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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich
Autoren: Jason Dark
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Gedanken - würde alles anders werden. Die Verwandlung in einen Vogel begann, sie würde fliegen, fliegen, fliegen…
    Musik umfing sie.
    »Mag der Himmel Euch vergeben…«
    Noch immer klangen die Melodien durch Ericas Kopf, während sie sich gegen den Wind stemmte, der an ihr riß und zerrte. Er packte den Stoff des Kleides, er bauschte ihn auf, er ließ ihn knattern wie eine Fahne.
    Erica hielt den Kopf gesenkt, um das Gesicht vor der Kälte etwas zu schützen. Sie bot dem Wind ihre Haare, der durch sie hindurchfuhr wie mit zahlreichen Fingern. Er wühlte sich hinein, und was die Frau festgesteckt hatte, löste sich, um ihren Kopf wie eine dunkle Flut zu umwehen, die immer wieder in verschiedene Richtungen wirbelte, dann wieder gegen sie schlug und oft genug die Augen verdeckte.
    Den Weg kannte Erica wie im Schlaf. Sie war ihn oft genug gegangen. Der Platz an den Klippen hatte zu ihren Lieblingsorten gehört. Schon als Kind hatte sie dort gesessen oder gestanden und über die Probleme der Welt nachgedacht. Sie hatte sich schon immer für die geheimnisvollen Dinge interessiert, die jenseits des normalen Blickfelds lagen. So wußte sie, daß diese Welt viel komplizierter war, als daß sie normalerweise angesehen und erklärt wurde.
    Sie steckte voller Rätsel und Geheimnisse, und nicht alle, die wie Menschen aussahen, waren es auch.
    Darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Für sie stand der Weg fest, der letzte Schritt, der Sprung in das andere Leben, hinein in den anderen Zustand.
    Sie schaute sich um.
    Es war kein besonderer Grund vorhanden. Sie drehte nur den Kopf, um das Haus noch einmal zu sehen. Dabei glitt ihr Blick auch hinab in die Gegend, wo das Land flacher war und sich nach Osten hin ausbreitete. Dort lagen auch die winzigen Dörfer, oft nur eine Ansammlung weniger Häuser, vergessen von der Zeit.
    Sie entdeckte die Lichter.
    Zwei waren es, und sie bewegten sich.
    Erica überlegte.
    Wenn zwei runde Lichter in eine bestimmte Richtung fuhren, konnte dies nur bedeuten, daß ein Fahrzeug über die Straße zum Haus fuhr.
    Besuch?
    Wollte jemand zu ihr? Hatte dieser Jemand einen bestimmten Grund, weil er von ihrem Vorhaben wußte?
    Erica konnte es sich nicht vorstellen. Nein, es… es… hatte keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen. Durch nichts würde sie sich von ihrem Plan abhalten lassen. Sie hatte sich mal entschlossen, und sie stand felsenfest dazu.
    Deshalb ging sie weiter. Kämpfte gegen die immer wuchtiger und härter werdenden Böen an, aber sie ließ das Ziel, den Rand der Klippen, nicht aus den Augen…
    ***
    Ich war verdammt weit gefahren, um die Tochter des Anrufers zu retten, und ich fragte mich, ob es richtig gewesen war, mich hier an der Grenze zwischen Cornwall und Wales herumzutreiben, als wollte ich in ein Land der Märchen und Sagen einsteigen, um eine schöne Prinzessin vor finsteren Räubern zu bewahren.
    Der Anrufer hatte mir zwar das Haus beschrieben, mich auch mit der Gegend vertraut gemacht, aber ohne nachzufragen, hätte ich das Ziel so schnell nicht gefunden.
    Ich hatte nahe des Ziels einen Schäfer getroffen, der dabei war, einen alten Karren zu reparieren.
    Der Mann war erst sehr schweigsam und später dann auch mißtrauisch gewesen, doch ich hatte diese Hemmschwelle überwinden können und ihn nach diesem einsamen Haus gefragt.
    Seine Worte klangen mir noch immer in den Ohren nach, während ich den bergauf führenden Windungen der Straße folgte.
    »Was willst du denn da?« hatte er mich gefragt.
    »Jemand treffen. Es ist eine Frau, eine gewisse Erica.«
    Er hatte mich angeschaut und genickt. »Ja, Erica.« Mehr sagte er nicht dazu.
    »Wieso, ist was mit ihr?« fragte ich ihn.
    Er hatte nur die Schultern gehoben. »Du kannst hinfahren. Du kannst sie auch finden - möglicherweise. Aber denke immer daran, daß auch ein gesunder Mensch seinen Augen nicht immer trauen kann. Mehr möchte ich nicht sagen.«
    Natürlich hatte ich mich mit einer derartig rätselhaften Antwort nicht zufriedengeben können, und ich hatte mich auch weiterhin erkundigt, aber keine Antwort mehr erhalten. Da war der alte Schäfer stur wie ein Panzer gewesen, und er hatte natürlich meine Neugierde geweckt. Zumindest mußte in diesem Haus jemand leben, das war schon ein Vorteil, dies bestätigt zu wissen.
    Erica, die Frau, deren Vater mich auf die Reise geschickt hatte. Noch immer konnte ich es nicht richtig glauben, und ich war auch - wie man so schön sagt - nicht dienstlich unterwegs. Dieser
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