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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck
Autoren: Jason Dark
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worden. Wenn ja, dann hat sie auch einen Hintergrund. Der sollte durchleuchtet werden.«
    »Gute Idee«, gab Suko zu. »Und was meinst du, John?«
    »Wir sollten telefonieren.« Suko stand bereits auf. Die Gesichter der anderen drei Personen zeigten eine leichte Enttäuschung, auch die Wahrsagerin hatte sich wohl mehr versprochen, wir aber machten ihr klar, daß es besser für sie war, wenn sie sich aus dem Fall heraushielt. Der Tod des jungen Mannes hätte ihr Warnung genug sein müssen.
    »Dennoch werde ich hier am Piccadilly die Augen offenhalten«, erklärte sie uns.
    »Das hoffen wir auch. Sollten Sie die Person sehen, dann bitte sofort anrufen.« Ich gab ihr meine Karte und auch einige Münzen, damit sie telefonieren konnte.
    Sie lächelte etwas verlegen.
    »Vier Augen sehen mehr als zwei«, sagt Sarah Goldwyn, und ich verzog das Gesicht, als hätte man mir saure Zitronenscheiben zwischen die Zähne gesteckt. So etwas Ähnliches hatte ich kommen sehen. Das konnte ja nicht gutgehen.
    »Ist was, John?«
    »Hör auf, Sarah. Du willst doch nicht etwa hier unten in der Station bleiben?«
    »Doch, das will ich.«
    »Kauf lieber die Geschenke.«
    »Das kann ich später noch erledigen. Es sind schließlich noch einige Wochen hin bis zum Fest.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich könnte ja auch Jane Bescheid geben, daß sie ebenfalls hier unten eintrifft.«
    »Wäre zumindest nicht schlecht.«
    »Jedenfalls findest du mich in der Unterwelt«, sagte sie und lächelte.
    »Maria ist jedenfalls der Überzeugung, daß Lucy hier wieder erscheinen könnte.«
    »Warum befürchtet sie das?«
    »Ein Fluch«, flüsterte mir die Wahrsagerin zu. »Ein Fluch, der sie in ein Versteck treibt, aber trotzdem noch nahe der Menschen. Das denke ich mir.«
    »Ja, kann sein.«
    Überzeugt hatte das nicht geklungen. Aber was war in diesem Fall schon überzeugend? Einzig und allein das mordende Geschöpf, das es geschafft hatte, die Gunst der Minute auszunutzen. Es war im Chaos verschwunden, um in seinem Versteck auf einen günstigen Zeitpunkt zu warten.
    »Gut«, sagte ich zum Abschluß. »Wenn ihr dann hier unten bleiben wollt, werden wir uns auf jeden Fall noch sehen. Spätestens bei Einbruch der Dunkelheit, sage ich mal.«
    »Wir warten, John.«
    »Und paßt nur auf.«
    »Werden wir, keine Sorge.«
    So optimistisch, wie sich Lady Sarah und Maria gaben, waren Suko und ich nicht, aber ändern konnten wir auch nichts.
    ***
    Wir hatten den Namen Lucy Travers, und das war wichtig. Schon auf der Fahrt zum Yard Building setzte ich mich telefonisch mit unserer Fahndungsabteilung zusammen und bat die Kollegen darum, doch nach dem Namen zu forschen.
    »Bis wann, John?«
    »In einer halben Stunde.«
    »Das wird klappen.«
    »Dann sind wir im Büro.«
    Ich mochte vieles an London, aber den Verkehr nicht, der sich in den Wochen vor Weihnachten noch verdichtete. Da schienen alle aus ihren Höhlen zu kommen, um bewußt die City zu verstopfen, aber wir schafften es, innerhalb der nächsten halben Stunde unser Ziel zu erreichen. Im Büro lag bereits ein Fax auf unserem Schreibtisch. Die Kollegen von der Fahndung hatten gut gearbeitet und auch etwas über Lucy Travers herausgefunden.
    Sie war zweimal aufgefallen. Einmal wegen Drogenhandels, die hatte das Pech gehabt, irgendwelche Pillen an einen Streetworker zu verkaufen, der sich als Kunde ausgegeben hatte, und zum zweiten war sie, das lag erst wenige Wochen zurück, wegen Prostitution aufgefallen.
    Bahnsteig-Prostitution, war das die Verbindung zur U-Bahn?
    Sicherlich, denn in der Zeit hatte sie das Gelände bestimmt kennengelernt. Sie kannte Schlupflöcher und wußte, wohin sie verschwinden konnte, wenn Holland in Not war.
    Lucy war einundzwanzig Jahre alt. Sie stammte aus dem Londoner Norden. Eine Adresse war auch angegeben, aber es gab keinen Hinweis auf einen Mann oder eine Person, die mit Lucy experimentiert hatte, um sie zu seinem Geschöpf zu machen.
    Suko schüttelte den Kopf. »Das sieht nicht gut aus«, sagte er. »Die ist uns entwischt.«
    Ich deutete auf die Adresse. »Wir können es dort einmal versuchen.«
    »Willst du hinfahren?«
    »Nein, anrufen.«
    Es gab wohl kaum jemand, der heutzutage kein Telefon mehr besaß. Die Anschrift stimmte noch, und ich wählte die Nummer. Über einen Lautsprecher konnte Suko mithören. Es meldete sich eine Frauenstimme, die ziemlich müde und abgeschlafft klang.
    »Bin ich mit Travers verbunden?«
    »Ja, was wollen Sie?«
    »Es geht um Lucy…«
    »Hä?«
    »Wohnt
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