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087 - Der Dämon auf dem Affenthron

087 - Der Dämon auf dem Affenthron

Titel: 087 - Der Dämon auf dem Affenthron
Autoren: Dean Morris
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Höllentempo auf die Felsen zurasten, an denen der Kutter zerschellen mußte.
    Eine nasse, feindselige Wand tauchte aus der weißen Gischt auf.
    Tait blieb genau, wie Singh fast das Herz stehen.
    Der Aufprall, war mörderisch. Der Kutter wurde buchstäblich auseinandergerissen, während der finstere Himmel ein höhnisches Kreischen anstimmte, denn nun hatte er erreicht, was er erreichen wollte.
    ***
    Schreiend, heulend, verstört wie nasse Hunde krochen die Überlebenden der Katastrophe ohne Orientierung zwischen den Klippen umher.
    Wasserschwall um Wasserschwall übergoß sie, versuchte sie ins Meer zurückzureißen und zu ertränken.
    Der Sturm zerrte sie von den Felsen ließ sie abgleiten, abstürzen. Verzweifelt, hysterisch machten sie sich erneut an den Aufstieg, von dem sie sich Rettung versprachen, einen Platz, an dem sie vor den schrecklichen Naturgewalten sicher sein konnten.
    Der Kutter war aus den Fugen gegangen.
    Er war geborsten. Seine Teile wurden von der wütenden See erfaßt und an den Klippen hochgeschleudert.
    Die Überlebenden halfen einander, so gut sie konnten.
    Mit vereinten Kräften schafften sie den beschwerlichen Aufstieg, der immer wieder entweder vom Taifun oder von einer mörderischen Woge zu vereiteln versucht wurde.
    Harry Brisbanes Todeshoffnung erfüllte sich nicht. Er war gezwungen, weiterzuleben, und es schauderte ihn bei dem Gedanken, daß sich alle retten könnten.
    Shankr Singh und Benny Tait führten die Gruppe an.
    Die beiden fanden eine schwarze Höhle, in die sie sich mit den anderen flüchteten.
    Sie hätten sich sogar in den Schlund der Hölle geworfen, wenn sie sich da-: mit vor dem verrückt gewordenen Ozean und seinem gewalttätigen Komplicen, dem Taifun, hätten retten können.
    Erschöpft brachen die Leute in der dunklen Tiefe der Höhle zusammen.
    Die Frauen weinten.
    Die Männer versuchten sie zu beruhigen, obwohl ihnen selbst zum Heulen war.
    Völlig durchnäßt und durchfroren, verstört und entmutigt, hockten sie auf dem kalten Boden. Vor der Höhle tobte der Taifun weiter.
    Das Meer brauste und brüllte.
    Aber es vermochte den Menschen, die in dieser Höhle Zuflucht gefunden hatten, nichts mehr anzuhaben.
    Sie waren gerettet.
    So schien es zumindest. Doch Shankr Singh wußte es besser. Dies hier war nicht die Rettung, denn dies hier war der Anfang vom Ende.
    Von einem Ende, dessen Grauen unvorstellbar sein würde. Singh wußte, daß sie alle auf dieser Insel sterben würden. Alle. Ausnahmslos. Es gab niemanden, der — ohne zu lügen — behaupten konnte, er wäre auf der Teufelsinsel gewesen und von da gesund zurückgekehrt.
    ***
    Benny Tait war so erschöpft, daß er sich am liebsten hingeworfen hätte, um auf der Stelle einzuschlafen.
    Doch sein Pflichtbewußtsein ließ das nicht zu. Mochten die anderen schlafen.
    Er fühlte sich für sie alle verantwortlich. Schließlich hatte er diese« Vergnügungsfahrt vorgeschlagen. Freilich hatte er nicht wissen können, daß es eine Fahrt in die Hölle werden würde, aber er war trotzdem derjenige gewesen, der diese- Fahrt arrangiert hatte.
    Ohne ihn wären die anderen niemals in diese furchtbare Lage gekommen.
    Er war es ihnen schuldig, daß er die Verantwortung dafür übernahm und daß er sich von jetzt an um sie sorgte.
    Hundemüde schleppte er sich von einem zum andern. Er wechselte einige Worte mit Sarah Brogan, einer amerikanischen Sängerin, die in Indien auf Tournee war. Dann kroch er zu George Brogan weiter. Er war ihr Mann und gleichzeitig ihr Manager.
    John Snyder, der alte Oberst aus Großbritannien, der sich in Kalkutta niedergelassen hatte, um hier seinen Lebensabend zu beschließen, schnarchte laut. Es schien ihm gutzugehen.
    Dr. Vincent Melfort war ohnmächtig geworden.
    Harry Brisbane war wieder zur Vernunft gekommen und sagte, daß er sich um den Arzt kümmern würde.
    In einem finsteren Winkel hockte Jack Jones, ein Teehändler aus London, der geschäftlich in Kalkutta zu tun hatte. Bei ihm saßen Jennifer Snow, ein amerikanisches Glamourgirl, das in Kalkutta allabendlich für reiche Inder die Hüllen abstreifte, und Joan Chapman, die Tochter eines amerikanischen Industriellen, den Benny Tait gut kannte.
    Tait kroch zu Shankr Singh, der sich um seine Tochter Kaikeyi bemühte. Das sechzehnjährige Mädchen war völlig verstört. Es weinte ununterbrochen und war nicht zu beruhigen.
    »Einer hat das Unglück nicht überlebt«, sagte Tait zu dem Inder.
    »Wer?« fragte Singh.
    »Ang Tsering. Er ist nicht
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