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088 - Die Sumpfhexe

088 - Die Sumpfhexe

Titel: 088 - Die Sumpfhexe
Autoren: Earl Warren
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Konturen kaum erkennen ließen.
    Wie immer war Dean von der Wunderwelt unter Wasser gefangengenommen. Er begegnete großen und kleinen Fischen, treibenden Quallen und vielarmigen Tintenfischen. Ein Schwarm kleiner Abudefdufs, wegen ihrer Streifen auch als „Hauptfeldwebel“ bezeichnet, umringte Dean neugierig.
    Einmal sah Dean einen Barracuda. Aber er interessierte sich nicht für ihn, er jagte einer sicheren Beute nach. Der Kopf des Barracuda bestand fast nur aus Zähnen. Dieser wilde, angriffslustige Räuber der See war für einen Taucher noch gefährlicher als ein Hai.
    Dean hatte den Meeresboden erreicht. Algenwälder wuchsen hier und Korallen. Es gab Sandboden und Schlick, in den Deans Fuß einsank.
    Er folgte dem hellen Sandstreifen, wie sein Vater ihm geraten hatte. In der Nähe der Tangwälder waren Meeresflora und -fauna von einer Üppigkeit wie nirgendwo anders. Fische zogen an Dean vorbei, allein oder in Schwärmen, manche in herrlichen Farben, andere von einer bizarren, abstoßenden Häßlichkeit.
    Ein Igelfisch wurde von Dean aufgestört. Er pumpte seinen Magen voll Wasser, blähte sich zu einer Kugel auf und stellte seine Stacheln, um den vermeintlichen Gegner abzuschrecken. Ein Adlerrochen schwang sich über dem Taucher dahin.
    Faszinierend für Dean war die völlige Lautlosigkeit, mit der sich mörderische Kämpfe zwischen den Meeresbewohnern, Fressen und Gefressenwerden, abspielten. Vielleicht war das der Grund, weshalb die Unterwasserwelt etwas Märchenhaftes, Unwirkliches an sich hatte.
    Endlich erreichte Dean das Korallenriff, in dem laut Taits Angaben die Galeonen lagen. Ein herrlicher, bunter Unterwassergarten tat sich vor ihm auf. Es gab hell- und dunkelpurpurrote Korallen, blaßgrüne, rosa und braungelbe. Dazwischen tummelten sich Seesterne und Korallenfische in allen Farben.
    In dieser Stille und Schönheit fühlte er sich so losgelöst von allem, was über der Meeresoberfläche lag, daß er am liebsten hiergeblieben wäre. Seine Umwelt nahm Dean derart gefangen, daß er sich dazu überwinden mußte, die ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen.
    Im Schein der Unterwasserlampe stellte er auf der Taucheruhr fest, daß ihm noch fast 90 Minuten blieben. Er durchquerte den Korallenwald und sah dann, unterhalb eines schroffen Felsenriffs, die beiden Galeonen.
    Zunächst hielt Dean sie für Gesteinsformationen, so überwachsen waren sie von Algen, Krebstieren und Muscheln. Die beiden Schiffe lagen nahe beieinander, nur wenige Meter voneinander entfernt. Die Masten waren gebrochen.
    Eine Galeone lag auf der Seite, die andere war halb im Schlick versunken. Dean zögerte nicht länger. Auch ihn packte nun das Schatzfieber. Er kletterte auf das glitschige Deck des schrägliegenden Schiffes. Die Luke zum Laderaum war offen.
    Der junge Mann ließ sich hinab. Auch hier wimmelte es von Fischchen, die durch Ritzen und Fugen in der Bordwand eingedrungen waren. Auf den Kisten hatten sich Bohrmuscheln, Seescheiden, Moostierchen und kleine Polypen angesiedelt. Das zerfallene Holz bildete einen idealen Boden für sie.
    Dean sah die Silberbarren, von denen sein Vater gesprochen hatte. Sie waren im Laderaum gestapelt worden, aber die meisten waren verrutscht und bildeten einen wüst durcheinanderliegenden Haufen. Dean nahm an, daß dadurch die Galeone gekentert und gesunken war.
    Er betastete die Silberbarren, die mit einer dünnen, grünlichen Tangschicht überzogen waren. Kein Zweifel, das war reines, massives Barrensilber, bestimmt für den König von Spanien, der es nie zu sehen bekommen hatte.
    Dean bemerkte nun auch, daß zwei der Kisten bereits so zerfallen waren, daß ein Strom von Münzen aus Gold und Silber sich auf die Planken des Bodens ergossen hatte. Mit plumpen, behandschuhten Fingern nahm Dean einige der Münzen auf. Tait hatte sich nicht geirrt. Allein diese Münzen in den sechs Kisten genügten, um die Schatzsuche der „Guinea“ finanziell zu einem vollen Erfolg zu machen.
    Dean verbrachte eine ganze Weile im Laderaum. Er schob einige Handvoll Münzen in die Tasche an seinem Gürtel. Dann sah er sich auch in den anderen Räumen unter Deck um. In der Kabine des Kapitäns lagen zwei Skelette. Die bleichen, blanken Knochen schimmerten im Lichtschein der Unterwasserlampe.
    Die Zähne der Totenschädel bleckten Tait an. Aus einer der Augenhöhlen schwamm ein regenbogenfarbiges Ruderfußkrebschen hervor.
    Dean fand es nun an der Zeit, sich auch die zweite Galeone anzusehen. Er zog an der Leine, um
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