Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0859 - Ring der Gewalt

Titel: 0859 - Ring der Gewalt
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Gift nachweislich nicht."
    „Dasselbe Gift, das seine Mutter umbrachte?"
    „Dasselbe, Trubohn!"
    Das Labor, das zwar so gut wie nur irgend möglich aufgeräumt war, sah dennoch verwahrlost aus. Dies galt für die meisten Bereiche des Schiffes. Es gab nur noch wenige Reparaturrobots. Hundert Jahre waren eine lange Zeit, und, von jeglicher Reparaturmög-lichkeit abgeschnitten, nutzten sich nahezu alle Maschinen ab. Noch funktionierte die E-nergieerzeugung mit fünfundachtzig Prozent ihrer Kapazität - glücklicherweise. Aber die KARMA würde niemals mehr starten können. Sie konnte sich nicht einmal gegen einen Angreifer mit ihren Waffensystemen verteidigen.
    „Und ... was können wir weiterhin tun?"
    „Mit demselben Eifer versuchen herauszufinden, wie wir diesen tachytropen Ring neutralisieren können."
    „In zwei bis drei Jahrhunderten werden wir's sicher geschafft haben, wenn es im bisheri-gen Tempo weitergeht!" rief Cherkel sarkastisch. „Ja, ich weiß es! Niemand ist schuld dar-an."
    „Am allerwenigsten ich!" gab sie giftig zurück. „Und wenn du deine Absicht, im Stoßkeil-verfahren auszubrechen und irgendwo eine neue Heimat zu suchen, nach wie vor voran-treiben willst, dann teile ich dir gern die Anrufnummer des Archivs mit. Dort ist alles über den verlustreichen ersten Versuch gespeichert. Ich werde auch einem solchen Vorhaben jeden greifbaren Knüppel in den Weg werfen."
    Er winkte ab.
    „Ich habe begriffen. In den nächsten Tagen versuche ich es bestimmt nicht."
    Es war wieder Nacht geworden. Im Schiff lebten nicht allzu viele der Flüchtlinge oder de-ren Nachkommen. Die meisten wohnten draußen in den flachen Bauwerken aus jener verrückten Materialmischung, die teilweise aus dem Boden des Planeten, teilweise aus den geplünderten Schiffsladeräumen bestand.
    „Würde ich euch auch raten. Zurück zur Forschung: Wir wissen, daß die Natur mit rasender Geschwindigkeit experimentiert. Immer wieder berichtet Borl, daß sich Pflanzen und Tiere schnell verändern. Sie werden immer gefährlicher."
    „Wir haben etwas an uns oder in uns. Dieses Etwas macht die Natur des Planeten rasend vor Wut."
    „Das sagte schon mein Vater. Vielleicht ist es unser Charakter", erklärte Meralda resignierend. Cherkel lachte wieder.
    „Was deinen Charakter betrifft, bin ich sicher. Aber es gibt auch reizende Siedler hier."
    „Vielleicht sogar zwei davon", schnappte sie. „Hytawath Borl hat dieses Etwas nicht!"
    „Oder er hat etwas, das die Angriffe der Natur neutralisiert."
    „Es wirkt jedenfalls in der letzten Zeit nicht mehr so wie vor Jahren. Er wird immer häufi-ger angegriffen. Aber nur im Ring der Gewalt!"
    „Ich weiß. Ich sprach vor einigen Tagen mit Hytawath!"
    Sie starrten sich in die Augen und wußten, daß sich ihre Forschungen ununterbrochen auf der Stelle bewegten. Sie hatten eine Unmenge von Daten, aber keine einleuchtende Theorie. Alles, was sie wirklich besaßen, waren der Graben, der Zaun und die Projektoren. Es schien, als ob die Siedlung Koyle das zweite Jahrhundert ihrer Existenz nicht mehr erleben würde. Alles in Meralda bäumte sich dagegen auf. Sie bezog die Energie für ihr Handeln aus dem Willen zum Überleben.
    „Und ...?"
    Cherkel hob die buschigen Brauen und kratzte sich an der hellen Narbe an der Stirn.
    „Was können wir tun?"
    „Erst einmal warten, ob und wann Hytawath zurückkommt."
    „Soll das heißen, daß du damit rechnest, er könnte nicht mehr zurückkommen?"
    „Diese Frage", antwortete die junge Frau bissig, „diskutiere ich am allerwenigsten mit dir."
    „Was mich an dir stets bezaubert, sind die Verbindlichkeit und dein Charme", sagte der riesige Mann und schaltete ab.
     
    3.
     
    Der Wohnstein von Rrussus Horde war ein gigantischer, zerklüfteter Bimssteinfelsen.
    Er hatte die vage Form eines dornartig gekrümmten Spitzkegels, der an der Basis in eine Art Amphitheater überging. An der südlichen und der nördlichen Seite war der Sumpf bis an dieses Überbleibsel vulkanischer Tätigkeit herangewachsen, im Osten breitete sich ein Grasstreifen aus, und im Westen ragten die ersten Riesenbäume des Waldes auf. Unten brannten mehrere Feuer, winzige Flämmchen leuchteten aus den Löchern und Kanzeln, die in den weichen Stein geschabt worden waren. Der Hetman war der mächtigste Mann von insgesamt dreihundert Eingeborenen. Sein Wort hatte Befehlsgewalt.
    Über den Feuern drehten sich hölzerne Bratspieße. Die Beutetiere waren aus der Decke geschlagen und zerteilt worden.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher