Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Fenster- und Türöffnungen befanden sich Läden aus dem schieferartigen Material, die in Schienen liefen.
    Der bunkerartige Komplex erinnerte Virna an eines der terranischen Wüstenforts, wie sie es aus Geschichtsbüchern kannte.
    „Ich habe das Gebäude nach meinen Angaben von den Zwottern erbauen lassen", erklärte Harzel-Kold. „Ich habe mich dabei von der Architektur der Urbevölkerung inspirieren lassen. Viel ist ja nicht mehr da, nur einige wenige Ruinen. Das heißt, ich habe den Be-weis dafür, daß es noch guterhaltene Städte gibt. Es ist mir aber noch nicht gelungen, die Zwotter zu einer Expedition in eine der Städte zu überreden.
    Deshalb mußte ich beim Bau improvisieren, aber ich glaube, es ist mir gelungen, den Stil der Urbevölkerung einigerma-ßen nachzuempfinden. Wie gefällt es dir, Virna?"
    „Ich bin beeindruckt", sagte sie. „Ich habe tatsächlich das Gefühl, vor dem Monument ei-nes fremden Volkes zu stehen. Aus welchem Material wurde es gebaut?"
    „Aus Stampfsand, vermischt mit Kakteenmilch und Wasser", antwortete Harzel-Kold.
    „Kakteenmilch ist ein ausgezeichnetes Bindemittel und macht das Gemisch widerstands-fähig. Nur die Fensterläden und die Möbel sind aus anderem Material. Ich weiß allerdings nicht, ob es sich um Naturgestein oder um einen synthetisch hergestellten Werkstoff han-delt. Die Zwotter haben mir jedoch versichert, daß sie die ungeformten Platten aus einer der Ruinenstädte haben. Den Fundort verrieten sie mir allerdings nicht, dazu sind sie viel zu geschäftstüchtig."
    „Das sieht man ihnen gar nicht an", sagte Virna.
    „Der Schein trügt", erwiderte Harzel-Kold. „Sie sind in der Regel auch liebenswert und hilfsbereit, aber wenn es ums Handeln geht, dann sind sie unerbittlich. Aber ich kann mich dennoch nicht beschweren, denn die Kunstgegenstände, die mir die Zwotter anbieten, sind eigentlich unbezahlbar."
    „Wirst du mir deine Kunstsammlung zeigen?" fragte Virna. „Ich möchte sehen, was dich an der Kunst der Zwotter so fasziniert, daß du ihr dein Leben widmest."
    Harzel-Kold schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln.
    „Die Zwotter selbst haben keine nennenswerte Kultur. Woran ich interessiert bin, das sind die Kulturzeugnisse der Urbevölkerung. Es sind Plastiken, Reliefe und dreidimensio-nale Bilder von überwältigender Lebensechtheit, die ich sammle. Die Zwotter stammen zweifellos von diesem Volk ab, sind jedoch schon längst zur Bedeutungslosigkeit degene-riert. Es ist eines der Geheimnisse, die ich ergründen will, was aus den Vorfahren der Zwotter geworden ist. Ich fühle, daß die Antwort auf alle Fragen in den Kunstwerken liegt. Über sie führt der Weg zur Erleuchtung ... Ja, ich werde dir meine Kunstsammlung zeigen, und ich bin gespannt auf dein Urteil."
    „Leider habe ich überhaupt kein Kunstverständnis", beteuerte sie.
    Er winkte ab.
    „Darauf kommt es nicht an. Du brauchst in die Kunst der Prä-Zwotter nichts hineindenken, sondern die Objekte beeinflussen dein Denken."
    Virna wußte nicht recht, was sie davon halten sollte, deshalb schwieg sie.
    Harzel-Kold führte sie durch den Kakteenwald, in dem es kühl war und die Luft staubfrei, obwohl sich hoch über ihnen die Staubwirbel zu goldenen Wolken geballt hatten.
    Sie kamen an einen Fluß, der den Kakteenwald durchzog. Er war breit und seicht, Sandbänke ragten aus ihm hervor. Auf einer dieser Sandbänke saß eine zwei Meter lange Echse, deren Schuppenhaut ein Flammenmuster aufwies. Als die Echse sie entdeckte, floh sie mit einem Sprung ins Wasser.
    „Reptilien sind die vorherrschende Tierart auf Zwottertracht", wußte Harzel-Kold dazu zu sagen. „In meiner Oase halte ich nur harmlose Spezies, wie den Feuerdrachen, den du gesehen hast, deren Fleisch entweder genießbar ist, oder die einfach das Auge erfreuen. In den großen Gebirgsschluchten, in denen die Vegetation besonders üppig gedeiht, gibt es Schlangen und Echsen von der Größe meines Raumschiffs. Ihnen weicht man besser aus. Diesen Rat solltest du beherzigen, falls du einmal eine Expedition ins Landesinnere wagst."
    „Ich hoffe doch, daß du mich bei einem solchen Unternehmen begleiten würdest", erwi-derte sie.
    Sie verließen den Kakteenwald und kamen zum Haus zurück. Dort erwartete sie bereits Blinizzer.
    Er ruderte mit den Armen und sang: „Schneller Wichtig. Besonderer Wichtig. Glücksverheißungsvolles Psychod!"
    Die Aufregung des Zwerges übertrug sich augenblicklich auf Harzel-Kold.
    „Was ist?" fragte Virna, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher