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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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hinauf.
    Ein Lastwagen und zwei Taxis türmten sich deshalb auf dem Gehsteig übereinander, denn es hatte geregnet, und die Straßen waren glitschig.
    Dick bezahlte den Schaden und machte sich wieder auf den Weg. Es ist seltsam, wie schnell man den Ruf eines Sonderlings erwirbt. Die Leute vergaßen, daß Dick einmal ein völlig normaler Mensch gewesen war. Als er Mrs. Tolmarsh besuchte, deren Sammlung venezianischer Gläser im Land ihresgleichen suchte, wurde der Butler angewiesen, nicht von seiner Seite zu weichen, ihn zum Wohnzimmer und zurück zu begleiten und unter keinen Umständen zu gestatten, daß Dick die wertvollen Stücke in die Hand nahm.
    Trotzdem gelang es dem jungen Mann, eine Vase aus dem sechzehnten Jahrhundert und einen Krug aus Mailand zu zerschlagen.
    Inzwischen gab Steven seine Gewohnheit auf, Mrs. Magnus dreimal wöchentlich zu besuchen, und erschien nun dort jeden Tag.
    Dick schien das nichts auszumachen, wenngleich er häufig früher heimkehrte, als man es von ihm erwartete. Ich hätte Dick warnen können, zog es jedoch vor, Steven ins Gewissen zu reden. Ich erwischte ihn einmal allein in der Bibliothek des Klubs und ging auf mein Ziel zu.
    »Ich will nicht moralisieren, Steven«, sagte ich, »dafür dürftest du mich zu gut kennen. Was Frauen angeht, so verfichtst du deinen eigenen Standpunkt, und bisher bist du auch damit durchgekommen. Ich zweifle nicht daran, daß du es auch hier schaffst, weil Dick langsam zu verblöden scheint - aber es gibt Gott sei Dank noch ein paar anständige Leute in der Stadt, und wenn du Dick betrügst, wird das nicht ohne Folgen für dich bleiben. Ich will nicht so banal sein, dich zu bitten, dich erst einmal umzusehen, bevor du abspringst, weil ich weiß, daß du stets sehr gut aufzupassen pflegst!«
    »Das stimmt nicht«, korrigierte er mich. »Jemand, der vorher allzu genau hinsieht, springt überhaupt nicht. Die Menschen lassen sich in diese zwei Klassen einteilen - Leute, die sich vorsichtig umsehen, und andere, die einfach springen. Im übrigen ist es mir egal, was die Leute von mir denken. Meine Angelegenheiten gehen niemanden etwas an. Ich mache genau das, was mir paßt und was mir die größte Befriedigung verspricht.«
    »Gleichgültig, wer dabei zugrunde geht?« fragte ich.
    »Allerdings«, erwiderte er. »Ich weiß genau, was mir zusteht. Ich habe es mir ausgerechnet.«
    Es gab nichts mehr zu sagen. Weit schwieriger war es, Dick auf die Geschehnisse aufmerksam zu machen, weil er auf Andeutungen überhaupt nicht reagierte.
    Eine Woche nach meinem Gespräch mit Steven traf ich Hariboy, den Bankier und Präsidenten meines Golfklubs. Ich hatte eines seiner Kinder behandelt, und als ich mir im Bad die Hände wusch, kam er herein. Wir unterhielten uns eine Weile, bis er unvermittelt erklärte: »Steven Martingale reist in Kürze ab.«
    »Er reist ab?« wiederholte ich. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß, daß er eine Schiffspassage nach den Bermudas gebucht hat. Meine Sekretärin ist mit der seinigen befreundet, und sie hat von ihr erfahren, daß Steven die letzten Tage bis in die Nacht hinein arbeitet, weil er am Achtzehnten auf eine längere Urlaubsreise gehen will.«
    »Wissen Sie, mit welcher Linie?« fragte ich, und er nannte mir den Namen. Glücklicherweise war der Geschäftsführer des zuständigen Schiffahrtsbüros einer meiner Patienten. Ich suchte ihn deshalb am Nachmittag auf.
    »Ja, das Schiff fährt am Achtzehnten ab«, sagte er, »aber Mr. Martingale steht nicht auf meiner Passagierliste.« - Wir lasen sie gemeinsam durch.
    »Was sind das für Leute in Kabine Nr. 7?« fragte ich.
    Er setzte die Brille auf und sah genauer hin. »Mr. und Mrs. Smith. Ich weiß nicht, wer sie sind. Der Name soll ja recht häufig sein«, fügte er humorvoll hinzu.
    Das war es also!
    Ich hätte wohl nichts weiter unternommen, wenn mir Stevens Charakter nicht so gut bekannt gewesen wäre.
    Aber Steven gehörte nicht zu den Männern, die heiraten. Er hatte mir einmal erzählt, daß er unter keinen Umständen sich an eine Frau binden würde, um seine Theorie dann mit solch kaltblütiger Logik zu untermauern, daß kein Zweifel an seinen Absichten mit Thelma Magnus möglich war.
    Ich forschte in der ganzen Stadt nach Dick und entdeckte ihn schließlich im Spielzimmer des Procter-Klubs. Als ich den Raum betrat, stieß Dicks Partner gerade wilde Verwünschungen aus. Die beiden Gegner kümmerten sich nicht darum, weil sie fleißig ihre Gewinne addierten. Dick lehnte
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