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0859 - Ring der Gewalt

Titel: 0859 - Ring der Gewalt
Autoren: Unbekannt
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LSchluck."
    Er kannte das Lager. Es war rund sechstausend Meter Luftlinie entfernt. Es würde min-destens eine Stunde dauern, bis die anderen Eingeborenen hier waren. Er blickte in das unergründliche, fremde Gesicht dieses Mannes neben ihm und glaubte, in den dunklen Augen etwas zu entdecken, das ihm bisher noch niemals aufgefallen war.
    Nachdenklich-keit überfiel ihn, die Eingeborenen kannten Dinge, die sich keiner der Menschen vorstellen konnte. Waren sie Mutanten? Oder war er nur einem Trugbild zum Opfer gefallen? Er er-innerte sich daran, daß bei ähnlichen Hilfsaktionen Rrussu immer kurz verschwunden ge-wesen war.
    Dreißig Minuten später - die Flasche war endgültig leer! - kamen die Eingeborenen.
    Seit zehn Jahren waren sie keine Steinzeitler mehr, denn seit dieser Zeit brachte ihnen der Jäger halb bearbeitete Metallstücke und einige Werkzeuge, die man an Bord der KARMA entbehren konnte. Der erste Helfer trug tatsächlich des Hetmans Speer mit den langen Widerhaken. Hytawath stand auf und schaltete die Anlage ab.
    „Jäger du nicht sprechen mit deinem Stamm?" erkundigte sich der Hetman und schrie eine Reihe von Befehlen in der schwer artikulierbaren Sprache der Vorcher.
    „Nicht heute. Meralda arbeitet heute nacht im Labor."
    „Sawy."
    Tatsächlich glaubte Hytawath, daß der Hetman ihn nicht nur verbal, sondern auch weit darüber hinausgehend verstand. Aber es mußten erst einige Jahre vergehen, bis dieses Einverständnis erreicht war. Die Eingeborenen waren Meister in der Kunst, Beutetiere aufzubrechen. In rasender Eile wurden die Tiere aufgebrochen, die größeren wurden zer-teilt, die ersten Männer rannten davon, das Fleisch auf den Schultern oder an Stangen zwischen sich schleppend. Rrussu packte den Jäger am Arm und sagte leise: „Wir jetzt gehen. Feuer und Wasser sie warten."
    „In Ordnung."
    Mit seinem Feuerzeug half der Jäger, einige Fackeln anzuzünden. Das Licht und der Lärm verscheuchten die Tiere, die vom Geruch des Blutes und der dampfenden Innereien angelockt wurden. Die Masse des Fleisches wurde geringer, eine lange Kette von schlep-penden Männern bewegte sich auf einem Pfad, den Hytawath nicht kannte, auf den „Wohnstein" zu.
    Rrussu und Hytawath gingen inmitten der lachenden, schwitzenden und rennenden Ein-geborenen.
     
    *
     
    Meralda Koyle war ein ungewöhnlich hübsches Mädchen. Genauer: eine hübsche Frau, denn das eineinhalb-g-Training und der Zwang, sich schon im Kindesalter mit Vorcher Pools Gefahren herumschlagen zu müssen, beschleunigten jeden Reifeprozeß auf drasti-sche Weise. Meralda war weißblond und schlank, und jeder in der Siedlung wußte, daß sie noch gerissener, schlauer und härter war als ihr Bruder. Aber sie war für die Siedlung mindestens ebenso wichtig wie Hytawath Borl, abgesehen davon, daß ihr Vater das Halbwrack in einer meisterlichen Notlandung hier aufgesetzt hatte. Der Held der KARMA, nach dem die Siedlung genannt worden war, lebte nicht mehr.
    Seine Tochter und sein Sohn „regierten" die Siedlung.
    Meralda saß vor dem Terminal des Bordcomputers und versuchte, den ausgedruckten Text mitzulesen. Sie wünschte, daß sich die Daten ausnahmsweise nicht mit Borl beschäftigen würden, aber da war wohl nichts anderes zu erwarten.
    Wenn Vorcher Pool der Schlüssel zu allem war, dann war und blieb Borl die Schlüsselfi-gur.
    Trubohn Cherkel fragte vom flackernden Bildschirm: „Nun? Etwas Neues?"
    Schweigend schüttelte Meralda den Kopf. Unablässig quoll ein engbedruckter Kunststoffstreifen aus dem Terminal und faltete sich im Auffangkorb zusammen. Im Labor stank es betäubend.
    „Bisher identische Ergebnisse. Wir haben jetzt Giftproben von insgesamt ...
    Augenblick", Meralda las eine Zahl ab und sprach weiter, „elftausendsiebenhundertvierunddreißig Ana-lysen. Kleine Tiere, große Tiere, winzige Moossporen und Insekten, Gräser und gasgefüll-te Nußfrüchte. Die Analyse von zehntausend Proben hat ergeben, daß das Gift einheitlich ist. Natürlich sind pflanzliche und tierische Komponenten verschieden, aber sie bewegen sich im submolekularen Bereich innerhalb der gleichen Spezifikation."
    Cherkel stieß ein Lachen der Verzweiflung aus.
    „Das bedeutet, daß Vorcher Pool fast Zwölftausend verschiedene Angriffswaffen mit demselben Gift ausgestattet hat."
    „Mit einem Gift, das einzig und allein dazu geschaffen wurde, uns zu töten. Dieselben Pflanzen, von Borl an einem Platz weit außerhalb des Ringes der Gewalt eingesammelt, haben dieses
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