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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies
Autoren: Robert B. Parker
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Dieses eBook wurde von der Plattform libreka! für Till Leffler mit der Transaktion-ID 2949863 erstellt.
1
    Am Rand des Kontinents, nicht weit vom unteren Ende des Wilshire Boulevards und direkt oberhalb des Santa Monica Beachs, lehnte Jesse Stone im Dunkeln am Geländer und starrte ins Nichts, während unter ihm der schwarze Ozean in Richtung Japan davonrollte.
    Auf der Ocean Avenue war alles ruhig. Die Straßenlaternen hinter ihm verströmten ihr unbarmherziges Licht. Vor ihm lag die vollkommene Finsternis über dem ständigen verächtlichen Murmeln des Meeres.
    Ein schwarzweißer Streifenwagen näherte sich und stoppte in der Parkbucht hinter seinem Wagen. Ein Scheinwerfer strahlte den Wagen an. Einer der Cops stieg aus und sah ins Innere. Dann strich der Scheinwerfer über den Rand der Klippen, über Jesse hinweg und an ihm vorbei, um dann wieder zu ihm zurückzukehren. Der durchtrainierte junge Polizist kam zu Jesse herüber. Er hielt die Lampe am vorderen Ende fest, der hintere Teil ruhte auf seinen Schultern, damit er ihn bei Bedarf als Schlaginstrument einsetzen konnte. Er fragte Jesse, ob mit ihm alles in Ordnung sei. Jesse versicherte, ihm gehe es gut, und der junge Polizist fragte ihn, warum er hier draußen um vier Uhr morgens herumstehe. Er war ungefähr vierundzwanzig Jahre alt. Jesse hatte das Gefühl, sein Vater sein zu können, obwohl er gerade zehn Jahre älter war.
    »Ich bin Polizist«, sagte Jesse.
    »Haben Sie Ihre Marke dabei?«
    »Ich war Polizist. Ich verlasse die Stadt und wollte vorher nur noch einen Moment hier haltmachen.«
    »Ist das Ihr Wagen?«
    Jesse nickte.
    »Zu welcher Abteilung haben Sie gehört?«
    »Morddezernat.«
    »Wer war Ihr Chef?«
    »Captain Cronjager.«
    »Sie haben Alkohol getrunken«, sagte der Cop.
    »Ich warte hier, bis ich wieder nüchtern bin.«
    »Ich kann Sie in Ihrem Wagen nach Hause bringen«, bot der Polizist an. »Mein Partner folgt uns im Streifenwagen.«
    »Ich bleibe hier und warte, bis ich nüchtern bin.«
    »Okay.« Der junge Polizist ging zum Streifenwagen zurück und sie fuhren weg. Sonst kam niemand vorbei. Bis auf das unentwegte Rauschen des tiefschwarzen Wassers war kein Laut zu hören. Das Licht der Straßenlaternen hinter ihm begann zu verblassen und er bemerkte die Umrisse des Piers zu seiner Linken. Er drehte sich langsam um, warf einen Blick auf die Stadt, die hinter ihm lag, und stellte fest, dass es dämmerte. Das Licht der Laternen hatte sich gelb verfärbt, der Himmel im Osten wurde weiß. Er warf einen letzten Blick auf den Ozean, ging zu seinem Wagen zurück und stieg ein. Er fuhr über die Ocean Avenue zum Santa Monica Freeway und wandte sich dort nach Osten. Als er Boyle Heights passierte, war die Sonne aufgegangen und schien ihm in die Augen. Er hielt direkt auf sie zu. Adieu, Hollywood, sag auf Wiedersehen, Baby.

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2
    Tom Carson saß auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch von Hastings Hathaway im Büro des Direktors des Paradise Trust. Er fühlte sich so unwohl, als säße er im Büro seines eigenen Vorgesetzten. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Immerhin war er der Polizeichef und die Leute sollten vor ihm kuschen.
    »Du hast die Möglichkeit, ohne großes Aufsehen zurückzutreten, Tom«, sagte Hathaway, »und einer Ortsveränderung zuzustimmen. Es sei denn, du willst die, äh, Konsequenzen tragen.«
    »Konsequenzen tragen?«, Carson versuchte hart zu klingen, aber er spürte, wie der Boden unter ihm nachgab.
    »Für dich selbst und, wenn nötig, für deine Frau und die Kinder.«
    Carson räusperte sich und schämte sich, dass er das nötig hatte.
    »Welche zum Beispiel?«, fragte er so unnachgiebig wie möglich und bemühte sich, seinen Blick nicht von Hathaway abschweifen zu lassen.
    Warum war Hathaway so furchteinflößend? Er war ein Fiesling. Damals in der achten Klasse, bevor Hasty abgegangen war, hatte Tom Carson ihn aufgezogen. Alle anderen hatten es auch getan. Hathaway lächelte. Es war ein fieses Lächeln und es machte Tom Carson noch mehr Angst.
    »Wir haben viele Möglichkeiten, Tom. Wir können die Angelegenheit Jo Jo und seinen Leuten überlassen oder uns auch selbst damit befassen. Ich möchte esallerdings nicht so weit kommen lassen. Ich bin dein Freund, Tom. Bis jetzt war es mir möglich, die, äh, Feuersbrunst unter Kontrolle zu halten, aber du musst mir vertrauen. Du musst tun, was ich sage.«
    »Hasty«,
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