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087 - Der Dämon auf dem Affenthron

087 - Der Dämon auf dem Affenthron

Titel: 087 - Der Dämon auf dem Affenthron
Autoren: Dean Morris
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denn er drohte über Bord zu gehen.
    Keuchend schaute er auf.
    Benny Tait und Shankr Singh blickten ihn vorwurfsvoll an.
    »Was suchen Sie an Deck?« fragte der Amerikaner ärgerlich.
    »Ich wollte sehen, ob ich Ihnen irgendwie helfen kann«, schrie der Engländer zurück. »Kann ich? Kann ich helfen?«
    »Ja«, erwiderte Tait bitter. »Beten Sie, daß der Taifun aufhört.’ Damit wäre uns verdammt geholfen!«
    ***
    Doch der programmierte Mord ging mit unverminderter Heftigkeit weiter.
    »Gibt es Inseln in dieser Gegend?« schrie Benny Tait dem Inder ins Ohr.
    »Ich weiß nicht, wo wir uns befinden!« gab der Schiffsbesitzer zurück.
    »Gibt es Inseln im Golf von Bengalen?«
    »Nein, Sahib!«
    »Keine einzige Insel?«
    »Doch, Sahib!« schrie Singh wegen des tobenden Lärms mit voller Lautstärke zurück. »Aber wir wären nicht gerettet, wenn wir auf diese Insel verschlagen würden.«
    »Wieso nicht?« fragte Tait aufhorchend.
    »Was ist das für eine Insel?« fragte Harry Brisbane, während er sich das Salzwasser von den Wangen wischte.
    »Man nennt sie Teufelsinsel!« schrie Shankr Singh. »Wir wären verloren, wenn uns das Unwetter dorthin verschlagen würde.«
    Wie eine mächtige Axt schlug der Taifun in den Dschungel hinein, der sich über die gesamte Insel erstreckte.
    Mächtige Bäume knickten wie Streichhölzer. Riesige Springfluten jagten an den scharfkantigen Klippen hoch, zerbarsten daran, zerfaserten im Sturm, fegten in den Urwald hinein.
    Auch an der kleinen Hütte, in der Sita gefangengehalten wurde, riß, rüttelte und zerrte der Sturm. Doch die Hütte war teilweise von klobigen Felsen geschützt. Teilweise stützten sie meterdicke Bäume. Der Taifun konnte sie nirgendwo voll angreifen, konnte sie kaum richtig packen und konnte ihr deshalb so gut wie gar nichts anhaben.
    Sita lag auf ihrem Bett.
    Ein eiskalter Lufthauch kroch über ihren nackten, verfallenen Körper. Er würde erst wieder aufblühen, wenn sie Blut zu trinken bekam. Dann würden sich ihre Glieder mit neuem Leben füllen, sie würde kräftig werden, würde ein begehrenswertes Mädchen werden, mit schwellenden Hüften, makellos gewachsen. Ihre weiße Haut würde Farbe bekommen. Sie würde gesund und strahlend aussehen, würde weiterleben müssen, Jahr, um Jahr, obwohl sie längst schon tot sein sollte.
    Wie grausam diese Dämonen doch waren.
    Der Scheußliche tanzte begeistert durch die Hütte. Der schwarze Adler schlug kreischend mit den weiten Flügeln.
    Das dürre Wesen verbog sein Skelett unter der transparenten Haut in größtem Vergnügen. Das weiße, seidige Haar flog wirr um seinen riesigen Kopf.
    Es lachte laut.
    Es klatschte in die knöchernen Hände.
    Die erschreckend großen Augen quollen noch mehr auf.
    »Der Taifun!« schrie das Scheusal begeistert. »Hörst du den Taifun, Sita? Er bringt Blut für dich! Bharata hat dir Blut verschafft. Viel Blut, Sita. Du wirst nicht sterben, du wirst weiterleben!«
    »Oh, ihr grausamen Ungeheuer!« kreischte das zitternde Mädchen verzweifelt. »Was habe ich euch getan, daß ich mich so quält?!«
    Der Scheußliche hörte nicht auf sie.
    »Das Blut!« schrie er immer wieder. »Das Blut! Es kommt! Es kommt! Es ist schon ganz nahe! Ich kann es riechen.«
    ***
    Erneut bäumte sich das Meer mit einem heulenden Brodeln auf.
    Der Kutter flog zur Spitze einer turmhohen Welle hoch, Es schien, als wollte die Natur den hilflosen Menschen die Möglichkeit bieten, Ausblick zu halten auf das, was in den nächsten Sekunden unausbleiblich passieren würde.
    Shankr Singh schaute nicht nach den schwarzgrünen, zerberstenden Wellen.
    Er starrte entsetzt über den Wogenkamm hinweg.
    Ein schwarzes Schemen tauchte buchstäblich aus dem Nichts auf.
    Ein riesiges Etwas.
    Bedrohlich. Finster. Mörderisch.
    Der gnadenlose Taifun trug sie, gemeinsam mit der mächtigen Welle, genau darauf zu.
    Singh wußte, was er sah.
    Er hatte mit jeder Fiber seines Körpers gehofft, daß ihm das erspart bleiben würde, doch das Schicksal verfuhr gnadenlos mit ihnen.
    Es warf sie unbarmherzig auf die Teufelsinsel.
    Rasierklingenscharfe Klippen tauchten auf. Der Kutter schwebte auf der Woge über sie hinweg. Dünne Korallenriffe stachen wie gefährliche Lanzen aus den gurgelnden Fluten.
    »Die Insel!« brüllte Harry Brisbane. »Die Teufelsinsel! Nicht wahr, das ist sie! Das ist die Teufelsinsel!«
    Benny Tait dachte, der Mann hätte den Verstand verloren, denn Brisbane schien sich wahnsinnig darüber zu freuen, daß sie im
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