Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ausgeführt, was sie sich auch vorgenommen hatte.
    Ich aber wandte mich ab.
    ***
    Wie ein Schlafwandler war ich zurück zu meinem Rover gegangen. Ich kam mir dabei vor wie jemand, dem der Boden unter den Füßen weggezogen worden war. Ich hatte eine Frau sterben sehen, ich hatte sie nicht retten können, obwohl ich nur wenige Schritte von ihr entfernt gewesen war. Sie war in die Tiefe gesprungen und hatte das Motiv ihres Selbstmords mit in den Tod genommen.
    Im Rover zündete ich mir eine Zigarette an. Aus leeren Augen schaute ich gegen die dunkle Fassade des einsam stehenden Hauses. Selbst das Licht unten schien mir dunkler geworden zu sein, als wäre es ein Teil der Seele dieser Frau gewesen.
    Rauchend überlegte ich, wie es weitergehen sollte. Es gab Alternativen. Ich konnte den Rover starten, wieder zurück nach London fahren und die ganze Sache vergessen.
    Das aber wollte ich nicht. Dazu war ich nicht der Typ. Meine Neugierde war geweckt worden, und ich dachte auch an den geheimnisvollen Anrufer, der sich erst zum Schluß unseres Gesprächs vorgestellt hatte. Er nannte sich Zacharias.
    Ein biblischer Name, mit dem ich nicht viel anfangen konnte. Ein Mensch mit diesem Namen war mir bisher noch nicht begegnet.
    Zacharias und Erica.
    Zwei Namen, hinter denen sich Menschen verbargen. Menschen, die einmal geboren worden waren, die ein Schicksal hinter sich hatten, die irgendwo gelebt haben mußten, möglicherweise sogar in diesem einsamen Haus auf den Klippen.
    Ich drückte die Zigarette aus und verließ den Wagen. Das Haus interessierte mich, denn kein Mensch verließ diese Welt, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    So konnte ich nur hoffen, in diesen zahlreichen Räumen Hinweise zu finden, die mir die Tote als Person näherbrachten. Daß die Tür verschlossen war, daran glaubte ich nicht, aber ich hatte schon Mühe, sie aufzuziehen, weil der Wind darauf stand.
    Überrascht war ich von der Helligkeit der Eingangshalle. Ein antiquiert wirkender Kronleuchter sorgte für ausreichend Licht. Ich konnte jeden Winkel erkennen, sah auch die breite Treppe und wunderte mich über die karge Einrichtung. Eine Kommode mit einem Plattenspieler darauf, ein Stuhl, das war praktisch alles.
    Ich ging auf die Kommode zu. Eine schwarze Scheibe war noch aufgelegt. Auf dem Etikett in der Mitte las ich den Titel.
    Martha - ein Opernquerschnitt.
    War das die Musik gewesen, die Erica zuletzt gehört hatte? Bestimmt, denn es gab Menschen, die noch einmal etwas Besonderes taten, bevor sie in den Freitod gingen. Die einen betranken sich, die anderen gingen zu einer Hure, wieder andere ließen sich ihr Lieblingsgericht servieren; und dann gab es welche, die Musik hörten.
    Daß ich allein im Haus war, konnte ich fühlen. Ja, es war dieses Feeling vorhanden, und ich spürte auch keine Gefahr, die sich zusammenbraute.
    Mein Kreuz hatte sich nicht erwärmt. Meine Sinne waren nicht angespannt, ich kam mir nahezu locker vor, aber ich ärgerte mich auch darüber, daß ich von diesem geheimnisvollen Anrufer nicht mehr wußte als nur seinen Namen.
    Keine Adresse, keine Telefonnummer, einfach gar nichts. Nur der Name, aber eingetaucht in ein Nichts.
    Ich nahm mir vor, das Haus zu durchsuchen und schritt die breite Treppe hoch. Mit den Fingerkuppen trommelte ich auf den Handlauf.
    Auch in der ersten Etage fand ich keinen Hinweis auf eine lebende Person. Dafür viele Zimmertüren. Licht hatte ich genug, denn durch das Umdrehen eines altmodischen Schalters waren zwei Lampen an der Decke erhellt worden.
    Der Reihe nach schob ich die Türen auf.
    Leere Räume.
    Kein Lebewesen. Keine Maus, keine Ratte, keine Fliege, erst recht kein Mensch.
    Ein leeres Haus.
    Warum, zum Henker, stand es leer? Weshalb wurde es nicht bewohnt? Wem gehörte es? Und warum hatte sich seine letzte Bewohnerin umgebracht? Stand dieser Freitod in einem Zusammenhang mit diesem Haus?
    Ich stieß auch die letzte Tür auf. Oft ist es so, daß gerade beim Abschluß einer Durchsuchung etwas gefunden wird. Wohl nur im Kino, nicht bei mir, denn auch dieser Raum war leer.
    Es gab noch eine Etage darüber. Auch die untersuchte ich. Hier war der Flur schmaler. Dazu paßten auch die kleineren Zimmer, die ebenfalls leergeräumt waren.
    Nachdenklich blieb ich stehen und fragte mich, wo diese Erica gewohnt haben konnte? Einen Hinweis auf ein bewohntes Zimmer hatte ich nicht entdeckt.
    Ich ging wieder nach unten. In der zweiten Etage bemerkte ich noch nichts, dafür aber in der ersten, denn da traf mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher