalte Schauer flossen?
    Gilda hatte keine Ahnung. Mit starren Augen und gerunzelter Stirn schaute sie gegen die Kinderzimmertür. Sie lauschte sogar, als gäbe es dahinter ein Geräusch zu hören.
    Irrtum, es blieb still.
    Gilda schüttelte den Kopf, schalt sich einen Feigling und tat endlich das, was sie einfach tun mußte.
    Sie ging auf die Tür zu und drückte sie mit einem heftigen Ruck nach innen.
    Hineintreten, sehen und begreifen war eins. Das Kinderzimmer verdiente diesen Namen nicht mehr, es war zu einer regelrechten Gruselhöhle geworden, denn die beiden Knochen lagen nicht mehr bei den Steinen. Nein, jetzt schwebten sie in Brusthöhe über dem Boden und leuchteten in einem düsteren Rot…
    ***
    Gilda Madson wußte nicht mehr, was sie tat. Etwas war von ihr weggenommen und zur Seite gedrückt worden. Vielleicht ein Teil des Bewußtseins oder des Wahrnehmungsvermögens, jedenfalls stand sie irgendwie neben sich selbst, und die leisen Schreie wurden von einer anderen Person abgegeben.
    In ihrer Kehle zuckte es. Eine seltsame Kraft schüttelte Gilda durch und bannte sie zugleich auf der Stelle. Erst jetzt stellte die Frau fest, daß genau sie es war; die diese leisen Laute von sich gab.
    Der Anblick hatte sie geschockt. Er war nicht schlimm, er war nur so ungewöhnlich, unfaßbar, jenseits aller Naturgesetze. Wieso konnten die Knochen die Gravitationskraft von allein überwinden und plötzlich als Leuchtkörper in der Luft schweben?
    Zwei Gebeine. Zwei Leuchtkörper!
    Einfach nicht zu fassen. Niemand war da, der sie in die Höhe geworfen hätte, und wie sie erkennen konnte, hingen sie auch nicht an irgendwelchen dünnen Fäden oder wurden von irgendeinem starken Magneten angezogen. Sie schwebten in der Luft, waren auch von selbst in die Höhe gestiegen, einfach so…
    Wie lange es dauerte, bis sie sich beruhigt hatte, konnte sie nicht sagen. Jedenfalls war Zeit vergangen, und die blutig wirkenden Gebeine schwebten noch über dem Boden. Zwei makabre Beobachter, die allen Gesetzen trotzten.
    Die Frau löste sich endlich von der Stelle und tappte wieder in das Kinderzimmer hinein. Der Raum war bestimmt nicht kälter geworden, er kam ihr nur so vor, und bei jedem Schritt schossen ihr wieder andere Gedanken und Vermutungen durch den Kopf.
    Sie ging auch davon aus, daß sich Barney einen Gag erlaubt hatte. Welches Spielzeug er besaß, wußte seine Mutter im einzelnen nicht. Hin und wieder schenkten ihm die Großeltern auch etwas, und ihr Sohn gehörte zu den Jungen, die gegenüber allem Neuen aufgeschlossen waren.
    Auf dem Spielzeugmarkt fanden sich immer wieder verrückte Neuheiten. Warum nicht auch fliegende Knochen? Möglich war alles. Aber trotzdem hatte die Frau das tiefe Wissen, daß es diesmal anders war. Das hier war kein Gag, das hier war…
    Sie konnte nicht mehr weiterdenken und blieb in Reichweite vor den beiden Knochen stehen. Äußerlich hatten sie sich nicht verändert, wären mit einer Hand zu packen gewesen, das aber traute sich die Frau nicht. Sie blieb weiterhin vor diesem Phänomen stehen und fragte sich, woher die rote Farbe gekommen war. Die beiden Knochen sahen aus, als wären sie mit Blut gefüllt worden.
    Der Begriff Blut verursachte bei Gilda einen leichten Schüttelfrost. Dennoch zuckte ihre Hand vor.
    Sie wollte den Knochen unbedingt berühren, tat es auch, und ihre Finger, die kaum Kontakt gefunden hatten, zuckten sofort wieder zurück.
    Die Knochen waren heiß, kochend heiß, sie sonderten trotzdem keinen Dampf
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