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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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Einstellung eines Neandertalers.
    Immer wieder wurden häßliche Geschichten verbreitet, und einmal kam der alte Jennifer halb von Sinnen in den Klub und betrank sich bis zur Bewußtlosigkeit. Er hatte gehofft, Steven als Schwiegersohn zu bekommen und seiner hübschen Tochter Fay deswegen freie Hand gelassen.
    Allzu freie Hand, wie es schien.
    Aus dieser Affäre ergaben sich jedoch keinerlei Nachteile für Steven. Jennifer schuldete ihm sehr viel Geld, und Steven kannte auf den Penny genau die Stärke dieser Fesseln.
    Er war ein sehr gutaussehender Mann, von jenem Typ, wie ihn Verkäuferinnen sich erträumen - groß, breitschultrig, dunkelhaarig, schmalhüftig. Einen größeren Gegensatz zu Dick konnte man sich kaum vorstellen, denn Dick war mager und klein, blond, kurzsichtig und ungeschickt.
    Aber seine Ungeschicklichkeit trat erst nach seiner Heirat zutage.
    Thelma Corbett wurde von Dick und Steven verehrt; es verging kaum ein Tag, an dem ihre Autos nicht in der Nähe von Corbetts Haus standen. Corbett, dessen Finanzen zu wünschen übrigließen, war es gleichgültig, wer von beiden zum Ziel kam, und Thelma befand sich in derselben Lage.
    Sie war eines von diesen hübschen, schlanken Wesen, die gewisse geistige Unruhe erzeugen, wenn man ihnen begegnet. Sie war kalt und unzugänglich, unabhängig und hilflos, raffiniert und dümmlich, je nachdem, gleichzeitig oder auch abwechselnd; man wußte nie genau, wo der wahre Mensch steckte.
    Zu jedermanns Überraschung heiratete sie Dick.
    Steven hatte das natürlich gewollt. Als wir uns eines Abends im Foyer des Auditorium-Theaters unterhielten, gab er es praktisch zu.
    Dick war zu dieser Zeit beinahe schon ein Jahr verheiratet und überaus glücklich.
    »Ich kann nicht begreifen, wie es Drek gelungen ist, dich auszustechen, Steven«, sagte ich. Er war mir damals sehr zugetan, weil ich ihm über eine schwere Grippe hinweggeholfen hatte.
    Er lachte auf.
    »Ich hielt es für das Beste«, sagte er zweideutig. »Sie war zu jung, zu selbstzufrieden«, fuhr er fort. »Manche Frauen sind so. Die Männer, von denen sie geheiratet werden, wecken sie niemals auf. Manche gehen mit trägen Herzen durchs Leben und sterben in dem Glauben, daß sie glücklich gewesen sind. Sie haben ohne ›Kampf‹ gelebt, und nur der Kampf bringt das Feuer zum Erglühen, aus dem die perfekte Frau entsteht. Ich hatte es mir so ausgerechnet.«
    Ich schwieg.
    »Ich hatte es mir so ausgerechnet.« - Einer seiner Lieblingssätze.
    »Deswegen laufen auch oft Frauen, von denen man es nie vermutet hätte, mit den unmöglichsten Männern davon«, sagte er nachdenklich. »Das Wehklagen perfekter Ehemänner dringt zum Himmel, und die Scheidungsrichter zucken unter dem Jammergeschrei zusammen. Die Männer sind verwirrt, betäubt, erzürnt, sie haben ein zartes Wesen mit Reichtum und Zuneigung überhäuft, und zum Dank dafür empfiehlt es sich mit dem stubsnasigen Chauffeur, dessen Vokabular zwölfhundertfünfzig Worte umfaßt und der nichts in der Welt sein eigen nennt.«
    Ich verzichtete auf eine Entgegnung. Kurz danach ging die Pause zu Ende, und wir kehrten ins Theater zurück. Nach Schluß des Stücks fuhr mich Steven nach Hause und kam noch zu einem Drink in meine Wohnung. Ich brachte das Gespräch allmählich wieder auf Dick und seine Frau.
    »Dick ist ein Abfallprodukt der Natur«, meinte er. »Es fehlt ihm an Initiative, er hat kein Ziel. Wie konnte der alte Magnus einen solchen Sohn in die Welt setzen? Er war der schlaueste, raffinierteste Fuchs in der ganzen City. Dick ist nutzlos - ein netter Kerl, gerade dazu nütze, Mylady den Wollstrang zu halten oder ihren Chow-Chow spazierenzuführen, aber -« Er schüttelte den Kopf.
    »Kein ›Kampf‹, wie, Steven?« fragte ich. »Foleys Theorie scheint auf diesen Fall gut zu passen.«
    »Foley ist ein Narr«, erwiderte Steven lächelnd. »Wie ist es dann eigentlich mit mir? Bin ich nicht der Sohn meines Vaters?«.
    Ich mußte es zugeben.
    »Nein, Dick lebt vom Frühstück bis zum Abendessen, und er könnte genauso wenig einen Plan in der Art seines Vaters entwerfen, wie ich es vermöchte, einen Strumpf zu stricken.«
    »Weit und breit von ›Kampf‹ nichts zu bemerken?« wiederholte ich, und er nickte ernsthaft.
    »Es gibt keinen ›Kampf‹«, sagte er, und es schien mir, als unterdrücke er den Zusatz: ›noch nicht‹.
    Steven erschien häufig als Gast im Hause Magnus - Dick berichtete es mir persönlich.
    »Er ist ein amüsanter Mensch«, sagte er, als ich
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