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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich
Autoren: Jason Dark
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und es beeindruckt mich auch nicht, muß ich Ihnen sagen.«
    »So war das auch nicht gemeint, Erica. Ich sehe nur keinen Grund für einen Selbstmord. Es gibt immer wieder einen Ausweg. Ich bin tatsächlich gekommen, um Ihnen zu helfen.«
    »Ich habe mich entschlossen.« Der Wind fuhr wieder gegen ihre Gestalt und bauschte das lange Kleid auf. Für mich sah es so aus, als würde Erica vom Boden abheben und schon jetzt wegfliegen.
    In der Tat drehte sie sich auch um, sie zeigte mir plötzlich ihren Rücken, und dann rannte sie los.
    Ihr Ziel war der Abgrund!
    Für eine Sekunde war ich überrascht und überlegte, wie ich sie stoppen konnte.
    Durch eine Kugel? Ihr in das Bein schießen und sie nur zu verletzen? Das Risiko, die schwankende Gestalt tödlich zu treffen, war einfach zu groß, dann hätte ich als Mörder dagestanden! So blieb nur die eine Chance. Schneller zu sein und darauf zu hoffen, daß der Abgrund noch einigermaßen weit entfernt war. Eine trügerische Hoffnung, das wußte ich selbst, aber mehr blieb mir nicht.
    Ich jagte hinter ihr her und hatte nach wenigen Schritten die kleine Hochebene erreicht. Auch sie war mit scharfkantigen Steinen übersät.
    Ich hatte nur wenig aufgeholt. Sie rannte vorneweg, und ich hörte sie lachen und singen. Fetzen einer Melodie erreichten mich, und ich konnte nicht heraushören, was sie da sang.
    Singend in den Tod…
    Ich gab alles.
    Erica drehte sich im Laufen um.
    Wieder kam es mir vor, als wollte sie vom Boden abheben wie eine Tänzerin. Inzwischen war ich so nahe heran, daß ich ihr Gesicht erkennen konnte, das nur mehr ein heller, tanzender Fleck war.
    »Bleiben Sie stehen!«
    Sie blieb auch stehen.
    Geschafft?
    Nein, verdammt, nein! Ich hatte es nicht geschafft. Kaum war sie stehengeblieben, als sie ihrem Körper den nötigen Schwung gab und sich nach hinten katapultierte.
    Diesmal hatte sie tatsächlich abgehoben. Ich hörte ihren Schrei, und dann sah Erica aus wie eine Puppe, die jemand einfach weggeschleudert hatte.
    Sie flog, und die Arme hatte sie dabei ausgebreitet, als wollte sie ein letztes Mal die Welt umfangen, von der sie endgültig Abschied genommen hatte.
    Diese Welt aber war nicht mehr in der Lage, ihr den nötigen Halt zu geben.
    Sie fiel.
    Die Tiefe schluckte sie, und unter ihr lauerte der Tod. Gebildet aus kochender Gischt, eisigem Wasser und tödlichen Klippen. In das alles würde ihr Körper hineinstürzen, und ich hatte Glück gehabt, daß mir der Stopp gelungen war.
    Dicht vor der Kante blieb ich stehen.
    Der Körper fiel zwar in die Tiefe, aber er fiel nicht so schnell, weil der an der Felsmauer hochstreichende Wind ihre Kleidung aufbauschte, so daß der Fallschirm-Effekt eintrat und es dauerte, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Ich konnte den Körper verfolgen.
    Es war ein schlimmes Bild. Erica bewegte die Arme und die Beine, das Haar hatte sich längst gelöst, und es sah aus, als wollte es die Frau wegzerren.
    Nichts hielt sie mehr auf.
    Luft und Wasser haben keine Balken, das bekam ich sehr gut mit. Ich stand da, die Hände auf meine Oberschenkel gestützt und starrte in die Tiefe, ohne eine Chance zu haben, den Körper zu stoppen.
    Dann schlug er auf.
    Aus meiner Sicht wirkte es, als wäre er auf ein weiches Kissen geprallt. Der Körper stand still. Er rührte sich nicht. Er lag da wie ein großer weißer Fleck, der sich jeden Augenblick wieder erheben konnte, um an der steilen Wand in die Höhe zu steigen.
    Dieses Bild empfand ich als sehr intensiv, obwohl es sicherlich nur zwei, drei Sekunden dauerte.
    Dann aber schäumte die Brandung heran. Sie konnte es nicht zulassen, daß ein Meer seinen Atem anhielt. Übergroß erschien mir die breite Welle mit ihrem schaumigen Kamm. In ihr steckte eine ungeheure Wucht. Und mit eben dieser Wucht packte sie den leblosen Körper, hob ihn in die Höhe und zerrte ihn weg, wobei sie ihn gleichzeitig über- und unterspülte. Für kurze Zeit sah ich nichts mehr, das Meer schien Erica verschluckt zu haben, und lange Fahnen tosten als Schaumwände an der senkrechten Felswand in die Höhe.
    Sie brandeten auf, sie wurden wieder zurückgeschleudert und gaben auch mir die Sicht frei.
    Jetzt sah ich Erica wieder.
    Das zurücklaufende Wasser hatte sie gepackt und zwischen die aus dem Wasser ragenden Felsen gezerrt. Sie tanzte und drehte sich dort. Eine erneute Welle griff zu und nahm sie mit.
    Als heller auf und dicht unter der Wasserfläche treibender Fleck verabschiedete sich Erica von mir.
    Sie hatte das
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