Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hochgehoben.
    Die wiegende Bewegung, als er sie trug, vermittelte ihr ein Gefühl der Geborgenheit. Er breitete eine Decke oder seinen Umhang über sie, so genau nahm sie das nicht wahr, aber die wohlige Wärme verstärkte das Gefühl von Geborgenheit.
    Plötzlich brach ein infernalisches Heulen los. Die Lichter erloschen, und Finsternis hüllte sie ein. Etwas prasselte auf sie nieder und verursachte ihr einen Schmerz wie von unzäh-ligen Nadelstichen. Die Wärme wich schlagartig, eisige Kälte breitete sich in ihr aus.
    „Nichts weiter... nur ein Sandsturm", glaubte sie Harzel-Kold dicht an ihrem Ohr sagen zu hören.
    Das schmerzhafte Trommeln ging weiter. Aber bald war ihr Körper vor Kälte schmerzunempfindlich. Sie verspürte zwar noch die Einschläge, aber es tat nicht mehr weh.
    Der Alptraum endete so abrupt, wie er begonnen hatte. Mildes Licht verjagte die Dunkelheit, das Heulen wurde leiser, erstarb schließlich ganz.
    „In Sicherheit!" erklang Harzel-Kolds Stimme.
    Virna fühlte sich noch immer steif vor Kälte, ihr Körper war völlig gefühllos.
    „Harzel...?" sagte sie. Er antwortete nicht.
    Sie öffnete die Augen. Von dem Vincraner war nichts zu sehen. Über ihr war schemen-haft die gewölbte Decke eines Zimmers zu sehen.
    Ein Schatten fiel auf sie. Sie wandte den Blick - und schrie.
    Über ihr tauchte eine Fratze auf. Ein riesiger Schädel mit einem wie aus Lehm geformten Gesicht. Ein breiter Mund war zu einem satanischen Grinsen verzogen. Virnas Schrei verjagte das Scheusal. Aber ihre überstrapazierten Nerven verkrafteten diesen neuerli-chen Schock nicht. Sie verlor das Bewußtsein.
     
    3.
     
    Virna stellte sich schlafend, weil sie das Gefühl hatte, von unsichtbaren Augen angestarrt zu werden. Die Erinnerung an das Wesen mit dem überdimensionalen Kopf ließ sie zittern. Existierte diese Kreatur tatsächlich, oder hatte sie sich alles nur eingebildet?
    Vorsichtig öffnete sie die Augen einen Spalt. Über ihr wirbelten dichte Wolken goldenen Staubes. Der Glanz blendete sie beinahe, aber das Spiel des flirrenden Goldstaubes zog sie augenblicklich in seinen Bann. Alle Vorsicht vergessend, öffnete sie die Augen ganz.
    Sie lag unter freiem Himmel, in einem Bett aus schieferartigem Gestein, das für einen Riesen gebaut zu sein schien. Dieses Gigantenbett, mit sandfarbenem und seidigem Stoff bespannt, stand inmitten einer sich nach oben hin trichterförmig verengenden Halle. Im Dach befand sich eine kreisförmige Öffnung, durch die sie den goldenen Himmel sehen konnte.
    Jetzt zogen allerdings Schatten auf, der Himmel verfinsterte sich, es flackerte wetterleuchtend. Plötzlich der anschwellende Ton einer Sirene, und im selben Moment schob sich eine lamellenförmige Abdeckung vor die Dachaussparung. Die Öffnung war kaum geschlossen, da prasselten Schläge dagegen, als würde es Steine regnen. Das Geräusch machte sie fast verrückt.
    Sie blickte sich hilfesuchend in der riesigen Halle um. In fünf Meter Höhe verlief eine Ga-lerie über alle vier Wände. Virna glaubte, dort oben eine Bewegung gesehen zu haben.
    Sie mußte wieder an das großköpfige Wesen denken und wandte sich ab.
    Entlang der rauen Wände standen klobige Möbel, die alle aus dem schieferartigen Gestein zu bestehen schienen. Obwohl der Raum eine Seitenlänge von gut vierzig Metern besaß, hatte sie plötzlich das Gefühl, von den wuchtigen Einrichtungsgegenständen erdrückt zu werden.
    Das Trommeln gegen das Dach hörte auf, und die nachfolgende Stille war ihr auf einmal noch unheimlicher. Die Dachklappe öffnete sich lautlos, violettes Licht fiel herein, und ein von Goldfäden durchzogener Himmel tat sich vor ihr auf.
    Mit einem Aufschrei sprang sie vom Bett und lief zu einer Wand, als wolle sie unter der Galerie Schutz suchen. Eine hohe, schmale Tür ging auf. Virna wollte in die andere Rich-tung flüchten, aber da wurde sie mit festem Griff am Arm gepackt und herumgedreht.
    „Virna!" Da stand Harzel-Kold. Sie ließ sich erschöpft in seine Arme fallen. „Was ist nur mit dir los?" redete er sanft auf sie ein.
    „Harzel, warum hast du mich in dieser schrecklichen Umgebung allein gelassen." Virna zitterte am ganzen Leib. „Ich hatte Angst."
    „Ich habe Blinizzer aufgetragen, auf dich achtzugeben", erklärte Harzel-Kold. „Als du aufwachtest, hat er mich verständigt, und ich bin sofort hergeeilt."
    „Blinizzer... ist das das Scheusal mit dem Riesenkopf?"
    „Virna, was redest du da. Blinizzer ist ein Zwotter. Die Zwotter sind
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher