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088 - Die Sumpfhexe

088 - Die Sumpfhexe

Titel: 088 - Die Sumpfhexe
Autoren: Earl Warren
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gesunken waren. Es schien wahrscheinlich, daß sie zur Silberflotte des Vizekönigs Diego de Morales y Corda-Nunez gehört hatten, die im August von Vera Cruz ausgelaufen und von Stürmen und Piraten dezimiert worden war.
    Den ersten Schätzungen nach befanden sich an Bord der beiden Schiffe für anderthalb bis zwei Millionen Dollar Silberbarren und Münzen. Die Münzen, allesamt wertvolle Raritäten, waren wesentlich mehr wert als das Barrensilber.
    Die Besatzung der „Guinea“ war mit einem Schlag reich geworden. Die fortschreitende Verschlechterung von Taits Befinden war der einzige Wermutstropfen im Freudenbecher, Zehn Tage nach der Entdeckung der beiden Wracks war Tait todkrank. Am Morgen lag er völlig apathisch in seiner Koje und konnte sich nicht rühren. Er wurde an Deck gebracht. Dean, Buster, Ellen Bailey und Steve Corell bemühten sich um ihn. Der Arzt veranlaßte, daß Tait an Bord der „Guinea“ eine Bluttransfusion erhielt. Da Norman sich nach wie vor strikt weigerte, eine Klinik aufzusuchen, kam ein Ambulanz-Motorboot mit Notarzt und Sanitäter vom Key-Largo-Hospital herüber. Nach der Transfusion fühlte sich Tait etwas besser.
    Der Arzt aus Key Largo sagte, er übernehme keine Verantwortung für Tait, wenn der nicht die Bellman-Klinik in Miami aufsuche. Aber weder der Arzt aus Key Largo noch Steve Corell konnten feststellen, welche Krankheit Tait hatte. Die Symptome waren Mattigkeit und langsamer, aber stetiger Blutverlust.
    Tait hatte zwei rote, blutunterlaufene Punkte am Hals, die aber nicht entzündet waren. Es sah aus, als habe ein Tier zwei spitze Zähne in seinen Hals geschlagen.
    „Es ist fast, als hätte dir jemand das Blut abgesaugt“, sagte Corell, als das Motorboot abgelegt hatte und entschwand. „Wie der Biß eines Vampirs sehen die Male aus.“
    Es hatte ein Witz sein sollen, aber niemand lachte. Vom Festland her wehte eine ablandige Brise und brachte den Modergeruch der Sümpfe herüber. Dean mußte an den toten Mann im Sarg denken. Er hatte abnorm spitze und lange Eckzähne gehabt.
    Dean erwähnte es.
    „Jetzt fängt er wieder mit seinem Sarg an“, stöhnte Buster. „Selbst wenn es Dracula persönlich gewesen wäre, nach zweihundertfünfzig Jahren im Wasser wäre auch er ersoffen.“
    „Vampire gibt es nicht“, sagte Corell. „Das sind Schauermärchen, die sich phantasiebegabte Leute aus den Fingern gesogen haben, um ihre Umwelt zu unterhalten und zu erschrecken. Kein Fall von Vampirismus ist je in der Geschichte der Medizin bekannt und belegt worden. Tait muß eine seltene Tropenkrankheit erwischt haben. Sein Blut zersetzt sich, anders kann ich mir den Blutverlust nicht erklären, der von Tag zu Tag krassere Formen angenommen hat.“
    „Eine Blutkrankheit?“ mischte Ellen sich erschreckt ein. „Hoffentlich gibt es …“
    Sie hatte sagen wollen: Noch Hoffnung, unterließ es aber. Die anderen wußten, was sie meinte.
    „Du mußt in die Bellman-Klinik, Dad“, forderte Dean. „Die Vitaminspritzen- und präparate und die Diät haben dir nicht geholfen. Die Bluttransfusion hat auch nur das Ärgste abgewendet. Die Klinik ist deine letzte Chance.“
    Tait winkte matt ab. Er lag im Liegestuhl, mit einer Decke zugedeckt, obwohl es heiß und windstill war. Der Mann, der noch vor zehn Tagen so gesund und vital ausgesehen hatte, war kaum wiederzuerkennen. In seinen Augen lag ein fiebriger Glanz.
    „Ich glaube nicht, daß man mir in der Klinik helfen kann“, sagte Tait. „Ich habe jetzt, was ich wollte. Den Schatz auf dem Meeresgrund. Aber die alte Doreen wußte genau, daß schreckliche Dinge geschehen würden, wenn jemand in die beiden Galeonen eindränge. Vielleicht ruhte ein Geschöpf der Hölle auf dem Meeresgrund, und wir haben es aus seinem jahrhundertelangen Schlaf erweckt.“
    „Ich weiß nicht, was du bei der alten Sumpfhexe erlebt hast“, sagte Corell. „aber ich weiß, daß du so schnell wie möglich in die Klinik mußt, Tait. Ich habe schon viel zu lange auf eigene Faust versucht, dich zu kurieren. Ich kann die Verantwortung nicht mehr übernehmen. Auf dem Rückweg von Corinne Key nimmt das Ambulanz-Motorboot dich mit nach Key Largo, und von dort wirst du nach Miami gebracht.“
    „Sie können nichts für mich tun“, stöhnte Tait. „Die alte Doreen hat mich verflucht, das ist es, was mich langsam umbringt.“
    „Mit der Alten werde ich ein ernstes Wörtchen reden“, sagte Buster. „Daß die Kräuterhexe dich verflucht hat, glaube ich nicht. Weshalb
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