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087 - Der Dämon auf dem Affenthron

087 - Der Dämon auf dem Affenthron

Titel: 087 - Der Dämon auf dem Affenthron
Autoren: Dean Morris
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läßt sich berechnen! Tsering soll funken! Gehen Sie!«
    Der Steuermann nickte.
    »Ja, Sahib.«
    Er erhob sich. Ein Wasserschwall riß ihn auf die Planken nieder. Er kämpfte sich wieder hoch, taumelte auf den Niedergang zu, verschwand aus dem Blickfeld der zurückbleibenden Männer.
    Shankr Singh holte ein Nylonseil. Er brachte zwei Schwimmwesten mit, die sie sogleich anzogen. Dann banden sie sich mit dem Seil an den Mast.
    »Warum gehen Sie nicht nach unten?« fragte Singh den Amerikaner.
    Tait schüttelte den Kopf.
    »Dort unten würde ich verrückt werden. Ich will sehen, was mit uns geschieht. Egal, was auf uns zukommt, ich will es rechtzeitig sehen.«
    ***
    Gurgelnd klatschte das Salzwasser über die Stufen hinunter.
    Mädchen schrien, wenn das Boot besonders heftig schlingerte. Männer versuchten sie zu beruhigen.
    Ang Tsering stahl sich in die Funker Kabine. Er hatte keine Lust, mit den anderen die Aussichtslosigkeit der Lage zu diskutieren. Sie befanden sich alle in derselben Kajüte. Dichtgedrängt wie Schafe beim Unwetter. Sie konnten Tsering nicht hören und nicht sehen.
    Schnell drückte er die Tür hinter sich zu. Der Kutter bäumte sich wild auf, und Ang Tsering verlor das Gleichgewicht.
    Er prallte gegen einen Schrank und stürzte zu Boden. Mühsam rappelte er sich wieder auf. Er war ein alter Fuchs auf dem Meer, doch das, was er heute erlebte, war selbst ihm neu. Einen Taifun von solcher Heftigkeit hatte er noch nicht erlebt. Es bedrückte ihn, zu erkennen, daß kein Ende der Katastrophe abzusehen war. Es schien, als würde sie der Sturm aus dem Golf von Bengalen zerren und mitten in den indischen Ozean hinausfegen.
    Dann sind wir verloren! dachte der Steuermann benommen. Rettungslos verloren, wenn keiner unseren Funkspruch auffängt.
    Wankend näherte sich Ang Tsering dem Funkgerät. Er ließ sich ächzend auf den am Boden festgeschraubten Stuhl fallen.
    Über dem Kutter tobte ein gespenstisches Geheul. Das Schiff schwankte hin und her, drohte umzukippen. Draußen kreischten Frauenstimmen entsetzt auf.
    Ang Tsering griff sich die Kopfhörer. Er klemmte sie sich an die Ohren, schaltete das Funkgerät ein.
    Da wurde die Tür der Kabine aufgerissen.
    Tsering wandte sich erschrocken um. Der Kampf gegen die Naturgewalten hatte seine Nerven angegriffen. Er zitterte und war von einer fiebernden Unrast erfüllt.
    Ein Mann quetschte sich in die Kabine.
    Er war rotblond, hatte ein schwammiges Gesicht, wasserhelle Augen und einen breiten Brustkorb.
    »Na, Tsering, wie steht’s um uns?« fragte Harry Brisbane. Er war total betrunken. Doch das war er schon gewesen, als er an Bord gekommen war. Ang Tsering kannte Brisbane nicht nüchtern. Es hieß, Brisbane trinke aus Kummer. Verschmähte Liebe oder so.
    Tserings Meinung war jedoch, daß Brisbane einen triftigeren Grund hatte, sich immerzu zu besaufen, wenn er auch keine Ahnung hatte, was das für ein Grund sein konnte.
    »Wir kommen durch, Sahib!« sagte Tsering.
    »Du lügst«, schnarrte der Engländer.
    »Nein, Sahib.«
    »Doch, du lügst, verdammter Inder!
    Wir stecken bis zum Halse in der Klemme. So sieht es aus.«
    »Sie irren sich, Sahib. Wir haben ein gutes Boot...«
    »Daß ich nicht lache. Der alte Klapperkasten fällt in spätestens zwanzig Minuten auseinander! Du weißt es. Warum belügst du mich? Das ist nicht nötig. Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Im Gegenteil, ich bin ganz scharf darauf. Ich freue mich auf das Krepieren, was sagst du dazu? Verrückt, wie? Aber es ist Tatsache. Ich freue mich darauf. Und es freut mich, daß ich nicht allein verrecke. Elf Leute werden die Reise nach drüben mit mir antreten. Es wird ein amüsanter Weg werden. Wir werden wie die Ratten ersaufen. Und diejenigen, die es schaffen, dem Wasser zu trotzen, werden von den Haien zerfetzt. Entkommen wird keiner. Und das freut mich, Ang Tsering. Freut mich ungemein.«
    Der Steuermann schauderte.
    »Sie sollten wieder zu den anderen gehen, Sahib.«
    »Wozu? Die sind alle verrückt vor Angst. Die fürchten den Tod. Kannst du das verstehen? Die haben Angst vor dem Sterben. Ist das nicht lächerlich?«
    »Sahib...«
    »Was machst du am Funkgerät, Tsering?« fragte Harry Brisbane zornig. Sein glasiger Blick musterte den Inder feindselig.
    »Das Ruder ist gebrochen...«
    »Prachtvoll! Herrlich! Sag mal, du willst doch nicht etwa SOS funken!«
    »Doch, Sahib!«
    »Wohl völlig meschugge geworden, wie? Das wirst du schön seinlassen...«
    »Die Lage ist ernst,
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