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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist
Autoren: Jason Dark
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trotzdem.«
    Er lächelte kühl. »Welchen Grund sollte ich überhaupt haben, Ihnen das alles offenzulegen, wo Sie doch kein Kunde von mir sind, Mr. Sinclair?«
    »Da gäbe es verschiedene Gründe. Sie könnten zum Beispiel dafür sorgen, daß kein Verdacht entsteht.«
    »Gegen mich?«
    »Richtig.«
    Er schob die Unterlippe vor. »Ich möchte Ihnen zuvor erklären, daß ich kein Gesetzesbrecher bin. Ich arbeite zwar mit außergewöhnlichen Methoden, doch einen Grund, mich deshalb anzuklagen und vor Gericht zu stellen, gibt es nicht.«
    »Davon habe ich auch nicht gesprochen.«
    »Ich wollte es nur noch einmal klargestellt haben, Mr. Sinclair.« Er räusperte sich. »Um auf Ihre Frage zurückzukommen, muß ich Ihnen sagen, daß Kunden, die Begräbnisse an ungewöhnlichen Orten verlangen, auch bedient werden.«
    »Wo liegen diese Orte?«
    »Nun ja, da gibt es die allgemein bekannte Seebestattung, die auch Ihnen ein Begriff sein dürfte.«
    »Stimmt.«
    »Sehen Sie, das wäre eine außergewöhnliche Methode. Aber es gibt auch andere. Wenn ein Mensch an einem bestimmten Ort im Ausland begraben werden möchte, so regeln wir auch das.«
    »Das ist mir zu allgemein.«
    »Schön, dann werde ich konkreter.« Er legte seine hellen Hände mit den dicken und etwas zu kurzen Fingern übereinander. »Wenn Sie mir sagen, daß Sie irgendwo in der Taiga begraben werden wollen, werden wir dies für Sie regeln. Und wenn Sie einen verstorbenen Freund haben, dessen Wunsch der gleiche ist, werden wir uns bemühen, ihn zu erfüllen.«
    »Und das geht?«
    »Ja.«
    »Aber Sie haben nicht nur die Taiga im Programm?«
    »Dann würde über meinem Geschäft wohl der Pleitegeier kreisen.«
    »Wo lassen Sie noch begraben?«
    Seine Augen funkelten, als er sich vorbeugte. Die Lampe auf seinem Schreibtisch hatte einen halbrunden Schirm, der mit dunklen Ringen verziert worden war und ein entsprechend gedämpftes, schattiges Licht abgab, das auch sein Gesicht anleuchtete. »Es gibt ja geheimnisvolle Orte hier in Britannien. Alte Schlösser, unheimliche Friedhöfe, Höhlen, Tunnel, Felsengräber, Moore oder Orte, an denen einmal das Böse gewohnt hat und noch vorhanden ist.«
    »Und dort finden ihre toten Klienten die letzten Ruhestätten.«
    »Ja«, sagte Sellnick nach kurzem Zögern.
    »Abgesehen davon, daß diese Methode zumindest zwielichtig ist, warum haben Sie Britannien erwähnt? Arbeiten Sie nur hier im Land oder auch woanders?«
    »Pardon, wir sind international. Ich erwähnte ja die Taiga. Gerade mit der Öffnung des Ostens sind uns neue Möglichkeiten erschlossen worden.«
    Ich nickte. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, kennen Sie auch dort gewisse magische Orte, wo sie die Toten begraben.«
    »Genau. Alte Kreuzwege sind ein sehr beliebter Ort. Dort ist die alte Magie zumeist noch vorhanden, sagt man. Aber das müßten Sie besser wissen.«
    »Möglich.«
    »Sehen Sie. Ich habe mich mit meinem Geschäft auf die Wünsche der Kunden eingestellt und kann über Arbeit nicht klagen. Durch meine guten internationalen Beziehungen werden mir auch keine Steine in den Weg gelegt. Sie glauben nicht, wie froh ich darüber bin.«
    »Das denke ich mir.«
    Er nickte wie ein Lehrer, der froh war, seinem Schüler endlich die Integralrechnung nähergebracht zu haben. »Nun wissen Sie also Bescheid, Mr. Sinclair.«
    Ich wußte gar nichts. Es war mir zu allgemein. Er hätte mich jetzt an einen dieser Orte hinführen können, das wäre besser gewesen, so aber saß ich nur da, und mein Mißtrauen war gestiegen.
    »Kann ich selbst noch etwas für Sie tun?« erkundigte er sich.
    »Laden Sie auch Gäste zu diesen Beerdigungen ein?«
    »Nein, ich nicht. Aber wenn ein Kunde es wünscht, daß ein naher Angehöriger dabei ist und entsprechend bezahlt, so kann ich ihm den Wunsch nicht abschlagen.«
    »Aha.«
    »Haben Sie einen Angehörigen, der diesen Wunsch an Sie herangetragen hat, Mr. Sinclair?«
    »Noch nicht.«
    »Das ist natürlich schade.«
    »Stimmt.« Ich räusperte mich. »Um noch einmal auf die bestimmten Grabstätten zurückzukommen. Man kann Sie ja nicht mit normalen Friedhöfen vergleichen - oder?«
    »Nein, im Prinzip nicht, aber nicht immer.«
    »Können Sie mir einige Orte nennen, an denen Kunden von Ihnen unter der Erde liegen.«
    Er blieb stumm. Seine Stirn, sonst glatt, wies plötzlich ein Waschbrettmuster auf. »Sorry, aber ich sehe keinen Sinn darin, Ihnen in dieser Hinsicht behilflich zu sein. Ich habe Sie empfangen, ich stand Ihnen Rede und
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