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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt
Autoren: Peter T. Lawrence
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er eine Männerleiche bei Harry. Da dessen alter Freund nach Hause gefahren war, nahm Harry einen Studenten namens George mit. Der wurde übrigens verrückt. Erst vor Angst, wie Warren später vor Gericht aussagte, und dann, nachdem die beiden nachts das Grab aufgeschaufelt und den Deckel geöffnet hatten, vor Grauen.“
    Ich hielt die Luft an, denn nun wurde es wirklich schaurig. Obwohl die Sonne noch genauso warm schien, wie vor einer halben Stunde, fror ich plötzlich.
    „Was war im Sarg?“
    Laura fuhr fort: „Die Leiche lag etwa eine Woche lang unter der Erde. Ein gewisser Bill Fleming, der an der Schwindsucht gestorben war. Seine Leiche fehlte, aber die beiden sahen etwas anderes: Ein etwa fünfzig Zentimeter großes Wesen, menschenähnlich, nur unsagbar fett und aufgeschwemmt. Der Kopf unbehaart, ohne Nase, mit kleinen, böse funkelnden Augen. Das Wesen scheint nicht das Graben gehört zu haben. Als der Deckel aufflog, sah es erschrocken den im Grab stehenden Harry an und verschwand dann mit affenartiger Geschwindigkeit in einem Loch, das sich angeblich am Kopfende des Sarges befunden haben soll.“
    Laura schwieg einen Augenblick lang und sah mich nachdenklich an.
    „Ich weiß“, fuhr sie dann fort. „es klingt alles so unglaubhaft. Jedenfalls sagte Dr. Warren aus, er habe, als weder Harry noch George mit der Leiche kam, am Mittag des nächsten Tages Harry aufsuchen wollen. Er traf ihn nicht an, und Harry wurde nie wieder gesehen. Aber George war auf seinem Zimmer, in gestörtem Geisteszustand, wie Warren behauptete. Von George habe er zum ersten Mal erfahren, was sich in der vorangegangenen Nacht abgespielt hatte.“
    „Und danach ließ er keine Leichen mehr ausgraben?“
    „Ich weiß, was du sagen willst“, meinte Laura leise. „Du nimmst an, Warren hat diese Schauergeschichten nur erzählt, um den Mord zu motivieren, nicht wahr?“
    „Vielleicht wollte er die Tat dadurch abschwächen. Damals hat man so was noch erzählen können. Nicht jeder Richter hätte ihm zwar geglaubt, aber einige waren für solche Dinge durchaus empfänglich.“
    „Er hatte aber einen strengen Richter“, erwiderte Laura rauh. „Warren wurde zum Tode verurteilt.“
    „Hat er gemordet, um wissenschaftliche Studien zu betreiben?“ fragte ich.
    „Nein. Er soll angeblich einen Friedhofswärter erschlagen haben. Als die Leichendiebstähle überhand nahmen, wurden auf vielen Friedhöfen solche Wächter eingesetzt.“
    „Du sagst ‚angeblich’?“
    „Warren selbst bestritt die Tat. Er meinte, ein anderer müsse diesen Mord begangen haben.“
    „Und wie kam es zu der Anklage gegen ihn?“
    „Ich sprach doch anfangs von diesem William, einem Freund Harrys. Der kam aus London zurück, um Harry zu besuchen. In der Nacht vor seiner Ankunft wurde der Friedhofswächter ermordet. Als William seinen Freund Harry nicht fand und hörte, daß dieser spurlos verschwunden und auch George inzwischen verstorben sei, zeigte er Warren an. Noch am gleichen Tag wurde der Arzt verhaftet. Natürlich lastete man ihm nun auch noch den Mord an dem Friedhofswächter an.“
    Nach kurzem Schweigen sagte ich: „Die zehn Minuten sind um. Ich finde, dieser Warren hat dem Gericht die dickste Lüge des Jahrhunderts aufgetragen, um sich aus der Klemme zu ziehen.“
    „Du verwertest den Stoff also nicht für deine Geschichte?“
    Ich verneinte.
    „Wie du willst, Rob. Aber ich werde weiterforschen. Vielleicht wird es einmal meine Story.“ Sie erhob sich.
    „Ach ja“, sagte sie plötzlich, als hätte sie etwas vergessen. „da war noch was, Rob. Warren empfahl dem Gericht, wenn man ihm nicht glaube, so soll man ihn lebendigen Leibes, nur mit einem Rohr, durch das er Luft schöpfen konnte, eingraben. Sterben müsse er so oder so. Und wenn schon, dann wolle er der Menschheit wenigstens einen letzten Dienst erweisen. Man könnte Wächter an seinem Grab postieren, die Tag und Nacht darüber wachten. Und nach einer Woche solle man ihn wieder ausgraben.“
    „Und?“
    „Sie sind auf den Vorschlag eingegangen. In aller Heimlichkeit, versteht sich. Ohne viel Aufhebens, damit sie nicht in den Geruch der Unmenschlichkeit kamen.“
    „Herrgott!“ rief ich. „So laß dir doch nicht die Würmer einzeln aus der Nase ziehen! Was steht weiter in den Akten?“
    Laura lächelte belustigt zu mir herunter.
    „Als man ihn ausgrub, war der Sarg leer. Das Kopfende war aufgebrochen, dahinter begann ein enger, schmaler Tunnel. So eng, daß niemand hindurchkam. Ein
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