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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck
Autoren: Jason Dark
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keinen Sinn mehr hatte, noch länger zu warten.
    Die Gefahr war dichter geworden. Sie hatte sich ihr genähert, sie befand sich nicht mehr in der Oberwelt, sondern war über die Treppe nach unten gekommen.
    Der Tod lauerte schon…
    An Sarah Goldwyn dachte sie nicht mehr, sosehr sie die Frau auch in der letzten Zeit schätzen gelernt hatte. Lucy war jetzt wichtiger.
    Sekunden des Zögerns konnten ins Verderben führen. Die Düsternis befand sich auf dem Weg, um sich über die Menschen zu legen. Da lauerte jemand, der töten wollte, der Menschen zerreißen wollte, um ihr Blut zu sehen. Die bösen Kräfte konnten von der Wahrsagerin wie Ströme aufgenommen werden.
    Sie war klein, sie war manchmal zu übersehen, aber in diesem Fall wuchs sie zu einer Größe heran, die schon sensationell war. Nicht körperlich, nein, da war etwas um sie herum, das auch den so eiligen Menschen auffiel.
    Eine Aura, nicht siehtaber spürbar, und die Sinne der Menschen nahmen die Aura ebenfalls wahr. Sie wichen der Person aus, als hätten sie Befehle bekommen.
    Maria lächelte. Bisher war sie immer nur die Geknechtete gewesen, von vielen verachtet, eine Bettlerin, die man einfach übersah.
    Das hatte sich nun geändert. Die neue alte Kraft in ihr gab ihr den nötigen Mut. Mochten andere ihr gegenüber auch noch so schlecht sein, in diesen Augenblicken wußte sie, daß Leben und Tod gewisser Menschen allein von ihr abhingen.
    Sie mußte es schaffen, die Gestalt zu stellen. Lucy sollte sich um sie kümmern, nicht um die anderen. Maria wollte es auf einen Kampf mit ihr ankommen lassen.
    Sie ging so leicht und locker, beinahe beschwingt, so daß sie einfach den Eindruck haben mußte, über dem Boden zu schweben. Und sie wich nicht von ihrem Weg ab. Obwohl sie ihr Ziel nicht sah, wußte sie doch, daß der Weg genau hinführte.
    Die Schwingungen in ihrem Kopf hatten sich verstärkt. Sie würden immer sein, sie waren das Zeichen, nicht von ihrem einmal eingeschlagenen Weg abzuweichen.
    Maria schaute sich auch nicht um. Sie ging quer durch die Halle, in Richtung Bahnsteige.
    Dort würden sie zusammentreffen. Wo die Züge aus der dunklen Röhre einliefen und sich auch Menschen versammelten.
    Lucy brauchte Menschen.
    Sie war einsam.
    Sie wollte wieder zurück in ein Leben, das sie vor ihrem Tod geführt hatte.
    Sehnsucht… aber auch Brutalität und Gnadenlosigkeit, denn sie ging mit äußerster Entschlossenheit gegen diejenigen vor, die sich ihr in den Weg stellten.
    Wie der junge Mann in der U-Bahn, von dem Sarah Goldwyn berichtet hatte.
    Die Wahrsagerin blieb stehen, als hätte eine ausgestreckte Hand sie gestoppt. Sie saugte den Atem tief ein und stellte fest, daß sich die Kante des Bahnsteigs nur mehr knapp eine Körperlänge von ihr entfernt befand. Soeben war ein Zug in der Röhre verschwunden. Bis der nächste hielt, würden vielleicht drei, vier Sekunden verstreichen.
    Viel Zeit…
    Maria schaute parallel zum Bahngleis entlang nach vorn. Das Böse war nicht verschwunden. Es tobte durch ihren Kopf. Es machte ihr Angst, weil es gleichzeitig so übermächtig geworden war.
    Lucy Travers mußte in der Nähe sein!
    Maria drehte sich auf der Stelle. Von der Halle her strömten die Fahrgäste herbei, die auf den nächsten Zug warten wollten. Männer, Frauen, zumeist Berufstätige. Keiner schaute den anderen dabei an, und doch gab es eine Person, die sich von den Gesichtern zahlreicher Menschen nicht lösen konnte. Sie war es!
    Plötzlich stöhnte Maria auf. Ihre Knie durchströmte ein weiches Gefühl.
    Es war schwer, normal stehen zu bleiben. Das Grauen glotzte sie an, sie wußte es genau, und sie hob den Kopf mit einer sehr langsamen Bewegung, als eine schwere Eisenstange auf ihrem Nacken explodierte.
    Die Blicke trafen sich.
    Leere Augen im Gesicht der Lucy Travers!
    Und trotzdem ein Erkennen, denn sie hatte nur für einen Moment gestoppt um sich ihrer Sache sicher zu sein. Dann ging sie weiter, und es gab kein anderes Ziel für sie als Maria.
    Noch immer trug sie denselben Mantel. Er schwang auf. Darunter war sie halbnackt. Die Nähte schimmerten in einem düsteren Rot, und dieser Tod auf zwei Beinen ließ sich durch nichts aufhalten. Mit einer wütenden Bewegung fegte Lucy ein Hindernis, einen jungen Schwarzen, aus dem Weg. Jetzt war die Bahn frei.
    Und dann blieb sie stehen.
    Sie war größer als Maria, schaute auf die kleine Wahrsagerin hinab, die sich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte, als auf die böse Person.
    Nur sie
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