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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes
Autoren: Unbekannt
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Stunden Ihrer Zeitrechnung."
    Damit war für den Vincraner das Thema abgeschlossen. Er wandte sich ab und kam zu Virna.
    „Ich nehme an, Sie wollen Ihren Mantel zurückhaben", sagte sie hoffnungsvoll. Der Um-hang lastete schon schwer auf ihrer Schulter.
    Harzel-Kold hob abwehrend die Hände.
    „Nicht jeder kann diesen Mantel tragen", sagte er. „Sie haben die Probe bestanden.
    Deshalb frage ich Sie, ob Sie ihn nicht für länger tragen wollen?"
    „Wie soll ich das verstehen?" fragte sie unsicher.
    „Ich bitte Sie, mit mir zu kommen - als meine Gefährtin."
    „Nach Vincran?"
    „Nein, ich lebe schon lange nicht mehr auf Vincran. Sie sollen mich nach Zwottertracht begleiten."
    „Zwottertracht?" wiederholte sie. Was für ein seltsamer Name für einen Planeten! Wo lag diese Welt? Solche und ähnliche Fragen schossen ihr in diesem Augenblick durch den Kopf, obwohl es eigentlich wichtigere Dinge zu überlegen gegeben hätte.
    „Sie brauchen sich nicht sofort zu entscheiden", sagte Harzel-Kold. „Sie haben Zeit, sich mein Angebot reiflich zu überlegen. Ich hole mir Ihre Antwort nach Beendigung des Flu-ges."
    Er schickte sich an, zum Kommandopult zurückzukehren. Aber dann drehte er sich noch einmal um, und sein kleiner, fast lippenloser Mund zeigte dabei den Anflug eines Lä-chelns. Es war ein wehmütiges Lächeln.
    „Ich habe den Flug nur Ihretwegen unterbrochen", verriet er ihr.
     
    2.
     
    Für Virna Marloy wurde es der längste Flug durch die Dunkelwolke - andererseits verging ihr die Zeit viel zu schnell. Ihr war klar, daß sie vor der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens stand.
    Sie nahm es nur unbewußt wahr, wenn sie einen Zwischenstop einlegten, um irgendwelche Turbulenzen vorüberziehen zu lassen, oder wenn sie den Kurs änderten, um solchen auszuweichen.
    Einmal kam Vic zu ihr.
    „Was hat der Vincraner von dir gewollt?" fragte er.
    „Das geht nur mich etwas an", antwortete sie abwesend.
    „Wenn er dir irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt hat, dann ..." Vic sprach noch ei-ne Weile auf sie ein, aber seine Stimme war ein Rauschen ohne Inhalt. Sie antwortete mechanisch, ohne zu wissen, ob es die richtigen Antworten waren.
    „Vergiß nicht, was du mir versprochen hast, Virna", hörte sie ihn zwischendurch sagen.
    „Wenn wir nach Gäa zurückkommen, machen wir gemeinsamen Urlaub."
    „Aber ja, doch, ich weiß schon ..."
    Der Flug ging weiter. Harzel-Kold ließ sich bei ihr nicht wieder blicken, obwohl er oft un-tätig dasaß, wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht weiterging.
    Zwottertracht! Sie hätte Vic fragen sollen, was es mit dieser Welt auf sich hatte.
    Handel-te es sich dabei um einen der fünf Planeten der Sonne Vincran? War es der vincranische oder der provconische Name für einen dieser Planeten?
    Was erwartete sich Harzel-Kold von ihr? Er war einsam, das hatte sie vom ersten Augenblick an erkannt. Zweifellos hatte er das Alleinsein satt und wünschte sich einen Part-ner fürs Leben. Oder nicht?
    „Geschafft!"
    Irgend jemand gab dieses Wort als Stoßseufzer der Erleichterung von sich. Virna erschauerte. Harzel-Kold würde nun bald ihre Antwort einholen.
    Auf dem Panoramabildschirm waren nur noch vereinzelte Staubschleier zu sehen, die das Licht der Sonnen innerhalb der Provcon-Faust filterten. Dort war die Sonne Prov mit ihren acht Planeten. Einer davon war Gäa. Auf diesem dritten Planeten hatte sich die aus der Milchstraße geflüchtete Menschheit angesiedelt und dort eine große, moderne Stadt gegründet. Soltown war noch im Aufbau begriffen. Virna bewohnte dort ein eigenes Haus, sie hatte viele Freunde ... Vic war nur einer davon.
    Das konnte sie nicht alles aufgeben! Nicht wegen eines Fremden, der angedeutet hatte, daß er sie begehrte. Aber nein, das hatte er nicht einmal getan. Er brauchte sie nur, und es blieb offen, ob er sie überhaupt als Frau sah.
    Virna wurde sich auf einmal erschrocken bewußt, daß der Vaku-Lotse jeden Augenblick vor sie hintreten konnte, um ihre Entscheidung zu hören.
    Und sie wußte noch immer nicht, was sie ihm sagen sollte.
    Im Augenblick verhandelte er noch mit Kapitän Nercon. Wahrscheinlich ging es um die Höhe des Honorars für die Lotsendienste und den Zahlungsmodus.
    Jetzt beendeten die beiden Männer ihr Gespräch mit Handschlag. Harzel-Kold schüttelte auch den anderen Männern in der Kommandozentrale die Hand. Jetzt kam die Reihe an Vic Lombard.
    „Sie wollen uns schon verlassen?" fragte Vic anzüglich, „Wenn Sie die Linearetappe bis
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