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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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wenigsten verdächtigt. Im wirklichen Leben fällt aber von vornherein der Verdacht auf ihn. Die Polizei nimmt immer den Mann besonders in die Zange, den man zuletzt am Tatort gesehen hat. Meistens ist er nämlich auch der Täter gewesen. Ich wußte schon halb Bescheid, als Francis auf ›Montag‹ - das ist der Tag, an dem beim Pferdesport die Schulden beglichen werden müssen - etwas von ›unangenehm‹ sagte.«
    Er sah auf die Uhr. »Francis und der ›arme alte Sep‹ werden in Plymouth eben die ›Rotterdam‹ besteigen.«
    »Aber ich verstehe immer noch nicht, warum ... Er hatte zwar viel Geld verloren, stand aber doch nicht vor dem Ruin. War er so geldgierig?«
    »Natürlich ging es um eine Frau«, meinte Bennett ernsthaft. »Für sie hat er seine ganzen Pläne gemacht.«
    »Armer Mann!« sagte May leise. In ihren Augen standen Tränen, und Bennett erinnerte sich an Francis Baltes Worte: ›Was wird sie von mir denken?‹.

Die Starken und die Schwachen
    Foley, das Orakel des Rauchzimmers, langweilte mit seinen Ansichten über Vererbung und die Funktion der Chromosomen nicht nur die Klubmitglieder, sondern noch einen viel größeren Kreis von Opfern, denn er schrieb für sein Leben gern und hatte Zugang zu den Spalten einer gewissen Zeitung, deren Name lieber verschwiegen sei.
    Er gehörte zu den ›Wissenschaftlern‹, die sich Fernkurse über Gedächtnistraining, Kraftfahrzeugtechnik, Kriminalistik, drahtlose Telegraphie und Charakterkunde bestellen. Für die Chromosomen bezahlte er nichts, weil er sie im Bericht einer englischen Zeitung über einen Vortrag von Professor Parrott gefunden hatte.
    Die Chromosomen sind jene rätselhaften Bausteine des Lebens, die, primitiv gesprochen, einem nichtsahnenden und unschuldigen Baby solche Nachteile zufügen können wie die Nase seines Onkels, das Gemüt seines Vaters und Cousine Minnies ungesunde Neigung zu Chopin und krausen Locken.
    Ernsthafte Leute, vor allem Mediziner, würden sich weder so ausdrücken noch irgendwie festlegen wollen.
    Foley war im Gegensatz dazu, jederzeit bereit, bis ins Detail gehende Beispiele zu liefern. Wenn man das Schreibzimmer des Klubs betritt und dort von oben bis unten bekritzelte Briefbogen findet, kann man mit Sicherheit annehmen, daß Foley irgendein bedauernswertes Klubmitglied mit seinen Theorien bekannt gemacht hat.
    Abgesehen von den Chromosomen gibt es eine Evolutionsthese, die Foley aufs schärfste vertrat. Sie verkündet, daß der sehr kluge Vater stets einen Dummkopf zum Sohn hat. Ob es sich auch anders herum so verhält, war von Foley nicht zu erfahren. Man möchte es nicht annehmen, denn Foley senior war über Achtzig, befaßte sich mit Spiritismus und setzte grundsätzlich nur auf Außenseiter.
    Foley versuchte seine These stets an Dick Magnus unter Beweis zu stellen.
    John Seymour Magnus, Dicks Vater, wurde allgemein im Himmel vermutet, angesichts der vielen schönen Charakterzüge, die auf seinem Grabstein verewigt wurden. Er war ein guter Vater, ein braver Ehemann, ein treuer Freund, und er tat viel Gutes.
    Über seine geschäftlichen Erfolge stand auf dem Grabstein nichts vermerkt. Als gewiegter Geschäftsmann hatte er seine Pläne stets bis in jede Einzelheit ausgearbeitet, bei ihm pflegte alles wie am Schnürchen zu laufen. Alle anderen Männer - bis auf einen - dachten auf Monate hinaus. John Seymour Magnus sah die Wirkung seiner Aktionen auf drei Jahre voraus.
    Es gab einen einzigen Rivalen, der über dieselben Talente verfügte. Carl Martingale war sein Altersgenosse, und man kann es nicht als unwichtig bezeichnen, daß er mit seinem Sohn Foleys Theorien schlagend widerlegte. Carl und John starben innerhalb von zwölf Tagen, und ihre beiden großen Firmen gingen an die Söhne über.
    Dick setzte sich auf den Stuhl seines Vaters, aber seine Umgebung bedrückte ihn so sehr, daß er das ganze Unternehmen für eine lächerliche Summe an Steven Martingale verkaufte. Die beiden waren Freunde, also fand der Verkauf bei einem Essen statt, für das Dick bezahlte.
    Steven hatte das Essen Wochen voraus geplant, die Steuerung des Gesprächs vorausbestimmt und seine Antwort vorbereitet, als Dick in eine Situation manövriert worden war, in der er die Firma anbieten mußte. Denn Steven war das Abbild seines Vaters, ja, man mußte ihn sogar als gefährlicher bezeichnen. Carl Martingale gehörte zu den Self-Made-Männern, denen jedes verfeinerte Lebensgefühl fehlt. Steven hatte das Gehabe eines Gentlemans und die moralische
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