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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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beobachtete ihn, als er sich eine Pfeife stopfte.
    »Nun?« sagte Francis erschöpft. Bennett sah Tränen in seinen Augen.
    »Zwei Dinge sind mir noch unklar«, erklärte Audain. »Erstens: war John Steele der Grund? Zweitens: warum die Handtücher?«
    Francis paffte heftig und blinzelte, als sei ihm Rauch in die Augen gekommen.
    »Freitag - Kalender; dadurch sind Sie dahintergekommen. Aber Sie müssen doch schon Bescheid gewußt haben, woran hätten Sie sonst erkennen können, daß ich den Rennkalender meinte?«
    »Ich habe einfach geraten. Ich wußte nämlich nicht, daß Sie und Ihr Bruder unter dem Namen John Steele einen Rennstall besaßen. Es war aber verhältnismäßig leicht festzustellen. Als ich entschieden hatte, daß Sie den Rennkalender meinten, das offizielle Organ des Jockeiklubs, ging ich zu den Herausgebern und sah die Liste der Leute ein, die sich unter anderem Namen am Rennsport beteiligen.«
    »Nein ... Wir haben zwar auch beim Rennen Geld verloren«, erklärte Francis müde, »aber das war nicht der Grund ... Schlechter Geschäftsgang, immer größere Verluste. - Was wird sie von mir denken ...?«
    Er sank in den Sessel, ließ die Pfeife fallen, schlug die Hände vors Gesicht und begann hilflos zu weinen.
    »Ich habe kein Interesse an einer Bestrafung«, sagte Bennett zu May Antrim. Sie nickte.
    »Dein Vater hat sein Geld zurückbekommen?«
    »Natürlich, Bennett - gestern früh sind die sechs Kisten in seinem Büro abgeliefert worden.«
    Bennett lachte. »Ich bin froh, daß alles noch so gut ausgegangen ist. - Paß auf. Angenommen, du brauchst irgendein Uhrwerk, wo würdest du es anfertigen lassen? Im Branchenadreßbuch findest du nichts. Aber es gibt mindestens zehn Leute in London, die sich mit solchen Geräten befassen. Ein Mann namens Collett in Highbury hat während des Krieges eine neue Zeitbombe erfunden. Ich suchte ihn auf, nachdem ich erfahren hatte, daß auch Septimus Balte während des Krieges an technischen Erfindungen arbeitete.«
    »Aber warum hast du dich überhaupt für Uhrwerkapparate interessiert?« fragte May.
    »Hat dir dein Vater nichts von den merkwürdigen Geräuschen erzählt, die der Steward in der Nacht hörte? Nun ja, Mr. Collett war ein etwas zurückhaltender, aber sehr vernünftiger Mensch. Er hatte eine einfache, wasserdichte Maschine gebaut. Sie betätigte eine große Spule, die von einer Arretiervorrichtung gehalten und drei Stunden nach dem Aufzug freigegeben wurde. Verstehst du?«
    May nickte.
    »Warum also wasserdicht?« fragte Bennett. »Die Spule selbst befand sich an der Außenseite und sollte im Wasser funktionieren. An dem Metallgehäuse des Apparats waren zwei eiserne Bolzen angebracht, einer über, einer unter der Spule. Was befand sich auf der Spule? Ganz einfach -eine starke, dünne Schnur von beträchtlicher Länge. Begreifst du jetzt?«
    »Nein«, gestand May.
    »Dann paß auf. Am Ende der Schnur war eine kleine, wahrscheinlich mit Leinwand umkleidete, sicher aber mit Leuchtfarbe gestrichene Korkboje befestigt. Die Handtücher -« Er lachte. »Ich hätte natürlich sehen müssen, wozu sie verwendet wurden, aber ich bin ja nicht in der Kabine gewesen. Und das Merkwürdige ist, daß ich, als ich mich an Francis' Stelle versetzte, nicht auf die Idee kam, daß Kisten mit hundertzwanzig Pfund Gewicht und Stahlbändern die Messingumkleidung der Pfortluke beschädigen, wenn man sie dort hindurchschiebt - deshalb also die Handtücher.«
    »Dann hat er also die Kisten ins Meer geworfen!« rief May verblüfft.
    Bennett nickte. »Genau das. Zuerst nahm er die Bojen nebst den Apparaten aus den Koffern, zog das Federwerk auf und warf das ganze Ding einschließlich der Boje zur Luke hinaus - wobei die Boje mit einer Kette am unteren Bolzen des Uhrwerkgehäuses befestigt war. Anschließend wurde dann die Kiste hinausgeschoben. Das Gerät mit der Boje ging unter. Kein Passagier, der zufällig an der Reling lehnte, konnte Leuchtbojen sehen. Niemand sah sie außer Septimus, der zwölf Meilen vor Slapton Sands mit seinem Motorboot wartete. Und auch er sah sie erst drei Stunden später, als die Spulen die Bojen freigaben und diese an die Oberfläche trieben. Binnen einer Stunde hatte Septimus alle sechs Kisten sichergestellt.«
    Sie schüttelte hilflos den Kopf. »Aber ... wie ... hast du das erraten?«
    »Erraten?« Bennett hob die Brauen. »Das hatte nichts mit Raten zu tun. Wer sonst konnte die Kisten gestohlen haben? Im Roman ist der Dieb immer derjenige, den man am
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