Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt

Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt
Autoren: Achim Hiltrop
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    »Tupfer.« Doktor Jovian Anande kaute unter dem Mundschutz an seiner
Unterlippe. Die Notoperation, die dem verletzten Kassarier das Leben retten
sollte, verlief anders als geplant. Von Minute zu Minute wurden der Puls und
die Atmung des gefiederten Wesens schwächer, und die Instrumente, die den
Zustand des Patienten anzeigten, waren schon seit geraumer Zeit im roten Bereich.
Anande schluckte. Er hatte nicht vor, den Patienten zu verlieren und weigerte
sich aufzugeben.
    Der Medoroboter tupfte behutsam die Ansammlung von Körperflüssigkeit
aus der klaffenden Wunde. Der gesamte Thorax des Kassariers war bei der explosiven
Dekompression, welche sein Raumschiff ereilt hatte, eingedrückt worden.
Es grenzte an ein Wunder, dass er beim Eintreffen des Rettungskreuzers Ikarus überhaupt noch geatmet hatte. Dem Tode zwar näher als dem Leben, aber
immerhin. Für Anande war es Ansporn genug, das vogelartige Wesen nicht
in letzter Sekunde durch einen dummen Fehler zu verlieren.
    Anande seufzte. Warum hatte es ausgerechnet ein Kassarier sein müssen?
Inzwischen kannte der Chirurg die Anatomie von einigen Dutzend Rassen des erforschten
Universums in- und auswendig, so dass er von einer simplen Tracheotomie bis
hin zu einer Herzverpflanzung jederzeit jeden beliebigen Patienten blind hätte
operieren können. Kassarier gehörten aber nicht zu seinem Standardprogramm,
und so musste er vor jedem Handgriff zweimal überlegen, ob er damit seinem
Patienten das Leben rettete oder es drastisch verkürzte.
    »Zange.« Er nahm das Instrument entgegen und begann, die Knochenfragmente,
die sich in das Lungengewebe des Kassariers gedrückt hatten, aus dem pulsierenden
Organ zu entfernen. Vorsichtig jetzt, ganz vorsichtig...
    Anande war so konzentriert, dass er Thorpas Anwesenheit erst bemerkte, als
der Pentakka neben ihm stand und verlegen hüstelte. »Kann ich helfen,
Doc?«
    Der Arzt lachte freudlos. Bei der Versorgung von einfacheren Verletzungen wie
Stauchungen, Prellungen oder Knochenbrüchen hatte das baumartige Wesen
eine erstaunliche Begabung gezeigt. Es sprach für Thorpa, dass er auch
bei dieser heiklen OP assistieren wollte, aber das hier überstieg die begrenzten
Fähigkeiten des Pentakka um ein Vielfaches.
    Anande bezweifelte sogar allmählich, dass er selbst der Aufgabe gewachsen
war.
    Thorpa konnte ihm nicht helfen, es sei denn ...
    »Ja, Thorpa, das können Sie.«
    Der Pentakka raschelte unter seinem zeltartigen OP-Dress mit den Zweigen. »Was
soll ich tun?«
    »Finden Sie mir einen zweiten Kassarier.«
    »Einen zweiten Kassarier? Haben Sie denn mit dem hier noch nicht
genug zu tun?«
    »Doch, habe ich.« Anande seufzte resigniert. »Aber ich dachte,
aus zwei kaputten Kassariern könnte ich wieder einen funktionsfähigen
zusammenpuzzeln.«
    Thorpa stutzte. »Und was wird dann aus den restlichen – oh! Oh, ich
verstehe. So schlimm steht es also?«
    Anande gab dem Medoroboter einen Wink: »Laser.« Kaum hatte der Chirurg
die Knochensplitter aus der Wunde entfernt, verschweißte er mit einigen
geschickten Handbewegungen die Schnitte in der Lunge. Die Pumpe, deren Druck
das verletzte Organ vor dem Kollabieren bewahrt hatte, summte zufrieden. Auf
dem Display über dem OP-Tisch sprang eine Anzeige von rot auf grün
um. »So, das hätten wir schon mal. Von hier an geht's bergauf«,
verkündete er.
    »Das wird den Captain aber freuen«, pflichtete Thorpa ihm bei. »Wissen
Sie eigentlich, wen Sie da unter dem Messer haben?«
    Anande legte den Laserschweißer zurück und nahm ein anderes Instrument
vom Tablett des Roboters. »Nein. Wir sind einander nicht vorgestellt worden.«
    »Captain An'ta hat das kassarische Raumschiff – oder das, was davon
übrig ist – geborgen und in Schlepptau genommen. Bei der Inspektion
des Wracks hat sie kurz das Logbuch und die ID des Piloten einsehen können.«
    »Tupfer. Na und?« Eine Schweißnaht versiegelte einen Haarriss
an der Milz, ehe das Organ platzen und der Patient verbluten konnte. Eine weitere
Anzeige schaltete auf grün. Anande atmete erleichtert auf. Er war auf dem
richtigen Weg!
    »Nun, wie es aussieht, handelt es sich um einen kassarischen Gesandten,
der auf dem Weg nach Vortex Outpost war. Der Captain denkt, dass die Regierung
von Kassar sich an unserer Allianz gegen die Outsider beteiligen will. Vor diesem
Hintergrund wäre es ein feiner Zug von uns, wenn wir ihrem Kurier das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher