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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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halten sich gerade in den Fächern für besonders tüchtig, die sie nicht beherrschen, und neun von zehn Vertretern des starken Geschlechts rühmen sich ihrer Treffsicherheit, obwohl sie nie eine Waffe in der Hand gehabt haben.
    Dick gesellte sich zu mir, führte mich ins Haus und hinauf in sein Arbeitszimmer.
    »Doktor«, sagte er, nachdem er sich in einem Sessel niedergelassen hatte, »ich möchte Sie etwas fragen. Was war der Crauford-Skandal? Ich erfuhr erst gestern abend davon, und man erzählte mir, daß sich mein Vater selbst übertroffen habe.«
    Es war merkwürdig, daß er nie von Ralph Crauford und seinem Sturz gehört hatte. Der alte Magnus und Ralph waren bittere Feinde gewesen, und während sich Crauford von Tag zu Tag immer mehr plagen mußte, konnte Magnus abwarten. Wie gewöhnlich entwarf er weitreichende Pläne und erschien eines Morgens nicht in seinem Büro. Es verbreitete sich das Gerücht, daß er krank sei, wofür man auch als Beweis ansehen konnte, daß vor seinem Haus die Autos mehrerer Ärzte parkten. Sogar ich ließ mich täuschen. Wir zogen alle möglichen Spezialisten hinzu. Wochenlang ging es Magnus gut, dann erlitt er wieder einen Zusammenbruch und mußte seiner Arbeit fernbleiben. Die ganze Zeit warteten Craufords Leute auf die Gelegenheit, einen großen Börsencoup zu landen. Wir hatten eine Reise ins Ausland für Magnus vorgeschlagen, aber er stimmte erst nach einem Jahr zu. Er fuhr nach Palermo, von wo einen Monat später die Nachricht kam, daß er gestorben sei. Crauford war sicher, daß seine Gelegenheit gekommen sei. Er würgte die Aktien des alten Magnus ab, während die Testamentsvollstrecker verzweifelt hinter einer schriftlichen Ermächtigung her waren. Das Ganze dauerte drei Tage, dann erschien der alte Magnus in der Börse, ein wenig dicker, sonnengebräunt und fröhlich. Crauford hatte sich verausgabt. Er mußte nicht nur seine Firma auflösen, sondern auch sein Haus, seinen Landsitz und den Schmuck seiner Frau verkaufen, um seine Schulden zu begleichen.
    Dick lauschte andächtig. Von Zeit zu Zeit lachte er.
    »Großartig, mein Vater!« sagte er schließlich. »Und er hat sie die ganze Zeit an der Nase herumgeführt. Donnerwetter, wirklich phantastisch! Spezialisten, Seereisen, alle paar Stunden ein Bulletin über seinen Gesundheitszustand!« Er stand plötzlich auf. »Sehen wir den Frauen beim Schießen zu«, sagte er unvermittelt.
    Als die Reihe an die Damen kam, gab es das übliche Getue. Trotz ihres angeblichen Schreckens und der Rufe ›Wie faßt man denn so was an?‹ schossen sie sehr gut.
    Irgendwo sah ich Steven stehen, der amüsiert die Vorgänge beobachtete. Er ging Thelma auffällig aus dem Weg, trat aber an den Schießstand, als sie ihre sechs Schüsse abfeuerte. Übrigens traf sie nicht ein einziges Mal. Ihre Hand zitterte zu sehr.
    Stevens Schießkunst war bewunderungswürdig. Jede Kugel traf genau ins Schwarze, und es schien kein Zweifel daran zu bestehen, wem der Preis gebührte.
    »Jetzt bin ich dran, Steven«, sagte Dick, und als man ihn mit der Waffe in der Hand erblickte, zogen sich sogar seine besten Freunde auf sichere Distanz zurück.
    Er feuerte das erstemal, haargenau ins Schwarze, der zweite Treffer wich ein wenig nach links ab, konnte aber durchaus noch als Volltreffer gelten, der dritte Schuß, der vierte und fünfte - alle saßen genau in der Mitte des schwarzen Kreises. Dick wandte sich Steven lächelnd zu.
    »Auf meinen alten Revolver kann ich mich verlassen«, sagte er.
    Er hatte sich geweigert, mit den zur Verfügung gestellten neuen Waffen zu schießen und einen uralten Revolver mitgebracht. Da er aber außer Konkurrenz antrat, war kein Protest erhoben worden.
    Der sechste Schuß traf wieder genau ins Schwarze, und man spendete begeisterten Applaus.
    »Was sagst du nun?« fragte Dick.
    »Großartig«, erwiderte Steven.
    »Jemand, der zuerst genau hinsieht, schießt fast immer ebensogut wie einer, der gleich springt«, meinte Dick lachend und betätigte spielerisch den Abzug.
    Ein Schuß krachte, ein Schrei löste sich. Steven schwankte einen Augenblick, starrte Dick entsetzt an und brach dann zusammen.
    Dick hatte den rauchenden Revolver immer noch in der Hand und schaute auf die am Boden liegende Gestalt hinunter. »Tut mir leid«, murmelte er, aber Steven Martingale war einer Entschuldigung nicht mehr zugänglich.
    Er starb, bevor ich an seiner Seite war.
    Der altmodische Revolver, den Dick benutzt hatte, besaß sieben Kammern in der
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