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088 - Die Sumpfhexe

088 - Die Sumpfhexe

Titel: 088 - Die Sumpfhexe
Autoren: Earl Warren
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Corell zu veranlassen, noch etwas Leine nachzugeben. Das geschah. Dean stieß sich vom Boden ab und schwebte meterweit durch das dunkle, blaugrüne Wasser.
    Bald erreichte er das zweite Wrack. Düster und drohend erschien es ihm. Er arbeitete an dem verquollenen, morschen Holz der Laderaumluke. Irgend etwas an der Galeone fiel ihm auf, aber er wußte nicht gleich, was es war. Die Umgebung erschien ihm noch düsterer, noch stiller und unheimlicher.
    Zum ersten Male spürte Dean die Kälte des Wassers durch den dicken, mehrschichtigen Anzug.
    Plötzlich sah Dean Tait auf der zerfallenen Brücke, die von Algenbüscheln überwuchert war, eine Bewegung. Er wandte den Kopf. Das Licht der Unterwasserlampe erfaßte einen Riesenkraken mit Fangarmen von mehreren Metern Länge. Ein Auge, groß wie ein Suppenteller, fixierte Dean Tait starr.
    Einen Augenblick lang war Dean unfähig, sich zu rühren. Entsetzt starrte er auf das Ungeheuer, doch dann reagierte er blitzschnell. Er erfaßte sofort, daß die Harpune und das Tauchermesser ihm nichts helfen konnten, wenn der Krake seine schenkeldicken Fangarme mit den tassengroßen Saugnäpfen um ihn legte.
    Riesenkraken vermochten sogar einem zwanzig Metergroßen, tonnenschweren Pottwal gefährlich zu werden. Oft schon waren Wale gefangen worden, die riesige Narben von Saugnäpfen und Fangarmen aufwiesen, Zeugnisse mörderischer Kämpfe in der Tiefsee.
    Dean zog es vor, sich nicht mit dem Kraken anzulegen. Er stemmte die Luke des Laderaums auf, verschwand darin und hoffte, daß der Krake verschwinden würde, wenn er sah, daß es hier nichts für ihn zu holen gab.
    Auch im Laderaum der zweiten Galeone befanden sich Silberbarren und Kisten mit Münzen.
    Jetzt wußte Dean auch, was ihm vorhin so seltsam vorgekommen war. Kein Fisch, kein Seestern und kein anderes Lebewesen befanden sich im Laderaum oder im Umkreis des Schiffes. Nur der Krake hielt oben Wache.
    Eine eigenartige Angst erfaßte Dean. Plötzlich fühlte er sich sehr allein auf dem Meeresgrund, weit entfernt von jeder menschlichen Hilfe. Nichts blieb mehr von dem Wohlgefühl, das er zuvor noch im farbenprächtigen Korallenwald verspürt hatte. Hier war Dunkelheit, Kälte, Bedrohung.
    Die Neugierde veranlaßte Dean trotzdem, die Silberbarren von der länglichen Kiste wegzuräumen, die in einer Ecke stand. Was mochte sie enthalten?
    Die Kiste erinnerte Dean an einen Sarg. Mit dem Tauchermesser, das er als Hebel ansetzte, brach er den Deckel auf. Der Schein der Unterwasserlampe fiel in die Kiste.
    Mit einem leisen Schreckensschrei, der im Taucherhelm quälend laut in seine Ohren drang, fuhr Dean Tait zurück. In der Kiste, die wirklich ein Sarg war, lag ein Toter. Aber kein Skelett, sondern eine in dunkle, nasse Gewänder gekleidete männliche Leiche, die keinerlei Spuren von Verwesung oder Verfall aufwies.
    Es war, als sei der Unbekannte erst vor einer halben Stunde gestorben, während er in Wirklichkeit doch schon über zweihundert Jahre auf dem Meeresgrund lag.
    Das Gesicht des Mannes war blaß, schmal und von Grausamkeit geprägt. Die dünnen Lippen waren etwas zurückgezogen. Dean sah, daß der Tote lange, dolchspitze Eckzähne hatte. Die Haare wuchsen ihm spitz in die Stirn. Die Augen aber waren das Schrecklichste.
    Sie standen offen, waren aber nicht glasig und starr wie bei einem Toten, sondern wie von einem funkelnden, dämonischen Feuer erfüllt. Sie schienen Dean zu fixieren, ihm bis in seine Seele zu dringen und diese mit Eiseshauch zu überziehen.
    Dean wandte sich ab. Er versuchte, den Sarg wieder zu verschließen, aber es ging nicht. Wer mochte der Tote gewesen sein, warum war sein Fleisch nicht zerfallen, und weshalb hatte man die Silberbarren über seinem Sarg aufgestapelt?
    Es war Zeit, an die Oberfläche zurückzukehren. Dean nahm einen der Silberbarren mit. Er zog sich an der Leine hoch, damit er aus der Luke spähen konnte, und schaute umher. Von dem Kraken war nichts mehr zu sehen. Dean wartete noch eine Zeitlang, dann zog er an der Signalleine.
    Zwanzig Minuten später stand Dean wieder auf der Yacht. Tait nahm ihm den Silberbarren und die Gewichte ab und half ihm, die Verschraubung des Kugelhelms zu lösen. Tief atmete Dean die frische, salzige Luft ein.
    Dean fühlte sich wie zerschlagen, als hätte er einen Tag lang Steine geschleppt oder Bäume gefällt. Das war auf den Druck in fünfzig Meter Tiefe zurückzuführen, der jede Bewegung zur Anstrengung werden ließ.
    Buster betrachtete neugierig den
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