Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
war über und über mit fremdartigen Zeichen und Symbolen verziert. Darunter trug Harzel-Kold ein loses, wallendes Gewand, das der vinc-ranischen Tracht entsprach.
    Der Vaku-Lotse verneigte sich abschließend vor ihr und begab sich zum Kommandopult, wo Kapitän Nercon bereits ungeduldig wartete.
    Neben ihr sagte Vic Lombard gepreßt: „Das gefällt mir gar nicht. Möchte wissen, was der Bursche mit dieser Schau bezweckt. Du solltest seinen Mantel nicht tragen, Virna."
    Virna wurde einer Antwort enthoben, denn der Kommandant rief Vic auf seinen Posten. Harzel-Kold bestand auf einem sofortigen Start, weil seiner Aussage nach die Gelegenheit gerade günstig war.
    Die Provcon-Faust besaß einen Durchmesser von fast fünf Lichtjahren. Allerdings war sie im Innern hohl und besaß nur eine kugelförmige Hülle aus stark hyperenergetisch strahlender kosmischer Materie. Dieser Staubmantel hatte es allerdings in sich. Er besaß nicht nur eine extrem hohe Dichte, die zudem ständig variierte, sondern er war auch in ständiger Bewegung. Die Rotation der Staubmassen war von Schicht zu Schicht unter-schiedlich schnell, was zu unberechenbaren Turbulenzen und zu unkontrollierbaren hy-perenergetischen Entladungen führte. Diesen tobenden Gewalten waren nicht einmal die stärksten HÜ-Schirme gewachsen.
    So undurchdringlich wie sie schien, war die Dunkelwolke jedoch nicht. Es bildeten sich immer wieder fast staubfreie Zonen, winkeligen Gassen gleich, die sich durch das mörde-rische Chaos aus Partikeln und Kraftfeldern schlängelten. Doch auch diese waren verän-derlich, dehnten sich aus und verengten sich oder schlossen sich urplötzlich.
    Nur die vincranischen Lotsen hatten die Fähigkeit, die plötzlichen Veränderungen erah-nen oder voraussehen zu können. Auf sie allein war Verlaß, wenn die modernsten techni-schen Geräte versagten.
    Virna hatte sich einmal das Routendiagramm des Flugschreibers angesehen, und ihr war beim Betrachten des Liniengewirrs fast schwindlig geworden. Darauf gab es kaum eine Gerade, und wenn doch, dann war sie zu einer Zickzack-Linie gebrochen. Das Diagramm hatte ausgesehen wie das Gekritzel eines Kleinkinds, mit Spiralen und Schlangen-linien, die sich kreuzten und überlagerten.
    Die Lotsen bedienten sich auch unterschiedlicher Arbeitsweise. Die meisten begnügten sich damit, mündliche Kursanweisungen zu geben, andere wieder hatten sich an die menschliche Technik gewöhnt und leiteten ihre Kurskorrekturen computergesteuert wei-ter.
    Harzel-Kold gehörte zu keiner der beiden Gruppen. Er besaß ein eigenes Anzeigegerät, flach und handtellergroß und mit einer Tastatur versehen, das er an die Positronik anschloß. Darauf spielte er wie ein Virtuose.
    Die GLUSMETH nahm Fahrt auf. Auf dem Panoramabildschirm war deutlich zu sehen, daß sie an einer relativ staubfreien Lücke in die Dunkelwolke einflogen. Auf den anderen Monitoren begannen die hinter ihnen zurückbleibenden Sterne zu verblassen. Immer dich-tere Staubmassen schoben sich zwischen den freien Weltraum und das Schiff, schluckten das Streulicht, bis die GLUSMETH in absolute Dunkelheit gehüllt war. Einige Zeit konnten sich die Männer in der Kommandozentrale noch an den Daten der Ortung orientieren, aber dann gerieten sie in eine hyperenergetische Turbulenz, und die Geräte fielen aus.
    Jetzt kam Harzel-Kolds Zeit.
    Virna beobachtete ihn. Er saß aufrecht im Kontursessel, die Anzeigenlichter spiegelten sich auf seinem blanken Schädel. Den Oberkörper hielt er steif, nur die Arme bewegten sich, und die Finger wirbelten förmlich über die Tasten des Anzeigegeräts.
    Die Augen hatte er die meiste Zeit über geschlossen. Nur einmal wandte er den Kopf und blickte sie an, während seine Finger wie von selbst über die Tastatur tanzten.
    Sie erwiderte seinen Blick, konnte ihm jedoch nicht lange standhalten. Aus den Augen des Vincraners sprach etwas, das sie aufwühlte und ihr bisher unbekannte Ängste weck-te. Wovor fürchtete sie sich? Sie lauschte in sich hinein und fühlte, daß eine innere Stim-me sie zur Vorsicht gemahnte.
    Unsinn, sagte sie sich.
    Bald nach diesem Zwischenspiel ließ Harzel-Kold die Arme sinken und lehnte sich entspannt zurück.
    „Was ist?" fragte Kapitän Nercon ungehalten. „Warum haben Sie unseren Flug stoppen lassen, Harzel-Kold?"
    „Jetzt ist Endstation", antwortete der Vincraner. „Wir sind in eine Sackgasse geraten.
    Im Augenblick geht es nicht weiter."
    „Und wie lange sitzen wir hier fest?"
    „Bestimmt zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher