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0898 - Todesruf der Alten Göttin

0898 - Todesruf der Alten Göttin

Titel: 0898 - Todesruf der Alten Göttin
Autoren: Jason Dark
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als wären sie eingetaucht in die Decke, und Sukos Hände erwischten den Jungen. Er riß Gordy aus Jennifers Umarmung, stolperte mit ihm zurück und wäre auf dem glatten Boden beinahe noch gefallen.
    Da war die Zeit um.
    Alle bewegten sich wieder. John Sinclair ebenso wie die beiden Starks, doch was mit ihnen geschah; ließ Sukos Atem stocken…
    ***
    Die fünf Sekunden waren vorbei. Ich konnte mich wieder normal bewegen. Ich wußte nicht, was in dieser Zeitspanne geschehen war, aber meine Gedanken, die ebenfalls an einem gewissen Punkt gestockt hatten, setzten sich kontinuierlich fort.
    Ich dachte und sah.
    Suko hatte es tatsächlich geschafft, den Jungen aus Jennifers Umarmung zu befreien. Er war mit ihm an die Seite des Ganges gelaufen und hielt ihn dort umklammert. Gordy hatte den Kopf gedreht und gegen Sukos Brust gedrückt, doch dieses Bild nahm ich nur mehr aus den Augenwinkeln wahr, denn andere Dinge waren wichtiger.
    Es ging um die beiden Starks!
    Sie standen nach wie vor am Fuß der Treppe. Sie sahen so schrecklich bleich aus. In den vergangenen fünf Sekunden hatten sie, falls es überhaupt möglich war, noch mehr Farbe aus ihren Gesichtern verloren.
    Meine Hand zuckte vor, um sie anzufassen. Ebenso schnell zuckte sie wieder zurück, und die Finger schlossen sich zur Faust.
    Jennifer und Jonathan veränderten sich. Vor meinen Augen verwandelten sie sich in schreckliche Alptraumgestalten. Was bei einem Toten sonst über Monate oder vielleicht Jahre hinweg andauerte, geschah bei ihnen in wenigen Sekunden.
    Sie verwesten vor meinen Augen!
    Ihre Haut verlor die Blässe. Es sah aus, als wären unsichtbare Ströme dabei, sie von innen her leicht braun oder grau zu färben. Mann und Frau standen noch vor mir, doch auch jenseits der Haut setzte sich der Vorgang fort. Ich hörte das widerliche klingende Knacken, als wären Knochen dabei, an bestimmten Stellen einfach zu reißen. Und es riß auch die Haut mit puffenden Geräuschen. Trockener Staub wehte mir entgegen, begleitet von einem graugrünlichen Qualm, dessen Geruch sich auf meine Atemwege legte.
    Der Magen wollte sich mir umdrehen. Verwesungsgeruch drückte sich gegen mich. Ohne es zu wollen, war ich ins Schwitzen geraten und hatte auch das Gefühl, als wäre dieser Staub dabei, sich auf meine Haut zu legen und sich mit dem Schweiß zu vermischen.
    Zuerst brach Jennifer Stark zusammen. Es begann an ihrem Hals, wo sich die Wirbel aufgelöst hatten. Sie verlor den Halt und kippte nach vorn.
    Ich ging rasch eine Stufe höher, um nicht von dem Schädel getroffen zu werden. Mit der hinteren Seite zuerst prallte er auf die Kante, ich sah in das Frauengesicht, das einen Lidschlag später zersprang wie dünnes Porzellan. Es fiel in zahlreichen Stücken zur Seite, die auf dem harten Steinboden noch weiter zerbrachen und letztendlich nur mehr Staub und Splitter waren.
    Neben Jennifer stand noch ihr Bruder. Er beugte sich nach vorn, als wollte er mich besonders respektvoll grüßen. Nur schaffte er es in seiner Gesamtheit nicht mehr, auf den Beinen zu bleiben. Die ihn verlassene Kraft trieb ihn in die Tiefe.
    Er fiel mir entgegen.
    Ich stand weit genug entfernt, um ihn auf den Stufenkanten zerschmettern zu sehen.
    Und Jennifer?
    Eine Mischung aus stinkender Asche, dunkler Kleidung und einer feuchten, wohl blutigen Masse war zurückgeblieben. Jennifers Schicksal wurde auch das ihres Bruders, was mich weniger interessierte, denn ich sprang über die Reste hinweg, um mich um Suko und Gordy zu kümmern. Zumindest war es uns gelungen, den Jungen zu retten.
    Er, der nicht nur Gordy, sondern auch Amu Ran hieß, war der eigentliche Schlüssel zu diesem rätselhaften Fall, der sich immer mehr verdichtete, was bei seinem relativ harmlosen Beginn keiner angenommen hatte.
    Suko hatte den Jungen gedreht. Gordy starrte mit dem Gesicht gegen die Wand. Er sollte das Grauenvolle nicht mitbekommen, aber Suko hatte hingeschaut. Nur erwiderte er mein leichtes Lächeln nicht, sein Gesicht blieb sehr ernst.
    »Was hast du?« fragte ich ihn. »Freust du dich nicht?«
    »Nein.«
    »Wir haben gewonnen, Mensch. Es war so einfach, wir sind die Sieger. Jetzt gibt es nur noch Gordy, und von ihm werden wir die Dinge erfahren, die uns weiterbringen.«
    »Wir haben nicht gewonnen.«
    »Ach.«
    »Ich will es dir erklären«, sagte Suko mit einer Stimme, deren Klang auch bei einer Trauerrede passend gewesen wäre. Ich wußte, daß mir mein Freund kein Theater vorspielte, mein eigenes Hochgefühl
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