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0888 - Angriff auf die Vampirstadt

0888 - Angriff auf die Vampirstadt

Titel: 0888 - Angriff auf die Vampirstadt
Autoren: Andreas Balzer
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wurde bewacht von einem guten Dutzend schwer bewaffneter Vampirsoldaten, die sich sofort auf die Eindringlinge stürzten. Die Wächter Choquais wirkten in ihren lange Roben fast wie Mönche, aber sie wussten ihre Schwerter und Speere hervorragend einzusetzen. Normalerweise konnten Hieb- und Stichwaffen dämonischen Kreaturen kaum etwas anhaben, solange sie nicht den Kopf vom Rumpf trennten. Doch diese Waffen waren offenbar magisch präpariert.
    Die Auswirkungen waren verheerend.
    Zwei vorschnelle Trolle wurden von den Schwertern regelrecht zerhackt. Nicht besser erging es einem Froschdämon, der von einem halben Dutzend Speeren getroffen zusammenbrach.
    »Zurück, ihr Narren!«, schrie der Schrat.
    Im Thronsaal gab es keine Deckung, aber die brauchten sie auch nicht. Sie hatten etwas Besseres. Der Schrat gab dem Feuerdämon ein Zeichen. Sofort erhob sich das Flammenwesen in die Luft und bombardierte die Verteidiger der Vampirstadt mit Geschossen aus reinem Höllenfeuer. Die übrigen Eindringlinge nutzten die Gelegenheit und stürzten sich auf die jetzt von zwei Seiten attackierten Vampirsoldaten.
    Befriedigt registrierte der Schrat, wie die Wächter Choquais um ihn herum in Stücke gerissen wurden. Doch etwas fehlte. Sie waren ja nicht nur gekommen, um den Körper des schlafenden Götterdämons an sich zu nehmen. Der Schrat riss einen der Vampirsoldaten vom Boden und stemmte ihn in die Luft.
    »Wo ist der Hong Shi?«, brüllte er. »Wo ist Fu Long?«
    ***
    Der ältere Herr war der letzte Besucher der Bibliothek. Seit Stunden saß er konzentriert über einer der zentralen Schriften von Mozi, dem Begründer des Mohismus [3] , und las. Niemand hatte ihn in der ganzen Zeit auch nur einmal aufschauen, geschweige denn eine Pause machen oder zur Toilette gehen sehen.
    Die Fudan-Universität in Shanghai gehörte zu den ältesten Bildungseinrichtungen Chinas. Die ungeheuren Schätze, die allein die Bibliothek der Philosophischen Fakultät in ihren Regalen versammelte, hatte schon manchen Wissbegierigen die Zeit vergessen lassen. Doch irgendwann mussten selbst die gelehrtesten Köpfe an etwas sehr Profanes erinnert werden: die Öffnungszeiten.
    Mit einem dezenten Hüsteln näherte sich ein Aufseher dem letzten Besucher. Für die Bibliotheksangestellten war der seltsam altertümlich gekleidete Mann längst kein Unbekannter mehr. Seit einigen Monaten kam er regelmäßig, um die Schriften der alten Meister zu studieren. Dass er immer erst nach Einbruch der Dunkelheit die Bibliothek aufsuchte, wunderte niemanden. Die meisten hielten ihn für einen neuen Professor, der seine Zeit tagsüber damit verbrachte, den Nachwuchs in die Geheimnisse der Wissenschaft einzuweihen, und erst zu später Stunde dazu kam, seine eigenen Studien voranzutreiben.
    Doch sie irrten sich. Fu Long war kein Professor - er war ein Vampir.
    »Verzeihung, mein Herr, wir schließen jetzt.«
    Irritiert blickte der Herr von Choquai auf. Er hatte sich so in Mozis Lehre von der Rechtschaffenheit als Grundlage der idealen gesellschaftlichen Ordnung vertieft, dass er alles um sich herum völlig vergessen hatte. Die übrigen Mitarbeiter und Studenten waren schon längst gegangen, um mit ihren Familien den Feierabend zu genießen oder sich ins berüchtigte Shanghaier Nachtleben zu stürzen. Nur noch der Aufseher und er selbst befanden sich in dem riesigen Lesesaal.
    Der Universitätsangestellte wirkte nicht allzu glücklich darüber, den Mann in der schlichten Robe aus seiner Lektüre reißen zu müssen. Offenbar flößte ihm die natürliche Autorität Fu Longs gehörigen Respekt ein. Vermutlich wäre er schreiend weggelaufen, wenn er auch nur geahnt hätte, dass er den Herrscher eines mythischen Vampirreiches vor sich hatte.
    Fu Long klappte das Buch zu und lächelte. »Ich habe gar nicht bemerkt, wie spät es ist.«
    »Ja, so geht es mir auch oft. Wenn man ein spannendes Buch vor sich hat…«
    Spannendes Buch , dachte Fu Long amüsiert. Vermutlich dachte sein Gegenüber dabei eher an Comics als an uralte philosophische Schriften, die der Großteil der Menschheit längst vergessen hatte. Doch es waren gerade diese verschütteten Schätze, die den Vampir seit Monaten hierher zogen.
    Eigentlich hatte Fu Long nicht vorgehabt, Choquai jemals wieder zu verlassen. Seit er mit Professor Zamorras Hilfe Kuang-shi zurück in den tiefen Schlaf geschickt und die Kontrolle über Choquai übernommen hatte, lebte er mit seiner Familie in einem wahren Paradies. Das Vampirreich
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