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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes
Autoren: Unbekannt
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auch mehr davon."
    Sie zuckte nur die Schultern.
    „Nach diesem anstrengenden Flug solltest du eine Weile ausspannen", fuhr er fort.
    „Ich werde dafür sorgen, daß du Urlaub bekommst. Was hältst du davon, ihn gemeinsam mit mir zu verbringen?"
    „Ich werde es mir überlegen, Vic." Sie entwand sich ihm. „Aber zuerst müssen wir sehen, daß die GLUSMETH in Sicherheit gebracht wird."
    „Willst du das Schiff auch selbst navigieren?" fragte er anzüglich und brachte sie zum Lachen. Ernster fügte er hinzu: „Wir sind auf Einflugposition gegangen und haben bereits einen Vaku-Lotsen angefordert. Aber du weißt ja, wie die Vincraner sind, sie lassen sich gerne bitten."
    Virna hatte in den zwei Jahren, der sie der Flüchtlingshilfe angehörte, bereits zwei Dutzend Einsatzflüge mitgemacht, vier davon auf der GLUSMETH. Bei den Durchflügen durch die Dunkelwolke hatte sie natürlich auch Kontakt zu den Vaku-Lotsen gehabt, aber es wäre übertrieben zu sagen, daß sie die Vincraner deshalb kennen gelernt hatte.
    Einige Male hatte sie versucht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dabei hatte sie jedoch nur die Erkenntnis gewonnen, daß Vaku-Lotsen in jedem Fall auf Distanz blieben.
    Wie das System funktionierte, nach dem Vaku-Lotsen für den Flug aus der Dunkelwolke oder in diese zurück angeheuert wurden, darüber hatte sie sich nie den Kopf zerbrochen. Es genügte ihr zu wissen, daß immer ein Vincraner zur Stelle war, wenn man einen brauchte, um ein Raumschiff durch den mörderischen Staubmantel zu lotsen.
    Diesmal war es nicht anders. Nach geraumer Wartezeit meldete der Funker, daß er Kontakt mit einem Vaku-Lotsen habe, der bereit sei, die GLUSMETH in die Provcon-Faust zu bringen. Als Vic Lombard seinen Namen hörte, geriet er etwas aus der Fassung.
    „Ausgerechnet Harzel-Kold", sagte er mißmutig. „Leider können wir uns die Vaku-Lotsen nicht aussuchen, sonst würden uns die Vincraner boykottieren."
    „Ist dieser Harzel-Kold etwa nicht verläßlich?" fragte Virna.
    „Davon kann keine Rede sein. Der Mann ist eine lebende Legende. Über keinen anderen Vincraner haben wir so viele Informationen und wissen dennoch so wenig über ihn.
    Er ist Eremit und Kosmopolit in einem. Manche sagen, er sei nicht auf Vincran geboren, son-dern irgendwo im tosenden Staubmantel der Provcon-Faust."
    „Das klingt recht geheimnisvoll", meinte Virna. „Nur sagt es nichts darüber aus, warum du ihn trotz seiner Fähigkeiten nicht schätzt."
    „Er ist mir unheimlich", sagte Vic zu ihrer Überraschung. „Ich habe mal mit ihm zu tun gehabt. Von ihm ging etwas aus, das ..." Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Rückerinnernd kann ich nur sagen, daß seine Nähe allein mich schau-dern ließ. Ich habe später erfahren, daß er sich insgeheim mit der Magie und der Kunst eines untergegangenen Volkes der Provcon-Faust beschäftigen soll. Aber du kannst dir selbst ein Bild von ihm machen. Er muß jeden Augenblick in der Kommandozentrale ein-treffen."
     
    *
     
    Als er die Kommandozentrale betrat, galt sein erster Blick ihr. Dabei war sein Blick aber irgendwie nichtssagend. Und dann änderte er seine Richtung und kam auf sie zu.
    Das Ungewöhnliche der Situation wurde ihr gar nicht sofort bewußt, erst später überleg-te sie sich, daß es eigentlich üblich war, zuerst den Kommandanten zu begrüßen.
    Sie nutzte die Gelegenheit, um ihn genauer zu betrachten. Dabei kamen ihr Vics Worte in den Sinn. Sie verspürte jedoch keine Ausstrahlung des Unheimlichen, sie wurde durch die Nähe des Vincraners nur seltsam aufgewühlt.
    Er war ein etwa zwei Meter großer, gutaussehender Mann, schlank und feingliedrig wie alle Vincraner und mit denn typischen Albinoweiß der Haut. Das ebenmäßige Gesicht war nicht so ausdruckslos, wie es geschienen hatte. Bei genauerem Hinsehen empfand sie einen Hauch von Melancholie. Sie fühlte sofort, daß dieser Mann einsam war.
    Er blieb vor ihr stehen und sagte mit leiser, doch deutlicher Stimme: „Ich bin Harzel-Kold, der Vaku-Lotse, der dieses Schiff sicher in die Provcon-Faust brin-gen wird. Wollen Sie meinen Mantel tragen? Dann fliege ich die GLUSMETH nur für Sie."
    Sie nickte, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Sie hatte noch nie davon gehört, daß ein Vaku-Lotse jemals einer Gäanerin oder sonst einem Passagier eine solche Ehre hatte zuteil werden lassen.
    Harzel-Kold nahm den seltsam gemusterten Umhang ab und legte ihn ihr behutsam um die schmalen Schultern. Der Mantel
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