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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt
Autoren: Peter T. Lawrence
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Gerichtsmediziner vermutete riesige Ratten. Nie könne ein menschenähnliches Wesen einen so engen Tunnel bauen. Dazu brauche man Bewegungsfreiheit für die Arme, meinte er.“
    Ich bat Laura, wieder Platz zu nehmen.
    „Du hast gewonnen“, sagte ich. „Der Teufel soll mich holen, wenn dieser Warren nicht einen raffinierten Trick auf Lager hatte. Dies und seine Lebensgeschichte geben genug Stoff für ein faszinierendes Buch.“
    „Ich schlage vor, wir suchen Elena Tichles auf“, sagte Laura. „Im Augenblick wird es kaum möglich sein, aus irgendwelchen Schriftstücken mehr über die Hintergründe dieser Sache herauszubekommen. Und wenn Warren einmal erschienen ist, warum sollte es nicht ein zweites Mal klappen?“
    „Wir werden ihn ordentlich bilden“, sagte ich und blinzelte in die Sonne, die nun langsam hinter den Dächern der Hochhäuser zu versinken begann.
     

     

Warren fühlte sich nach der schlaflos verbrachten Nacht unsäglich müde. Stunden waren vergangen, bis George endlich Vertrauen zu ihm gefaßt hatte.
    Er schlief nun, aber auch jetzt wälzte er sich stöhnend hin und her, schrie und weinte, offensichtlich von Alpträumen geplagt.
    Alle fünf Minuten wechselte Warren die kalten Kompressen auf Georges Stirn, saß auf der Bettkante und wartete.
    Gegen fünf begann es zu dämmern. Warren zündete die Petroleumlampe an und ließ sie mit winziger Flamme brennen. George schlief nun etwas ruhiger, wenn auch seine Atemzüge so kurz und hechelnd aufeinander folgten, daß es sich anhörte, als läge ein völlig erschöpfter Hund im Halbdunkel des Zimmers, der auf den Gnadenschuß seines Herrn wartete.
    Um zehn löschte Warren die Lampe. Er setzte sich auf einen Stuhl, den er dem Fenster gegenüberstellte. Die Müdigkeit machte ihm schwer zu schaffen.
    Seine Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt. Das Bett hob sich als schwarzer Schatten von der hellgetünchten Wand ab.
    Irgendwo in der Stadt schlug elfmal eine Turmuhr. Danach herrschte wieder Stille. Während Warren geduldig dasaß und auf etwas wartete, von dem er nichts, aber auch gar nichts wußte, machte er sich Gedanken darüber, wo Harry wohl steckte. Bei George handelte es sich um einen sensiblen Jungen, der sich alleine wohl nie über einen nächtlichen Friedhof getraute. Harry hätte besser wählen müssen, als er einen Ersatz für William suchte, mit dem er im vergangenen Jahr gearbeitet hatte. George mochte ein netter Junge sein, doch zu weich für diese Art von Gelderwerb.
    Vielleicht hatte er es mit der Angst zu tun bekommen und gedroht, ihn Warren, und Harry zu melden, worauf Harry schleunigst die Stadt verlassen hatte. Das wäre eine Erklärung für Harrys Abwesenheit.
    Warren blickte wieder zum Fenster. Stille. Schwärze. Eine Nacht, wie hundert andere Nächte zuvor. Morgen früh werde ich George in ein Krankenhaus bringen lassen, dachte er. Auch wenn es gefährlich war, er mußte George versorgen. Am besten wäre er wohl bei seinem alten Freund Harper untergebracht.
     

     
    Harper würde schweigen, wenn der Junge im Fieber von dem geplanten Leichenraub erzählte. Auch Harper arbeitete mit ähnlichen Methoden.
    Über diesen Gedanken mußte er leicht eingeschlafen sein, denn auf einmal fuhr er hoch – irgendwo waren Kratzgeräusche.
    Angestrengt sah er zum Fenster, wo er sekundenlang nur das schwache, helle Rechteck sah. Dann tauchte ein dunkler, runder Schatten auf, ein zweiter und ein dritter. Wieder dieses Schaben und Kratzen vom Fenster her. Die Schatten draußen bewegten sich langsam, fast wiegend. Hände machten sich an den Scheiben zu schaffen. Er klirrte leise, dann wurden die beiden Flügel nach innen aufgedrückt, und eine untersetzte, ungewöhnlich plumpe Gestalt versuchte über das Fensterbrett in den Raum zu klettern. Im Nu stand Warren neben dem Stuhl.
    „Halt!“ rief er laut. „Was wollen Sie?“ Die Gestalt im offenen Fenster erstarrte, schien zu ihm herüberzuglotzen. Er hörte ein seltsames, seufzendes Fiepen, und im gleichen Augenblick erwachte George mit einem furchtbaren Schrei aus dem Schlaf. Das kleine, plumpe Wesen zuckte zurück und verschwand hastig nach draußen! Im Nu war der Spuk vorbei. Nur George brüllte immer noch wie einer, dem die Angst den Verstand geraubt hatte.
    Überall im Haus wurde es jetzt lebendig. Männer schrien durcheinander, Türen wurden zugeschlagen, eilige Schritte kamen die Treppe herauf. Jemand donnerte gegen die Tür und rief Georges Namen.
    Warren kam der furchtbare
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