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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck
Autoren: Jason Dark
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in der Nähe des Abfalls aufhalten.
    Der Betrieb lief längst wieder normal, aber die Furcht war geblieben, auch bei McLaren. »Egal, wie ich über dich gedacht habe, Gordon, ich habe mich eines Besseren belehren lassen. Sie ist also heute wieder dagewesen.«
    »Das weißt du doch.«
    »Ja - schon«, quetschte McLaren hervor. »Es ist mir nicht unbekannt, aber ich kann es nicht fassen. Es ist zu hoch für mich. Ich komme damit nicht zurecht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Wer ist sie?«
    »Ein Monster, Quinn. Diese Person ist ein verfluchtes Monster. Ein Geschöpf, das einmal tot gewesen ist, dann aber wieder zusammengeflickt wurde.«
    McLaren lachte nicht. Er bekam eine Gänsehaut und stöhnte leise auf.
    »Komisch, jetzt glaube ich dir sogar. Du bist der einzige, der uns helfen kann.«
    »Warum ich?«
    »Weil du sie kennst.«
    Polvera lachte den anderen an. »Hör doch auf damit. Ich kenne sie - na und? Ich weiß trotzdem nicht, wo sich die Travers, so heißt sie, aufhält. Da bin ich überfragt.«
    Quinn McLaren schaute zu Boden, als wollte er jedes Staubkorn zählen.
    »Hast du denn auch keine Vermutung?«
    »Doch - schon.«
    »Und welche?«
    »Lucy Travers treibt sich noch hier herum, Quinn. Das kannst du mir glauben.«
    McLaren schwankte zwischen geschockt und überrascht sein. Er holte einen Kaugummi hervor, riß das Papier ab und steckte sich das flache Viereck in den Mund. Dabei schaute er sich um, als befände sich Lucy bereits hinter ihm.
    »Warum sagst du nichts, Quinn?«
    »Scheiße«, murmelte McLaren. »Wenn es stimmt, was du meinst, wäre es dann nicht besser, daß wir anfangen zu suchen?«
    »Klar. Und wo?«
    »Na ja…«
    »Hör zu, die kennt sich aus. Die verkriecht sich in den Tunnels. Die steigt plötzlich in einen Wagen und läßt die Hölle los.. Das habe ich schon alles mitbekommen. Oder hast du den Toten nicht gesehen?«
    »Nein, nur das Blut.«
    »Okay. Sie hat ihn mit den eigenen Händen gekillt. Sie brauchte nicht mal eine Waffe.«
    »Hör auf.«
    Polvera grinste ihn an. »Jetzt bist du nicht mehr der große Boß, wie? Deine Sicherheit ist weg - oder?«
    »Ja.«
    »Dein Problem. Ich werde jetzt gehen.«
    »Du willst sie nicht suchen?«
    »Bin ich denn verrückt?«
    McLaren hob einen Finger. »Wenn diese Person nicht gefunden wird, dann werden wir mit einer verfluchten Angst leben müssen, das ist dir doch klar.«
    »Stimmt.«
    »Und das macht dir nichts aus?«
    Polvera schlug Quinn auf die Schultern. »Ich habe mich daran gewöhnt, mein Junge. Aber schau dich hier unten um. Ich bin sicher, daß sie bald auftaucht.« Polvera ließ den Mann stehen und ging. Er hatte keine Lust mehr, sich mit McLaren zu unterhalten. Dafür war in der Vergangenheit zwischen den beiden einfach zu viel geschehen. Er wollte endlich raus aus dieser Unterwelt, und morgen war auch noch ein Tag.
    Gordon Polvera ging die Treppe hoch und der Oberwelt entgegen. Er war nicht allein. Ein Strom von Fahrgästen trieb ihn voran, und er schaute immer wieder in die Gesichter der Frauen, um herauszufinden, ob sich Lucy Travers zwischen ihnen versteckt hielt.
    Er sah sie nicht. Dafür aber stellte er fest, daß sich das Licht des Tages bereits verabschiedet hatte. Die Dämmerung hatte sich über London gelegt und ihre grauen Schatten geschickt.
    Auch um diese Zeit wollten viele Menschen mit der U-Bahn fahren. Der Berufsverkehr begann erst richtig anzulaufen. Aus der Schachtöffnung hörte Polvera die zahlreichen Geräusche der Oberwelt, die ihm wie ein breiter Fluß entgegenströmten. Am Piccadilly herrschte immer Trubel, dieser Platz kam nie zur Ruhe. Das Zucken der Lichtreklamen, das Hupen der Autofahrer, die Stimmen, die Musik aus irgendwelchen Radios, Geräusche der Großstadt, die einfach immer da waren.
    Auch Menschen kamen ihm entgegen. Männer, Frauen, Kinder. Er schaute in die Gesichter, die nicht mehr als flüchtige Schatten waren.
    Sehen, registrieren, vergessen.
    Bis auf eines.
    Polvera blieb so plötzlich stehen, daß die hinter ihm gehenden Menschen gegen seinen Rücken stießen und sich lautstark beschwerten. Das war ihm egal. Er blieb auf der Treppe stehen. Der Strom teilte sich vor und hinter ihm. Polvera selbst hatte das Gefühl, als wären die Menschen dabei, sich innerhalb seines Sichtfeldes aufzulösen.
    Nur eine Person sah er klar.
    Es war Lucy.
    Und sie ging direkt auf ihn zu!
    Gordon Polvera hatte irgendwo mit einem Zusammentreffen gerechnet.
    Wer immer hier Schicksal spielte, sorgte dafür, aber Polvera hatte
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