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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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meinte Bennett und verschwand.
    Audain kehrte zu den Resten seines Frühstücks zurück und dachte darüber nach, daß Mr. Balte auf die Frage ›Farbe‹ sicherlich ›Sehen‹ geantwortet hätte.
    Mr. Balte besaß ein großes Haus in Wimbledon. Wie sein Bruder war er Junggeselle. Sie hatten im letzten Kriegsjahr ein beträchtliches Vermögen geerbt. Der Großteil der Hinterlassenschaft ihres Vaters war jedoch in Form von Steuern vom Staat geschluckt worden. Seit der großen Depression wurden die Profite immer geringer, und die Aktionäre begannen sich zu regen. Bei der letzten Aktionärsversammlung war Francis Balte vor allem ein sehr cholerischer Mann aufgefallen, der einen Wechsel der Direktoren verlangt und mehr Applaus erhalten hatte als Francis mit seiner Rede, in der er die fromme Hoffnung aussprach, alles werde sich schon zum Besseren wenden.
    Es war Sonntag morgen, und Francis saß in seiner Bibliothek. Gelesen hatte er von den vielen Büchern noch keines. Seine Ellenbogen lagen auf dem Tisch, die Finger wühlten im Haar, und Francis las. Diesmal nicht die Sonntagszeitung, sondern ein in Leinen gebundenes Buch, das ihn sehr zu verwirren schien.
    So fand ihn sein Bruder. Septimus, groß, hager und kurzsichtig, starrte Francis durch seine dicke Brille an und rümpfte die Nase.
    »Nun?« schnarrte er.
    Francis schlug das Buch zu. »Lauter medizinisches Zeug«, sagte er. »Audain scheint nicht ganz bei Trost zu sein. Du fährst?«
    Diese Frage war höchst überflüssig. Septimus war bis zum Kinn in einen dicken Mantel eingemummt, hatte die Pelzhandschuhe unter den Arm geklemmt, und durch das Fenster sah man seinen Wagen vor dem Eingang stehen.
    »Wenn sich mit Audain irgend etwas Neues ergibt, sagst du mir Bescheid. Wiedersehen.«
    »Wann kommst du zurück?«
    »Dienstag abend. Ich habe den Brief geschrieben.«
    »Oh.« Francis stocherte nachdenklich im Feuer herum.
    »Dein Ausscheiden aus dem Vorstand wird allerhand Aufsehen erregen«, meinte er. »Es wäre mir lieber -«
    »Ja?«
    »Nein. Ich wollte eigentlich sagen, daß ich lieber ausgeschieden wäre. Aber es ist wohl besser so. Alle Leute wissen, daß deine Gesundheit angegriffen ist ... Bist du warm genug angezogen?«
    »Gewiß«, sagte sein Bruder und verließ das Haus.
    Francis ging nicht zum Fenster. Er beugte sich wieder über das Kaminfeuer.
    Nach einiger Zeit fiel ihm auf, daß sein Bruder immer noch nicht abgefahren war. Er legte den Schürhaken weg und schlurfte in seinen Hausschuhen zum Fenster. Draußen standen zwei Autos, und ein Mann unterhielt sich mit Septimus. Es war Audain.
    Francis biß sich auf die Unterlippe. Nach einigen Minuten fuhr Septimus davon. Audain trat an die Haustür und läutete. Francis ließ ihn herein.
    »Kommen Sie, kommen Sie«, sagte er mit überströmender Herzlichkeit. »Sie haben mit Sep gesprochen? Dem Armen geht es gar nicht gut.«
    »Er hat mir erzählt, daß er aus der Firma ausscheidet.«
    Bennett wärmte sich die Hände am Feuer.
    »Ja. Er geht nach Südfrankreich und kauft sich dort Land. Komischer Kerl, mein Bruder. Er wollte schon immer Land haben ...«
    Bennett sah zum Tisch hinüber. Francis kam ihm zuvor.
    »›Traumdeutung‹, was sagen Sie jetzt?« kicherte er.
    »Sie haben mich für Freud interessiert. Verstehe allerdings nicht viel. Und Ihr Spiel ...«
    Bennett wechselte das Thema.
    »Ja, das Haus ist noch ganz in Ordnung«, meinte Balte verwirrt. »Wollen Sie es sich ansehen?«
    Bradderley Manor war Francis eine stete Befriedigung. Mit großem Eifer führte er Bennett durch alle Räume. Sie mußten ins Freie hinaus, um zu der Werkstatt zu gelangen, die Septimus' Hobby war. An den Wänden hing ein Werkzeugkasten neben dem anderen. Es gab eine Werkbank, eine elektrische Drehbank, Bohrer, Schraubstöcke . Eine Eichentäfelung mit unvollendetem Schnitzwerk bewies Septimus' beinahe kunsthandwerkliches Können.
    »War immer schon ein großartiger Handwerker, der gute Sep«, sagte Francis begeistert. »Er hat sogar eine neue Wasserbombe erfunden, mit der er berühmt geworden wäre, wenn nicht der Krieg zu Ende -«
    »Das ist sie, nicht wahr?«
    Francis drehte sich um.
    Bennett hatte eine große Farbendose aus einem Regal genommen. Sie war noch versiegelt.
    »Das ist was?«
    »Leuchtfarbe«, sagte Bennett und stellte die Dose wieder an ihren Platz. »Lefèvre - die beste Marke, nicht wahr?«
    Francis Balte schwieg. Auf dem Weg zurück ins Haus sagte er kein Wort. Bennett folgte ihm in die Bibliothek und
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