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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich
Autoren: Jason Dark
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der von unten hochwehende Luftzug.
    Er irritierte mich zugleich, denn ich wußte genau, daß ich die Tür hinter mir wieder geschlossen hatte. Hatte der Wind sie aufgestoßen, oder war eines der Fenster geöffnet worden?
    Ich ging schneller. Etwas trieb mich an. Ich hatte den Eindruck, dicht vor einer entscheidenden Spur zu stehen und bemühte mich auch nicht, besonders leise zu sein.
    Am Ende der ersten Treppe blieb ich stehen.
    Mein Blick fiel nach unten. Von dieser Position aus konnte ich die gesamte Halle erfassen.
    Zuerst sah ich die offene Tür.
    Sie stand nicht bis zum Anschlag offen, nur einen Spaltweit, aber der Wind drückte von außen gegen sie, ohne daß er die Kraft hatte, sie ganz aufzustoßen. So zitterte sie nur, aber das war mir egal, denn mein Blick hatte sich an der Gestalt festgesaugt, die nicht weit von der Tür entfernt in der Halle stand.
    Es war ein mit einer Machete bewaffneter Zwerg!
    ***
    Sinclair, du spinnst!
    Dieser Gedanke huschte als erster durch meinen Kopf, als ich diese kleine Gestalt sah. Sie sah aus wie aus einer Legende oder einem Märchen entstiegen, und der Vergleich mit dem Zwerg stimmte nicht ganz, denn der kleine Mensch war größer. Ich verglich ihn mit einem Liliputaner, den jemand in eine Mönchskutte gesteckt hatte. Sie bestand aus hellbraunem Sackleinen, und der Zwerg hatte die Kapuze hochgestreift, die allerdings nicht sein Gesicht bedeckte, das günstigerweise vom Lichtschein getroffen wurde.
    Es war ein altes Gesicht, das mich an eine übergroße Kartoffel erinnerte. Die Form war rund, die Haut dick, aber mit zahlreichen Falten und Runzeln bedeckt, wobei ich den Mund kaum erkannte und die Nase in dem Gesicht wie eine dicke Knolle wirkte.
    Ein Erdmännchen oder was immer man dazu sagen sollte. Wenn nicht die Waffe gewesen wäre, deren Griff seine kleine, aber sehr kräftige Hand umspannte.
    Die leicht gebogene Klinge der Machete sah mir nicht so aus, als wollte sich der kleine Mann damit rasieren, denn sie war geschaffen, um zu töten. Selbst aus meiner Distanz erkannte ich, wie scharf die Klinge an den Seiten doch geschliffen war.
    Ich hatte meine erste Überraschung überwunden, der Zwerg sicherlich auch, und ich sprach ihn an.
    »Wer bist du?«
    Als Antwort verzog sich etwas in der unteren Hälfte seines Gesichts, das durchaus ein Mund sein konnte, aber eine Antwort erhielt ich nicht. Dafür hörte ich nur ein böse und warnend klingendes Zischen. Als das verstummt war, bewegte er seine Machete so schnell wie ein Kung-Fu-Kämpfer seine Hände, und ich lauschte dem pfeifenden Geräusch, das entstand, als die Klinge die Luft zerschnitt.
    Mit einer blitzartigen Drehung fuhr der Kleine herum. Der Saum der Kutte wehte dabei für einen Moment in die Höhe, so daß ich kleine, stämmige Beine erkennen konnte.
    Einen Augenblick später huschte er durch die Tür und war meinen Blicken entschwunden.
    Ich stand da, schaute in die leere Halle und wußte nicht, was ich noch denken sollte. Hatte ich das alles nur geträumt? Nein, sicherlich nicht, denn die offenstehende Tür bewies mir, daß es kein Traum gewesen war. Schneller als beim Hinaufgehen lief ich die Treppe hinab, durchquerte den Rest der Halle und eilte nach draußen, allerdings die Vorsicht dabei nicht vergessend, denn der kleine Mann hatte auf mich keinen freundlichen Eindruck gemacht.
    Ich stand draußen in der Dunkelheit, ich spürte den Wind auf meinem Gesicht und am Körper, aber ich sah von dem Kleinen nicht die geringste Spur.
    Die karge Landschaft hatte ihn aufgesaugt. So seltsam er mir auch vorgekommen war, ich war trotzdem der Meinung, daß er in dieses Gebiet hineinpaßte.
    Hier an der Grenze zwischen Cornwall und Wales, wo die Landschaft beinahe menschenleer war, wo Moore für die wenigen Menschen auch heute noch eine Gefahr darstellten, wo das Wasser des Atlantiks wütend gegen die Steilküsten hämmerte, war eben alles anders als im Großraum London.
    Hier waren die Menschen mit der Natur verwachsen, und nicht jede Geschichte, die über Generationen weitererzählt wurde, war die reine Erfindung. Davon konnte ich ein Lied singen.
    Wo hatte sich der Zwerg versteckt?
    Ich ging einfach davon aus, daß er nicht zu weit gelaufen war. Ich spürte seine Blicke, es war da das berühmte Kribbeln auf der Haut, aber ich konnte leider nicht feststellen, wo die kleinen Augen in der Dunkelheit lauerten.
    Noch immer blies der kalte Märzwind in starken Böen. Er wuchtete gegen mich, am Himmel jagte er die Wolken wie
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