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087 - Der Dämon auf dem Affenthron

087 - Der Dämon auf dem Affenthron

Titel: 087 - Der Dämon auf dem Affenthron
Autoren: Dean Morris
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warten, bis mich der Knochenkrebs auffrißt. Ich kann bereits heute sterben. Mit euch allen. Ist doch klar, daß ich das herrlich finde.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie das wirklich wollen, Sahib.«
    »Weshalb nicht?«
    »Die anderen sind nicht sterbenskrank wie Sie. Sie haben ein Recht darauf, gerettet zu werden. Sie wollen nicht sterben.«
    Harry Brisbane hob gleichgültig die Schultern.
    »Wen kümmert das schon. Sie werden in diesem Taifun umkommen. Wir werden alle gemeinsam den weiten Weg nach drüben machen. Auch du, Tsering. Du wirst neben mir gehen. Wie findest du das?«
    »Ich finde das verrückt. Sie wissen, daß es verrückt ist.«
    »Ich kann es mir leisten, verrückt zu sein«, grinste der Engländer.
    Ang Tsering wandte sich dem Funkgerät zu.
    »Laß die Finger davon!« • brüllte Brisbane wütend. »Hörst du nicht, was ich sage? Laß die Finger davon!«
    Tsering vernahm etwas in Brisbanes Stimme, das ihn warnte.
    Schnell wandte er sich um.
    Harry Brisbane hielt ein Messer in seiner rechten Hand. Sein Blick verriet tödliche Entschlossenheit.
    »Sahib!« stieß der Steuermann entsetzt hervor. »Sie sind tatsächlich wahnsinnig.«
    »Weg vom Funkgerät!« knurrte Brisbane.
    Tsering erhob sich.
    Eine gewaltige Woge brachte den Kutter beinahe zum Kentern. Brisbane flog auf den Steuermann zu. Ang Tsering nützte die günstige Gelegenheit.
    Er ballte die Faust und schmetterte sie dem wankenden Engländer ans Kinn.
    Brisbane verlor das Gleichgewicht daraufhin völlig und schlug lang auf den Boden hin.
    Er rappelte sich sofort wieder hoch. Der Inder versuchte ihm das Messer aus der Hand zu kicken, doch er verfehlte die Hand. Dafür traf sein nasser Schuh das Gesicht des wutschnaubenden Engländers. Harry Brisbane stieß einen grellen Schmerzensschrei aus. Er mobilisierte alle seine Kräfte, rollte sich auf die Seite, als Ang Tsering sich auf ihn werfen wollte, schnellte auf die Beine und kreiselte mit mordlüsternen Augen herum.
    Der Inder richtete sich konzentriert auf.
    Brisbane stach zu.
    Tsering federte zur Seite. Gleichzeitig packte er Brisbanes Arm. Er drehte ihn herum. Der Engländer knallte gegen die Wand, konnte sich losreißen, stürmte in derselben Sekunde auf Ang Tsering ein und rammte ihm das Messer tief in die Brust.
    Der Inder riß bestürzt die Augen »Sahib!« röchelte er ungläubig, auf.
    Diesmal war der Stich tödlich. Ohne einen Laut sank Ang Tsering zu Boden.
    Harry Brisbane brach in ein irres Gelächter aus.
    Brisbane stach erneut zu.
    ***
    Der Engländer fetzte alle Kabel aus dem Funkgerät. In fiebernder Hast zerstörte er den Apparat. Dann stieg er kichernd über den toten Inder hinweg.
    Er verließ die Funkkabine, drehte den Schlüssel im Schloß um und steckte ihn ein. Bei nächster Gelegenheit wollte er ihn wegwerfen.
    Das Boot schlingerte furchtbar.
    Gurgelnde Wassermassen stürzten sich die Stufen herunter.
    Die Welt! dachte Harry Brisbane erfreut. Sie geht unter. Sie stirbt mit mir! Die ganze Welt krepiert!
    Er wollte nicht zu den anderen zurückkehren. Er wollte an vorderster Front stehen, wenn es zu Ende ging.
    Mühsam kämpfte er sich die schwankenden Stufen hoch. Sie wollten ihn abschütteln, wollten ihn nach unten schleudern, doch er gab nicht nach. Verbissen kroch er nach oben. Er klammerte sich an die armdicke Stange, um nicht zu fallen. So schaffte er es.
    Als er die letzte Stufe erreicht hatte, schob er den Riegel zur Seite, der die Tür zuhielt.
    In diesem Augenblick sank der Kutter mit dem Heck in die unendliche Tiefe eines Wellentals. Brisbane flog an Deck, wie katapultiert.
    Er klammerte sich irgendwo fest, ohne zu sehen, was seine Finger erwischt hatten. Tonnenschweres Wasser warf sich über ihn, zerrte an ihm, versuchte ihn mit sich fortzureißen, doch er gab nicht nach. Hustend spuckte er das salzige Meer aus.
    Er erhob sich.
    Der Taifun versuchte ihn zum Himmel emporzureißen. Harry Brisbane war begeistert. Das war ein Ende, wie es schöner nicht sein konnte.
    Und er brauchte vor allem nicht allein zu sterben, in irgendeinem ekelhaft weißem Bett, in irgendeiner fürchterlichen sterilen Klinik.
    Das Meer hatte sich zum kreischenden Schlund verformt.
    Es wollte den Kutter mit Mann und Maus schlucken, doch das Boot tanzte und schaukelte immer wieder hart an der Katastrophe vorbei.
    Da raste der nächste weiße Kamm eines mächtigen Wassergebirges heran.
    Harry Brisbane wurde zum Ruderhaus gespült. Starke Arme ergriffen ihn und hielten ihn fest,
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