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087 - Der Dämon auf dem Affenthron

087 - Der Dämon auf dem Affenthron

Titel: 087 - Der Dämon auf dem Affenthron
Autoren: Dean Morris
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Tait!« brüllte Singh. »Wir schaffen es. Ich hole Sie wieder an Bord. Gut festhalten, Mr. Tait. Sie brauchen keine Angst zu haben! Wir schaffen es!«
    Und er zerrte und riß. Tait kam näher. Singhs Herz schlug hoch oben im Hals. Er zitterte und fürchtete, daß ihn im letzten Moment die Kräfte verlassen könnten.
    Er fürchtete, daß ein neuerlicher Wellenschlag das Schiff erschütterte. Dann wäre er gestürzt, vermutlich wäre, ihm die Leine entglitten...
    Daran durfte er nicht denken.
    Und er wollte auch nicht an die Haie denken. Sie blieben bei einem solchen mörderischen Unwetter zumeist in der Tiefe.
    Nur selten kamen sie nach oben.
    Zumeist dann, wenn sie das Blut eines Opfers röchen.
    Hoffentlich hat er keine Schramme! dachte Shankr Singh nervös. Hoffentlich ist Tait unverletzt. Hoffentlich bleiben die Haie in der Tiefe.
    Nun konnte Singh das Gesicht des Amerikaners bereits’ genau erkennen.
    »Wir schaffen es, Mr. Tait!« schrie er erfreut.
    Da bohrte sich der Kutter in die nächste schreiende Woge.
    Ungeheure Wassermassen rasten über das Schiff hinweg.
    Singh verlor den Halt. Er wurde auf die Planken geschleudert. Entsetzt spürte er, wie die Leine seinen Fingern entglitt, während er sich verzweifelt an der Kompaßsäule festklammerte.
    Bestürzt erwischte er gerade noch das Ende des Seils. Keuchend schlang er es sich um die Mitte. Seine knorrigen Hände waren blutig gerissen. Das Salzwasser brannte höllisch in den tiefen Wunden.
    Zähneknirschend holte Shankr Singh die Leine erneut ein.
    Von Tait war nichts zu sehen.
    Singh war verzweifelt.
    Hatten die Haie den Amerikaner gewittert? In wahnsinniger Hast zerrte er am Strick. Keuchend riß er das Seil an sich. Meter um Meter, während über ihm der Himmel brüllte und röhrte, daß es einem das Trommelfell zerreißen wollte.
    Da tauchte Tait zum zweiten Mal auf.
    Singh kämpfte verbissen um das Leben des Amerikaners.
    Diesmal schaffte er es.
    Benny Tait wurde von einer haushohen Woge hochgerissen und an Bord geworfen. Sein Körper wurde gegen die Wand des Ruderhauses geschmettert.
    Singh sah, wie der Mann das Gesicht verzerrte. Der Inder umklammerte mit verkrampften Fingern das Seil. Er ließ es nicht wieder los, obwohl die gewaltigen Wassermassen den Amerikaner mit sich reißen wollten.
    Auf allen vieren kroch Shankr Singh auf den völlig erschöpften Mann zu. Auch Singh war total ausgepumpt. Er mußte seine letzten Kräfte mobilisieren.
    »Okay, Mr. Tait?« schrie er in den dröhnenden Orkan hinein. »Alles okay?«
    Benny Tait nickte mit Schmerzverzerrten Zügen.
    »Ja, Singh. Alles in Ordnung.«
    »Sie haben Schmerzen, nicht wahr?«
    »Es geht.«
    »Haben Sie sich etwas gebrochen. Mr. Tait?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht. Mein Kreuz...«
    »Das Rückgrat. Hat Ihr Rückgrat etwas abbekommen?«
    »Es wird gehen. Ich bin zäh!« schrie Benny Tait mit gefletschten Zähnen.
    Beim nächsten Schlingern des Kutters rutschten die beiden Männer am Ruderhaus vorbei. Singh warf die Leine um einen Mast. Sie rutschten nicht mehr weiter.
    Und wieder brüllte das Meer auf.
    Es war, als schösse ein Vulkan aus der unendlichen Tiefe hoch. Er wallte das tonnenschwere Wasser nach oben, es wurde groß wie ein Haus.
    Ein Gebäude, das in derselben Sekunde schon umkippte, sich zu einer unübersehbaren Welle formte, breit und phosphoreszierend am Himmel entlangglitt und sich dann mit einem mächtigen Donnern auf das kleine Schiff stürzte.
    Durch das Brausen und Tosen zitterte Ang Tserings wütender Schrei.
    Singh hob den Kopf.
    Der Steuermann wurde soeben die Brückentreppe hinuntergespült. Er richtete sich wankend auf.
    »Das Ruder!« schrie er verzweifelt. »Es wurde zerschmettert! Ich kann das Schiff nicht mehr steuern!«
    Shankr Singh starrte den Amerikaner entsetzt an.
    »Wenn nicht ganz schnell ein Wunder geschieht, Mr. Tait, sind wir verloren!«
    ***
    Sita lag schwer atmend in ihrer kleinen Hütte. Ein großer schwarzer Adler hockte neben ihr und starrte sie mit seinen eiskalten Mörderaugen feindselig an.
    Das Mädchen wurde von einem furchtbaren Schüttelfrost befallen.
    Es klapperte mit den Zähnen.
    Sita war nackt. Ihre Haut war schneeweiß. Es war kaum noch Fleisch an ihren Knochen. Der Bauch sank zu einer mitleiderregenden Mulde ein. Das lange schwarze Haar klebte schweißnaß an ihren eingefallenen Wangen.
    »Ich sterbe!« keuchte sie. Speichelflocken setzten sich in ihren Mundwinkeln ab. »Ich sterbe!« es hörte sich nicht so an, als wäre sie
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